Beim World Series of Poker Main Event 2025 hat der Sieger 10 Millionen US-Dollar eingespielt. Profis wie Daniel Negreanu und Phil Ivey sind mit Poker seit Jahrzehnten erfolgreich. Wie ist das möglich? Welche Karten man beim Pokern ausgeteilt bekommt, ist doch Glückssache. Oder steckt mehr hinter dem Kartenspiel? Kann man sein Glück erzwingen?

Bild: Pixabay
Von Glücksspielen ist die Rede, wenn Einsätzen eine zufällige Gewinnchance gegenübersteht. In Online Casinos Schweiz besteht an Video-Slots in jeder Runde eine kleine Chance, Freispiele auszulösen. Beim Blackjack sind 20 Punkte oft eine gewinnbringende Punktzahl – ausser, beim Kartengeber liegen 21 Punkte aus. Beim Pokern sind zwei Asse die beste Starthand – und doch kann man verlieren, wenn der Gegner das Glück hat, mit den Gemeinschaftskarten eine stärkere Hand zu bilden.
Ist die Frage damit bereits geklärt? Nein. Zwar ist unbestritten, dass der Zufall beim Pokern eine wichtige Rolle einnimmt. Doch im Gegensatz zu anderen Casino-Spielen hat Poker ebenso eine taktische Komponente.
Texas Hold’em ist derzeit die meistgespielte Poker-Variante. In jedem Durchlauf gilt es vielerlei Entscheidungen zu treffen. Zu Beginn bekommen alle Spieler am Tisch eine zufällige Starthand ausgeteilt. Doch der Spieler befindet darüber, ob Karten abgeworfen werden sollten. Oder ob das Blatt stark genug ist, um einen Einsatz anzubringen.
Auch bei den Einsätzen muss nachgedacht werden. Poker wird meist No-Limit gespielt, das bedeutet, Einsätze sind frei wählbar. Solver, die am PC spieltheoretisch optimales Poker spielen, variieren beim Einsatz scheinbar wahllos zwischen 10 %, 33 %, 66 % oder 125 % des Pots. Essenziell ist die Bandbreite der möglichen Hände (Ranges) – beim Spieler wie bei seinen Kontrahenten.
Poker ist noch dazu ein unehrliches Spiel. Vorzutäuschen, eine starke Hand zu haben, ist erlaubt. Und Bluffs sind sogar notwendig, um beim Pokern dauerhaft eine Chance zu haben. Auch Tells – die Körpersprache des Gegenübers – kann einbezogen werden, um in kritischen Spielsituationen den Ausschlag zu geben.
Konzentration und eine lange Aufmerksamkeitsspanne steigern beim Pokern die Gewinnchance. Anders etwa an Spielautomaten: Ob nachdenklich oder wahllos – hier entscheidet bloss der Zufallszahlengenerator über Gedeih und Verderb.
Strategische Raffinesse muss sich beim Pokern trotzdem nicht bezahlt machen. Zumindest nicht sofort. Wer zehnmal die besten Spielzüge aneinanderreiht, kann glücklos ins Minus rutschen. Genauso ist es möglich, zehnmal danebenzugreifen – und jedes Mal Fortuna auf seiner Seite zu wissen.
Poker-Hartgesottene bringen an dieser Stelle die Varianz ins Spiel. Dabei handelt es sich um ein Mass aus der Mathematik, um Abweichungen von einem Mittelwert zu beschreiben. Ist die langfristige Gewinnrate bekannt, lässt sich die Varianz simulieren und grafisch darstellen. Je niedriger die Gewinnrate, desto wahrscheinlicher ist ein Verlust – trotz guter Entscheidungen.
Mit der Zeit wird sich der strategisch besonnen und ruhig agierende Spieler immer durchsetzen. Jedoch ist die Gewinnrate zumeist weder fix noch bekannt. Angehende Profis zweifeln daher bei einer Talfahrt rasch am eigenen Spiel. Und diese Zweifel können die Entscheidungsfindung am Tisch negativ beeinträchtigen.
Für Casinos ist unerheblich, ob Poker ein Glücksspiel ist. Blackjack, Roulette und andere Games haben Spielregeln, die dem Veranstalter Gewinne zusichern. Auszahlungsquoten sind so gewählt, dass ein Hausvorteil besteht – zuungunsten der Spieler.
Beim Pokern verdient der Betreiber auf anderem Wege Geld. Bei Turnieren ist neben dem Buy-in eine Teilnahmegebühr zu leisten. In Cashgames wiederum entnimmt das Casino jedem Pot einen Anteil, Rake genannt. Wie hoch diese Rake-Gebühren bemessen sind, ist unterschiedlich.
Ob clevere Strategen Poker erfolgreich bestreiten, ist ohne Belang, solange dies nicht disruptive Folgen hat. Zum Beispiel wäre vorstellbar, dass schwächere Akteure der Spielstätte fernbleiben. Beim Blackjack werden Kartenzähler dagegen regelmässig gebeten, das Gebäude zu verlassen.
Bei vorhandenem Geschick und überlegtem Handeln ist ein Scheitern nicht immer abzuwenden. Des Öfteren verlieren eigentlich fähige Spieler alles, stehen vor einem Scherbenhaufen. Das Problem: Mangelndes Bankroll-Management. Hohe Einsätze bei schmalem Budget treiben den sogenannten Risk of Ruin in die Höhe: Das Risiko, am Ende bei null zu stehen.
Sich mit CHF 500 an den Tisch zu setzen, wenn CHF 1’000 die gesamte Bankroll ausmachen, ist waghalsig. Denn manchmal ist es wie verhext: Jeder Pot wandert Richtung Gegner, kein Blatt behält bis zum River die Oberhand. Wie viele Buy-ins man vorhalten sollte, hängt von der persönlichen Gewinnrate ab. Für den Anfang empfiehlt sich: Äusserste Vorsicht.
Je nach Variante ist der Zufall umso launischer. Bei Pot-Limit Omaha bekommen die Spieler vier Startkarten ausgeteilt. Gewinnwahrscheinlichkeiten laufen enger zusammen, zwei Asse sind nicht so übermächtig wie bei Texas Hold’em.
Prinzipiell ist Poker ein Hobby, mit dem man Geld verdienen und seinen Lebensunterhalt sichern kann. Doch sogar Trainingsportale raten davon ab, sich sofort aufs Pokern zu stürzen. Einer klassischen Erwerbstätigkeit nachzugehen, ist viel einfacher.
Zu Beginn einer Poker-Karriere muss man sich viel trockene Theorie aneignen. Und selbst Jahre später werden Kenntnisse tagtäglich mit Solver-Programmen verfeinert. Berichten zufolge sind allenfalls 10 Prozent der Spieler profitabel, und noch weniger finanzieren mit Poker ihr Leben.
Wer Poker ernst nehmen will, sollte das Spiel zunächst als Hobby betrachten. Wer mit geringen Einsätzen einsteigt, kann Spielpraxis sammeln und Erfahrung sammeln. Wer nach zwei oder drei Jahren feststellt, dass der Feuereifer nicht nachlässt, kann immer noch einen Karrierewechsel anstreben.