Gigantischer Plastikmüll-Filter soll die Weltmeere retten

Die grössten Aufräumarbeiten aller Zeiten: Der 18 bis 23 Millionen Quadratkilometer grosse Great Pacific Garbage Patch wird auch als die grösste Müllhalde der Welt bezeichnet. Der „achte Kontinent“ ist heute zwei- bis dreimal so gross wie die USA, je nach Studie. Es würde ungefähr 97’000 Jahre dauern, den Ozean mit herkömmlichen Netzen von dieser Menge Müll zu reinigen. Jährlich gelangen weitere 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane (Stand 2010, National Geographic). Bis ins Jahr 2050 werden nach Gewicht mehr Plastikteile in den Weltmeeren schwimmen als Fische (Quelle: Ellen McArthur Foundation). Nun aber soll ein gigantischer Wasserfilter der Organisation Ocean Cleanup die Meere vom Plastikmüll befreien, angefangen beim Great Pacific Garbage Patch.


«Durch eine flächendeckende Einführung unseres Systems könnten 50% des Great Pacific Garbage Patch in 5 Jahren gesäubert werden.»
 


 

So reinigen sich die Ozeane selber:

Umweltverschmutzung Plastik Müll in Gewässer

 


Meeresströmungen als treibende Kraft:
Der sogenannte «Great Pacific Garbage Patch» liegt zwischen Hawaii, dem kalifornischen Festland und Asien. Die Strömungswirbel in der Nähe des Äquators (Nordpazifikwirbel) treiben hier die Plastikteile zusammen und lassen sie nicht mehr aus den Strudeln heraus, so dass sich in der Folge eine riesige Plastikinsel herausbildet. Seit dem 19. Mai 2018 laufen nun grossangelegte Tests, um diesem globalen Problem endlich Herr zu werden.

Eine 120 Meter lange Plastikfilter-Konstruktion liegt in der Bucht San Franciscos, 50 Seemeilen von der Küste entfernt. Ocean Cleanup hat ein passives System entwickelt, das die Meeresströmungen als treibende Kraft nutzt, um den Kunststoff einzufangen und zu konzentrieren. «Der Filter besteht aus verschweisten Kunststoffrohren, an denen ein feines Netz drei Meter in die Tiefe hängt», wie «heise» beschreibt. Durch Gewichte am Meeresboden bleiben die Wasserfilter an ihrem Platz. Seile spannen derweil das Rohr bogenförmig zu einer U-Form. So soll sich der gesammelte Plastikmüll in der Mitte des Wasserfilters konzentrieren und der Ozean sich quasi selber reinigen, indem die Strömung das Plastik von alleine in das Auffangsystem hinein treibt. Der hochkonzentrierte Schutt wird gepuffert, bis er abgebaut und an Land transportiert wird.

 

Der recyclende Meeres-Plastikfresser:


Ocean Cleanup will nach den Tests mit den 120 Meter langen Wasserfiltern vor San Francisco 60 solche Plastikfänger mit einer Länge von jeweils mindestens 600 Metern ins offene Meer manövrieren. Mit einem ehrgeizigem Ziel: Bis Ende Jahr will Ocean Cleanup fünf bis zehn Kubikmeter Plastik einsammeln - pro Woche!
 

Das Plastik soll dann nachhaltig recycelt und wieder gewinnbringend verkauft werden, um einerseits die Aufräumarbeiten profitabel zu machen. Andererseits soll so verhindert werden, dass der Plastikmüll in Mikroplastik-Teile zerfällt. Auf diese Weise soll 90 Prozent des schwimmenden Plastikmülls ab einer Grösse von 20 mm eingesammelt werden.


Ocean Cleanup Simulation [video]:


 

 

Befürworter und Gegner:

Hinter der Erfindung steckt ein damals noch 18-jähriger Student namens Boyan Slat. Über 100 Forscher arbeiteten an einer Machbarkeitsstudie seiner Idee und erklärten das Projekt für lohnend.

«Wenn der Plastik-Kunststoff in Umlauf gebracht wird, wirkt er sich auf unsere Ökosysteme, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft aus. Die Lösung erfordert eine Kombination aus dem Schliessen der Quelle und dem Aufräumen dessen, was sich bereits im Ozean angesammelt hat.»


Gegenüber dem deutschen Fernsehen erklärte Slat 2016: «Wir werden eine zwei Kilometer lange Barriere vor der Küste von Japan bauen. Das wird das erste funktionierende System sein, das wir in den Ozean aufbauen. Das wird das erste Mal sein, dass wir so Plastik aus dem Ozean ziehen.»
 

Ambitionierte Ziele. Mittels Crowdfunding sammelten Slats Firma und seine Wissenschaftler bereits rund 35 Millionen Dollar ein. Unterdessen sind auch finanzkräftige Investoren an Bord gekommen, wie z.B. unter anderem der Milliardär Peter Thiel und die Stiftung der Schweizer Privatbank Julius Bär. Trotzdem weht dem jungen Saubermann heftiger Wind von Kritikern entgegen (à la «zu schön, um wahr zu sein»). Das Projekt sei «Geldverschwendung» und gehe falsch in der Annahme, dass der Plastikmüll eine geschlossene Fläche darstelle. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Mikroplastik-Problem, das heisst Plastikteile von unter 5 Milimeter Grösse - und folglich zu klein für Slats ausgeklügelten Plastikfilter. Ungeachtet aller Kritik schreitet Boyan Slat mit seinem Projekt, die Weltmeere von Plastikabfall zu säubern, weiter voran. Bis Ende Jahr sollen die ersten Filter 1600 Kilometer vor der amerikanischen Pazifikküste das Meer kontinuierlich von Plastikmüll befreien. Bis 2020 soll der vollständige Einsatz der Systeme erreicht werden.


The Ocean Cleanup's Most Advanced Scale Model Test to Date [video]:


 

Weiterführende Informationen:
The Cleanup Ocean (Webseite)

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(Last updated: 25.05.2018, 11:34)