Krankenversichert für nur 96 Fr. pro Monat? Diese Idee eines Nutzers sorgt im Netz für brisante Diskussionen


Krankenversicherung Gesundheit Krankenkassen

Krankenversichert für nur 96 Fr. pro Monat? Diese Idee eines Nutzers sorgt im Netz für brisante Diskussionen. Doch der Reihe nach ...

Die hohen Krankenkassenprämien und die neuerliche Franchisen-Explosion sind in aller Munde. Denn immer mehr Menschen in der Schweiz können sich die Prämien kaum mehr leisten. Trotzdem bestrafen SVP, FDP und CVP gezielt Kranke, Arme und Alte mit einer neuen, massiven Franchisenerhöhung (alle 4 Jahre plus 50.-). Geplant war im Parlament sogar eine Mindestfranchise von 500 Franken, die Motion wurde direkt auf Druck aus Versicherungskreisen und von deren verfilzten Erfüllungsgehilfen in den Reihen der FDP, SVP und CVP im Parlament eingereicht. Nur dank des Umstandes, dass im 2019 Wahljahr ist, liess die 500 Franken Mindestfranchise vorerst politisch scheitern.

Die Situation jedoch bleibt für viele Menschen weiterhin angespannt. Zu den monatlich hohen Krankenkassenprämien muss jeder die gewählte Franchise selber bezahlen: 300.- (neu 350.-), 500.-, 1000.-, 1500.-, 2000.- oder 2500.- plus maximal 700 Franken Selbstbehalt. Erst danach übernimmt die Krankenkasse 90% der Gesundheitskosten, der Versicherte zahlt die übrigen 10%.

 

 

96-Franken-Krankenversicherung ohne Franchise und Selbstbehalt

Jetzt aber wird in den sozialen Medien ein heikles Modell heiss diskutiert: Krankenkasse kündigen und nur 96 Franken Versicherungsprämie pro Monat bezahlen über eine Reisversicherung, ohne Selbstbehalt, ohne Franchise.

Der Haken: Es gibt in der Schweiz eine Versicherungspflicht. Und daher ist in der Praxis eine solche unsolidarische Umgehung illegal und auch nicht umsetzbar.

Achtung: Dies ist dezidiert kein Aufruf dazu, dem Beispiel des Nutzers zu folgen, weil wie erwähnt widerrechtlich.

Trotzdem interessant, beim Gesprächsverlauf zwischen «20 Minuten»-Lesern auf Facebook kurz hinzuschauen. Weil einmal mehr die hohen Prämienkosten thematisiert werden.

Das Parlament hat beschlossen, die Franchise bei der Krankenkasse zu erhöhen. Somit müssen sich Patienten in Zukunft mehr an den Gesundheitskosten beteiligen. Zu Recht? ? Ja! ???? Nein, Frechheit! ???? Keine Ahnung.

Gepostet von 20 Minuten am Dienstag, 5. März 2019

Dies schlägt zumindest ein Facebook-Nutzer öffentlich auf Facebook folgendermassen vor:


«Schweizer KK abmelden. Internationale Reise-Krankenversicherung übers Internet abschliessen. 96 Fr. pro Monat. Versicherungsdeckung bis zu 1 Millionen, ohne Franchise oder Selbstbehalt. Spitalkosten, Medikamente und Arztbesuche inbegriffen.

Das jetzige System mit Aufteilung erfordert einen riesigen bürokratischen Verwaltungsapparat. Im Prinzip zahlen wir nicht für unsere Gesundheit aber um diesen Verwaltungsapparat am Leben zu erhalten.» (D.C. auf Facebook)
 


«Ich buche diese über AXA international oder Europäische Reiseversicherung. AXA oder Europäische Reiseversicherung haben etwa gleiche Leistungen.» (D.C. auf Facebook)
 

Klingt erstmal sehr interessant. Auf den zweiten Blick stellen sich aber durchaus auch rechtliche Fragen. Denn in der Schweiz ist die Grundversicherung bei einer Krankenkasse obligatorisch. Auch wäre eine solche Umgehung unsolidarisch. Entsprechend äussern andere Nutzer auf Facebook ihre Einwände:


«Erzähl mir mal mehr über diese Internationale Krankenkasse. Wenn man in der CH wohnt ist doch die CH Krankenkasse obligatorisch?» (Frage eines Facebook-Nutzers)
 


«Mir egal ob obligatorisch oder nicht. Habe mich einfach abgemeldet. Vor 8 Jahren hatte ich einen schweren Unfall mit ungefähr 1 Jahr Erwerbsausfall. Hatte eine KK Versicherung mit einer kleinen Franchise. In der Folge hat mir die SUVA nur minimalsten Erwerbsausfall und Spitalkosten gezahlt. Den Rest haben sie auf meine KK abgewälzt. Diese wiederum hat sich geweigert zu zahlen. So stand ich da mit fast 100'000 Fr. Spital - und Behandlungskosten die ich selber zahlen sollte. Sie haben mich sogar dafür betrieben.

Meine internationale Reise - Krankenversicherung zahlt alles, ohne zu hinterfragen. Medikamente, ärztliche Behandlungen usw.

Bei meinem Umzug hat die Wohngemeinde gesagt, ich brauche ein Krankenkasse. Sie würden eine auf meinen Namen eröffnen. Ich habe mich einfach geweigert zu zahlen.» (D.C. auf Facebook)
 


«hend sie nie problem gha mit dr gmeint oder betribig wo sie euch zwangs ahgmeldet hei?» (Frage eines Facebook-Nutzers)
 


«Nach Umzug in eine neue Gemeinde wollte mir diese schon eine KK aufdrängen. Ich habe denen einfach gesagt dass die KK zwar obligatorisch sei, aber es steht nirgends geschrieben dass man die auch zahlen muss!» (D.C. auf Facebook)
 


«Also hab es probiert aber es geht nicht....die sagen es ist Obligatorisch KK geht nicht.» (Frage eines Facebook-Nutzers)
 


«KK will das nicht. Wenn mir die obligatorische KK nicht zahlt, obwohl ich so viel Geld zahle, dann brauche ich keine KK. Internationale Reise - Krankenversicherung zahlt immer.» (D.C. auf Facebook)
 


«Ja sehr interessant...was machen den die KK wenn man plötzlich nicht mehr bezahlt? Bekommt man Betreibungen? Und wenn ich krank bin was sage ich meinem Arzt? Und lebst Du in der Schweiz? Wie ist es mit der Steuererklärung? Bitte erzähl uns alles.» (Frage eines Facebook-Nutzers)
 


«Ich habe eine Police von meiner KV. Zeige diese dem Arzt und fertig. Ich hatte vor 8 Jahren einen schweren Unfall. Bis heute streiten sich SUVA und KK wer zahlt. Interessiert das Spital nicht. Man hat die Rechnung von rund 100'000 Fr. auf mich abgewälzt und mich auch dafür betrieben. Wenn meine KK nicht zahlen will, brauche ich keine, darum habe ich mich abgemeldet. Man wollte mich von der Gemeinde dazu zwingen, eine neue abzuschliessen indem sie für mich eine eröffnet haben. Habe denen einfach gesagt dass zwar die KK obligatorisch ist, aber es steht nirgends geschrieben dass man die auch zahlen muss. Ausserdem habe ich dem Vertrag nicht zugestimmt, respektive selber unterschrieben. Nach zwei mal Betreiben für die Prämien und Rechtsvorschlag haben sie es aufgegeben. Ich habe von denen nie Leistungen bezogen.» (D.C. auf Facebook)
 


«Interessanter Aspekt... Ich hatte zwar eine Reise-KK die war von der Deckung her tatsächlich viel besser und noch um vielfaches günstiger, durfte dafür aber nicht in der Schweiz gemeldet sein... in der Schweiz bekommst du keine wenn du dich abmeldest.» (Frage eines Facebook-Nutzers)
 


«Wenn man z.B über AXA Schweiz bucht, dann kann es schon sein dass sie hinterfragen. Bei AXA International kein Problem. Die Abwicklung läuft über das Internet mit einer elektronischen Police. Man muss im Krankheitsfall nur Versicherung und Policennummer angeben. Bei der Europäischen Versicherung ist sogar ausdrücklich vermerkt dass sie in der Schweiz gültig ist.» (D.C. auf Facebook)
 


«Aufgrund des gesetzlich festgelegten Obligatoriums besteht KEINE Möglichkeit für Versicherte (in der CH wohnhaft und/oder arbeitstätig) dem geposteten Vorschlag zu folgen.» (Kommentar eines Facebook-Nutzers)
 


«Sicher, jederzeit. Obligatorium hin oder her.» (D.C. auf Facebook)
 



«Krankenversicherung ja, aber keine KK. Der Unterschied ist, dass erstere meine Arztkosten ohne Selbstbehalt, Franchise oder ähnlich zahlt, ohne zu hinterfragen, inklusive die in der Schweiz sogenannten nicht versicherten Kosten. Ausserdem fressen KK Prämien einen grossen Teil der Altersrente weg. Viele Rentner geraten deswegen in Schwierigkeiten und müssen trotz Prämienverbilligung Ergänzungsleistungen oder Unterstützung von der Sozialhilfe beziehen, damit sie einigermassen durchkommen. Wenn ich mich mit Wohnsitz in der Schweiz im Ausland behandeln lassen will, geht der Papierkrieg erst richtig los. Die KK sind diesbezüglich sehr streitfreudig. Meine internationale Krankenversicherung übernimmt das ohne zu hinterfragen. Mit einer Versicherungsdeckung bis zu einer Million. Ein Jurist aus der Finanzabteilung des Universitätsspitals Zürich hat mir kürzlich gesagt dass man es vorzieht wenn sie mit meiner internationalen Krankenversicherungs - Police abrechnen können. Ist weniger umtriebig als mit den Schweizer KK's.

Die Krankenkassenprämien haben sich in 15 Jahren verdoppelt, aber die KK Leistungen sind genau die gleichen geblieben. Gemäss Comparis gab es letztes Jahr 600 Millionen Fr. an Prämienausständen bei den Schweizer Krankenkassen, welche mit mässigem Erfolg über die Betreibungsämter einzufordern versucht wurden. Der grösste Teil davon basiert darauf dass die Versicherten ihre Prämien aus wirtschaftlichen Gründen nicht zahlen können. Da wird auch bei einer Pfändung nicht viel zu holen sein. Alters- oder IV Renten können sowieso nicht gepfändet werden. Wie ebenfalls Comparis zu entnehmen ist, kündigen viele in Zahlungsverzug geratene Leute ihre KK gar nicht und wechseln einfach zu einer anderen. Wenn die alte KK auf dem Rechtsweg nach einer Weile keinen Erfolg hat, respektive keine Hoffnung besteht, dass Betreibungen oder Pfändungen Erfolg haben und der Versicherte keine Leistungen mehr beansprucht, stellen sie ihre Prämienforderungen ein.» (D.C. auf Facebook)
 


«Mittlerweile kann man auch in Deutschland Krankenversicherungen abschliessen für die Schweiz. Auch von der Schweiz aus gültig. Abrechnung wie Schweizer KK. Diese Variante wird von vielen Ausländern genutzt, die ihren festen Wohnsitz in der Schweiz haben. Ist auch für Schweizer verfügbar.» (D.C. auf Facebook)
 

Fazit: Interessant in der Theorie, in der Praxis aber wohl mit vielen rechtlichen Hürden verbunden, weil widerrechtlich und unsolidarisch. Vor allem da die Grundversicherung obligatorisch ist in der Schweiz. Weshalb dezidiert davon abzuraten ist.


Jetzt kommentieren?
Teile Deine Meinung mit ...
 

 

Vielleicht interessiert Dich auch:


Lokal. Regional. National. CH - www.ConvivaPlus.ch Autor: Schweiz - Redaktion

Die Schweiz kompakt - ConvivaPlus.ch
Lokales, regionales und nationales Wissen.

 

(Last updated: 17.03.2019, 19:43)