Autos werden immer grösser – und mit ihnen die Probleme. SUVs und ähnliche Kolosse blockieren zunehmend unsere Städte, verschlingen wertvolle Ressourcen und gefährden nicht nur die Umwelt, sondern auch die Sicherheit auf unseren Strassen. Während die meisten Fahrzeuge 95 % ihrer Zeit ungenutzt herumstehen, nehmen sie Platz ein, der für Grünflächen, Radwege oder Spielplätze genutzt werden könnte. Doch warum tolerieren wir diesen Luxus, der uns alle belastet? Zeit für eine schonungslose Analyse.
Symbolbild: SUVs nehmen Platz und verdrängen andere Verkehrsteilnehmer: Konflikt zwischen Autos, Radfahrern und Fussgängern.
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Die durchschnittliche Fahrzeuggrösse hat seit den 1980er Jahren signifikant zugenommen. Eine Studie des «Center Automotive Research (CAR)» der Universität Duisburg-Essen zeigt, dass die Fahrzeugbreite im Schnitt von 1,679 Metern im Jahr 1990 auf 1,802 Meter im Jahr 2018 gestiegen ist – ein Plus von 12,3 Zentimetern bzw. 7,3 % (Quelle: MotorTalk). Zudem berichtet «Der Standard», dass Fahrzeuge seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt um 20 Zentimeter länger, 10 Zentimeter breiter und 7 Zentimeter höher geworden sind (Quelle: Der Standard). Diese Daten verdeutlichen den Trend zu grösseren Fahrzeugen in den letzten Jahrzehnten.
Im Vergleich zu den 1970er- und 1980er-Jahren haben moderne Autos deutlich an Grösse zugelegt.
Längenzuwachs:
Die Entwicklung des Volkswagen Golf deckt den allgemeinen Trend zu grösseren Fahrzeugen schonungslos auf. Seit der Einführung des Golf I im Jahr 1974 bis zum aktuellen Golf VIII haben sich die Abmessungen wie folgt verändert:
Golf I (1974): 3,705 Meter lang, 1,610 Meter breit.
Golf VIII (2020): 4,282 Meter lang, 1,789 Meter breit.
Dies entspricht einer Zunahme von etwa 58 cm in der Länge und 18 cm in der Breite (Quelle: Golf I Abmessungen: VW Golf I und Golf VIII Abmessungen).
Gewichtszuwachs: Der Volkswagen Golf hat zudem seit seiner Einführung im Jahr 1974 eine erhebliche Gewichtszunahme erfahren. Das Leergewicht des Golf I lag bei etwa 750 kg, während der aktuelle Golf VIII je nach Modell ein Leergewicht zwischen 1.255 kg und 1.670 kg aufweist. Dies bedeutet eine Gewichtszunahme von mindestens 505 kg, was einem Anstieg von über 67 % entspricht.
Insbesondere der SUV-Boom der letzten zwei Jahrzehnte hat den Anstieg der Fahrzeugabmessungen massiv beschleunigt:
Breite von SUVs: Viele aktuelle Modelle überschreiten eine Breite von 2 Metern. Zum Beispiel hat der Audi Q7 eine Breite von 1,97 Metern ohne Spiegel und 2,21 Metern mit ausgeklappten Spiegeln, was in städtischen Gebieten oft problematisch ist (Quelle: CarWiki).
Vergleich zu früher: Ein VW Passat der 1980er-Jahre hatte eine Länge von etwa 4,545 Metern. Im Vergleich dazu sind heutige SUVs wie der BMW X5 oder der Mercedes GLE oft länger als 4,90 Meter und deutlich schwerer. Diese Dimensionen übersteigen den tatsächlichen Bedarf vieler Verbraucher, werden jedoch als „Standard“ vermarktet (Quelle: AutoData und CarWiki).
Grössere Autos haben nachweislich erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt:
CO2-Emissionen: SUVs verbrauchen im Durchschnitt etwa 20 % mehr Kraftstoff als Mittelklassewagen, was zu höheren CO2-Emissionen führt. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) verursachen SUVs heute 31 % der globalen Pkw-Emissionen (Quelle: Statista).
Materialverbrauch: Moderne SUVs sind aufgrund ihrer Grösse und Ausstattung schwerer als frühere Fahrzeugmodelle. Ein durchschnittliches SUV wiegt etwa 200–300 kg mehr als ein Mittelklassewagen und benötigt entsprechend mehr Material in der Produktion (siehe Quelle: SUVs stossen mehr CO2 aus als Japan oder Deutschland).
Elektrifizierung als Belastung: Elektrische SUVs benötigen grössere Batterien, um ihre Masse und den erhöhten Energiebedarf zu kompensieren. Dies führt zu einem höheren Ressourcenverbrauch bei der Herstellung und kann den ökologischen Vorteil von Elektrofahrzeugen reduzieren.
Parkplatzbedarf: Die Breite moderner SUVs erfordert grössere Parkplätze. Viele ältere Parkhäuser sind für aktuelle Fahrzeuge, die oft breiter als 2 Meter sind, nicht ausgelegt. Ursprünglich wurden Parkplätze für Autos mit einer Breite von maximal 1,80 Metern konzipiert (Quelle: ADAC).
Verdrängung von Alternativen: Grosse Fahrzeuge beanspruchen wertvollen Platz in Städten, der für Radwege, Grünflächen oder Fussgängerzonen genutzt werden könnte. In urbanen Gebieten führt der zunehmende Platzbedarf von SUVs zu einer Verdrängung umweltfreundlicher Verkehrsmittel und beeinträchtigt die Lebensqualität.
Diese Entwicklungen weisen auf die Notwendigkeit hin, den Trend zu immer grösseren Fahrzeugen zu überdenken, um Umweltbelastungen zu reduzieren und den öffentlichen Raum effizienter zu nutzen.
Grössere Fahrzeuge, insbesondere SUVs, erhöhen nicht nur das Risiko für Fussgänger und Radfahrer, sondern verschlimmern auch die Schwere von Unfällen.
Erhöhte Fronten:
SUVs besitzen höhere und steilere Frontpartien im Vergleich zu kleineren Fahrzeugen. Bei Kollisionen treffen diese erhöhten Fronten Fussgänger und Radfahrer in empfindlicheren Körperregionen, was zu schwereren Verletzungen führt. Eine Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) zeigt, dass Radfahrer bei Zusammenstössen mit SUVs häufiger schwere Verletzungen erleiden als bei Unfällen mit herkömmlichen Pkw (Quelle: Studie belegt schwerere Verletzungen).
Schwierigere Manövrierbarkeit:
In städtischen Gebieten mit engen Strassen und begrenztem Parkraum sind grössere Fahrzeuge schwerer zu manövrieren. Ein grösserer Wendekreis erschwert das Einparken und Navigieren, was das Risiko von Kollisionen erhöht. Fahrzeuge mit einem kleineren Wendekreis können in solchen Umgebungen schneller und sicherer manövriert werden, wodurch das Unfallrisiko sinkt (Quelle: Wendekreis bei Autos: Der Schlüssel zur perfekten Manövrierfähigkeit in der Stadt).
Diese Faktoren unterstreichen die erhöhten Gefahren, die von grösseren Fahrzeugen im Strassenverkehr ausgehen, insbesondere für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fussgänger und Radfahrer.
Städte neu denken: Um den negativen Auswirkungen grosser Fahrzeuge entgegenzuwirken, setzen Städte weltweit auf innovative Massnahmen:
Reduzierung von Parkplätzen: Städte wie die eigentlich als Autostadt bekannte Weltmetropole Paris und Oslo haben begonnen, innerstädtische Parkplätze grossflächig zurückzubauen und in Grünflächen oder Radwege umzuwandeln, um den öffentlichen Raum lebenswerter zu gestalten und den Fuss- und Radverkehr zu fördern (Quelle: Autofreie Innenstadt Beispiele: Diese Städte haben den Verkehr ausgeschlossen).
Breitere Gebührenmodelle: Durch die Einführung von Parkraummanagement und die Reduzierung von Stellplätzen kann der öffentliche Raum gerechter verteilt und die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel gefördert werden (Quelle: Den öffentlichen Raum gerechter verteilen: Fakten zum Thema Parken).
Der Vergleich zu früher zeigt eindeutig, wie stark Autos an Grösse und Gewicht zugelegt haben. Diese Entwicklung bringt nicht nur ökologische und sicherheitstechnische Herausforderungen mit sich, sondern beeinflusst auch die Lebensqualität in urbanen Räumen. Es ist an der Zeit, unser Verhältnis zum Automobil kritisch zu hinterfragen und nachhaltige Mobilitätskonzepte zu fördern, die den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer gerecht werden.
Antwort: Autos wachsen aus mehreren Gründen:
Nachfrage nach SUVs: Sie gelten als sicher, geräumig und prestigeträchtig.
Technische Ausstattung: Neue Sicherheits- und Komfortsysteme wie Batterien oder Assistenzsysteme erhöhen Gewicht und Grösse.
Gesetzliche Anforderungen: Crash-Tests und Umweltstandards erfordern stärkere Karosserien.
Fakt: SUVs machen inzwischen über 45 % der Neuzulassungen in Europa aus (Quelle: Auto & Wirtschaft).
Antwort: Nur für die Insassen, nicht aber für andere Verkehrsteilnehmer:
Erhöhtes Verletzungsrisiko für Fussgänger und Radfahrer: Eine Studie des European Transport Safety Council (ETSC) zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen für Insassen von SUVs um 25 % sinkt, während sie für Insassen von Pkw, die in einen Unfall mit einem SUV verwickelt sind, um 20 % steigt. Für Fussgänger oder Radfahrer, die von einem Pick-up erfasst werden, steigt das Risiko schwerer Verletzungen um 90 % und das Todesrisiko um fast 200 % (Quelle: ETSC).
Höheres Risiko bei Abbiegeunfällen: Laut einer Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) sind SUVs beim Linksabbiegen um 23 % häufiger in Unfälle mit Fussgängern verwickelt als herkömmliche Pkw. Ausserhalb von Kreuzungen ist das Risiko, einen Fussgänger anzufahren, bei SUVs um 61 % höher. (Quelle: T-Online).
Gefährdung durch Fahrzeugdesign: Die hohe Frontpartie von SUVs erhöht das Risiko schwerer Verletzungen bei Kollisionen mit Fussgängern und Radfahrern. Eine belgische Studie zeigt, dass die durchschnittliche Motorhaubenhöhe von Fahrzeugen zwischen 2000 und 2021 um 15 % gestiegen ist, was das Verletzungsrisiko für ungeschützte Verkehrsteilnehmer erhöht (Quelle: ETSC).
Diese Studien unterstreichen die erhöhten Risiken, die von grösseren Fahrzeugen wie SUVs für andere Verkehrsteilnehmer ausgehen. Es ist wichtig, solche Daten bei der Diskussion über Fahrzeugdesign und Verkehrssicherheit zu berücksichtigen.
Antwort: SUVs benötigen bis zu 25 % mehr Platz als herkömmliche Fahrzeuge.
Breite eines Audi Q7 (mit Spiegeln): 2,21 Meter.
Vergleich: Ein VW Golf VIII misst nur 1,79 Meter.
Grössere Autos passen oft nicht in Parklücken älterer Parkhäuser.
Antwort:
SUVs verbrauchen 20–25 % mehr Kraftstoff als Mittelklassewagen.
Die Herstellung eines SUV benötigt mehr Ressourcen wie Stahl und Aluminium.
Fakt: SUVs waren zwischen 2010 und 2020 die zweitgrösste Quelle für CO2-Emissionen weltweit (Quelle: IEA).
Antwort: Städte wie Oslo, Paris und Barcelona haben begonnen, Parkplätze in Grünflächen oder Fußgängerzonen umzuwandeln.
In Oslo wurden autofreie Zonen eingerichtet, die den CO2-Ausstoss um 35 % senkten.
In Paris gibt es Sondergebühren für SUVs.
Antwort: Nur bedingt.
Batterien: Elektro-SUVs benötigen größere Batterien, die mehr Ressourcen wie Lithium, Kobalt und Nickel verbrauchen.
Gewicht: Sie wiegen oft mehr als 2,5 Tonnen und belasten Strassen und Umwelt.
Fakt: Ein Tesla Model X wiegt über 2,6 Tonnen – doppelt so viel wie ein Kleinwagen.
Antwort:
Steuern: Höhere Abgaben für breite und schwere Fahrzeuge.
Parkgebühren: Sondergebühren für SUVs in Städten.
Förderung: Subventionen für kleine, effiziente Fahrzeuge und Ausbau von Carsharing.
Antwort: Studien zeigen, dass private Pkw im Durchschnitt nur eine Stunde am Tag genutzt werden.
Platzverschwendung: Ein Parkplatz für ein Auto zu viel m2 – Raum, der besser genutzt werden könnte.
Antwort: Studien zeigen, dass private Pkw im Durchschnitt nur eine Stunde am Tag genutzt werden.
Kompaktwagen: Kleinere Autos wie der VW Polo sind effizienter und günstiger.
Carsharing: Reduziert die Anzahl der benötigten Fahrzeuge.
Öffentlicher Nahverkehr: Entlastet Städte und senkt den CO2-Ausstoss.
Antwort: Es gibt erste Trends zu kleineren, nachhaltigeren Fahrzeugen:
Städte fördern Carsharing und den Ausbau von Radwegen.
Hersteller experimentieren mit Mikromobilität, wie elektrischen Kleinstfahrzeugen.