Autos sind für 90% des Mikroplastik verantwortlich


Mikroplastik hat sich zu einer der drängendsten Umweltbedrohungen unserer Zeit entwickelt, mit weitreichenden Folgen für Ökosysteme, Tierwelt und sogar die menschliche Gesundheit. In der Schweiz hat die wissenschaftliche Forschung alarmierende Erkenntnisse zu Tage gefördert: Etwa 90% des in der Umwelt gefundenen Mikroplastiks stammen aus dem Abrieb von Fahrzeugreifen. Diese Zahl ist besonders beunruhigend, wenn man bedenkt, dass Mikroplastikpartikel aufgrund ihrer geringen Grösse leicht in Wasserwege gelangen, die Bodenqualität beeinträchtigen und in die Nahrungskette eindringen können, wo sie potenziell schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Die Tatsache, dass ein so grosser Anteil des Mikroplastiks direkt auf den Verkehr zurückzuführen ist, wirft wichtige Fragen bezüglich unserer Mobilitätsgewohnheiten und der Materialien auf, die in der Automobilindustrie verwendet werden.

Inhalte:

 

 

Die Quelle des Problems: Fahrzeugreifen
Mikroplastik stammt zu 90 Prozent von Pneus



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Fahrzeugreifen stellen aufgrund ihrer spezifischen Beschaffenheit und der Art und Weise, wie sie verwendet werden, eine bedeutende Quelle für Mikroplastik in unserer Umwelt dar. Jedes Mal, wenn ein Fahrzeug in Bewegung gesetzt wird, entsteht durch die Interaktion der Reifen mit der Strassenoberfläche Abrieb. Dieser Abrieb besteht aus kleinen Gummi- und Plastikpartikeln, die in die Umgebung freigesetzt werden und letztendlich zu einer Ansammlung von Mikroplastik führen. Diese Partikel können kleiner als 5 Millimeter sein und werden deshalb als Mikroplastik klassifiziert, welches besonders besorgniserregend für die Umwelt ist.

Besonders intensive Fahrmanöver wie scharfes Anfahren – oft als "Kavaliersstart" bezeichnet – oder abruptes Bremsen, bei denen die Reifen ruckartig gegen die Strasse gepresst werden, führen zu einem erhöhten Abrieb. Aber nicht nur extreme Fahrbedingungen tragen zum Problem bei. Selbst bei normalem Fahren, bei gleichmässiger Geschwindigkeit und unter alltäglichen Fahrbedingungen, kommt es zum Reifenabrieb. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der sowohl von den Eigenschaften des Reifens selbst – wie seiner Härte und dem Muster des Reifenprofils – als auch von der Beschaffenheit der Strassenoberfläche abhängt.

Ein weiterer Faktor, der den Reifenabrieb beeinflusst, ist das Gewicht des Fahrzeugs. Schwerere Fahrzeuge üben mehr Druck auf ihre Reifen aus, was zu einem verstärkten Abrieb führt. Dies ist besonders relevant im Kontext der zunehmenden Beliebtheit von SUVs und Elektrofahrzeugen, die aufgrund ihrer Batterien tendenziell schwerer sind als traditionelle Fahrzeuge. Darüber hinaus spielt die Fahrweise eine entscheidende Rolle. Eine aggressive Fahrweise mit häufigem Beschleunigen und starkem Bremsen verstärkt die Abnutzung der Reifen und damit die Freisetzung von Mikroplastik.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fahrzeugreifen durch die Kombination ihrer Materialbeschaffenheit, des Einsatzes im Strassenverkehr und des Fahrverhaltens der Nutzer zu einer erheblichen Quelle von Mikroplastik werden. Um das Problem anzugehen, ist es notwendig, sowohl die technologische Entwicklung von Reifen als auch das Bewusstsein und Verhalten der Fahrzeugnutzer zu verbessern.


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Ausmass und Auswirkungen des Reifenabriebs
1,4 Kilogramm Reifenabrieb pro Einwohner



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Der Reifenabrieb in der Schweiz stellt mit jährlich geschätzten 1,4 Kilogramm pro Einwohner eine nicht zu unterschätzende Belastung für die Umwelt dar. Diese scheinbar geringen Mengen summieren sich auf nationaler Ebene zu einer erheblichen Menge an Mikroplastik, die direkt in unsere Umwelt gelangt. Der Grossteil dieses Abriebs findet seinen Weg in die Gewässer, Böden und sogar in die Luft, was weitreichende Folgen für die Ökosysteme und die Gesundheit der dort lebenden Organismen nach sich zieht.

Die toxischen Zusatzstoffe, die in den Reifen enthalten sind, wie beispielsweise Ozonschutzmittel, erhöhen das Risiko für aquatische Lebewesen erheblich. Diese Stoffe können die Wasserqualität beeinträchtigen und die Reproduktionsfähigkeit sowie das Überleben von Fischen, Amphibien und anderen Wasserorganismen gefährden. Doch die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf das Wasser. Mikroplastikpartikel, die in den Boden gelangen, können die Bodenqualität verändern, was wiederum Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die natürliche Vegetation hat. Pflanzen und Tiere, die in diesen Böden leben, sind potenziell toxischen Substanzen ausgesetzt, die ihre Gesundheit und Entwicklung beeinträchtigen können.

Darüber hinaus ist die Luftverschmutzung durch Mikroplastik ein wachsendes Anliegen. Mikroplastikpartikel können durch die Luft transportiert werden und in urbane sowie ländliche Gebiete gelangen, wo sie von Menschen und Tieren eingeatmet werden. Dies kann potenziell zu Atemwegsproblemen und anderen gesundheitlichen Beschwerden führen. Die langfristigen Auswirkungen dieser Exposition sind noch nicht vollständig verstanden, was die Dringlichkeit unterstreicht, effektive Massnahmen zur Reduzierung des Reifenabriebs und seiner Verbreitung in der Umwelt zu ergreifen.

Die kumulativen Effekte des Reifenabriebs gehen somit über lokale Umweltbelastungen hinaus und tragen zur globalen Mikroplastikverschmutzung bei. Die Tatsache, dass ein so grosser Anteil des Mikroplastiks in der Schweiz auf Reifenabrieb zurückzuführen ist, macht deutlich, dass Fahrzeugreifen ein kritischer Ansatzpunkt für Umweltschutzmassnahmen sind. Es bedarf einer umfassenden Strategie, die nicht nur die Reduktion des Reifenabriebs selbst zum Ziel hat, sondern auch die Minimierung seiner negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Lebewesen.


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Mögliche Lösungen zur Reduktion von Reifenabrieb
Ein Weckruf, das Mobilitätsverhalten zu ändern



Um den Reifenabrieb effektiv zu reduzieren, bedarf es eines mehrdimensionalen Ansatzes, der sowohl technologische Innovationen als auch Verhaltensänderungen umfasst. Die Optimierung der Gummimischungen ist ein wichtiger Schritt, da sie direkt die Haltbarkeit und den Abriebwiderstand der Reifen beeinflusst. Durch die Entwicklung von Reifen, die langsamer verschleissen, ohne dabei die Sicherheit oder Leistung zu beeinträchtigen, könnte der Mikroplastikausstoss erheblich verringert werden.

Fahrzeugspezifische Massnahmen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ein geringeres Gewicht des Fahrzeugs führt zu weniger Druck auf die Reifen und somit zu weniger Abrieb. Optimaler Reifendruck und eine korrekt eingestellte Achsgeometrie sind weitere Faktoren, die den Verschleiss minimieren können. Darüber hinaus kann ein angepasstes Fahrverhalten, das abruptes Anfahren und Bremsen vermeidet, den Reifenabrieb signifikant reduzieren.

Infrastrukturelle Verbesserungen bieten eine weitere Möglichkeit, den Einfluss von Reifenabrieb auf die Umwelt zu verringern. Eine bessere Rückhaltung des Abriebs durch die Strassenentwässerung kann verhindern, dass Mikroplastik in Gewässer und Böden gelangt. Die Implementierung von fortschrittlichen Filtrationssystemen in der Strassenentwässerung könnte die Effizienz der Rückhaltung erhöhen.

Ergänzend zu diesen Massnahmen könnten auch innovative Konzepte wie die Entwicklung von Abriebsammelsystemen direkt am Fahrzeug oder im Strassenbelag eine Rolle spielen. Solche Systeme könnten dazu beitragen, den Reifenabrieb direkt an der Quelle zu erfassen, bevor er in die Umwelt gelangt. Obwohl diese Ideen noch in den Kinderschuhen stecken und umfangreiche Forschung und Entwicklung erfordern, könnten sie langfristig einen bedeutenden Beitrag zur Lösung des Problems leisten.

Zudem ist die Förderung des öffentlichen Verkehrs und alternativer Mobilitätsformen wie Fahrradfahren oder Gehen ein wesentlicher Bestandteil der Strategie zur Reduktion des Reifenabriebs. Durch die Verringerung der Abhängigkeit von privaten Kraftfahrzeugen kann nicht nur der Reifenabrieb reduziert, sondern auch die Verkehrsdichte verringert und die Luftqualität verbessert werden.

Abschliessend erfordert die Reduktion von Reifenabrieb ein koordiniertes Vorgehen, das Industrie, Politik und Verbraucher einbezieht. Die Erkenntnis, dass 90% des Mikroplastiks in der Schweiz aus Reifenabrieb resultieren, ist ein Weckruf für die Notwendigkeit, unser Mobilitätsverhalten und die damit verbundenen Umweltauswirkungen zu überdenken. Durch eine Kombination aus technologischen Innovationen, verändertem Fahrverhalten und politischen Massnahmen können wir die Freisetzung von Mikroplastik erheblich reduzieren und einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.

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Autor: INFO Schweiz - Redaktion

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(Last updated: 14.02.2024, 20:12)