Schlechter Schlaf prägt den Alltag vieler Menschen. Aber obwohl sie morgens erschöpft sind und sich tagsüber kaum konzentrieren können oder gereizt sind, denken sie nicht sofort an eine mögliche Schlafstörung. Oft vergehen Monate, bis aufgrund der kaum noch zu ertragenden Beschwerden ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Bis dahin ist wertvolle Zeit verstrichen, in der eine gezielte Abklärung längst möglich gewesen wäre.
Um die Schlafqualität medizinisch überprüfen zu lassen, ist die Übernachtung in einem klassischen Schlaflabor nicht mehr zwingend erforderlich. Immer häufiger kommen stattdessen digitale Lösungen zum Einsatz. Mithilfe von Sensoren, tragbaren Geräten oder Apps können Daten im gewohnten Umfeld gesammelt werden. Wer ein digitales Schlaflabor nutzt, erhält Einblicke in Atemfrequenz, Herzschlag und Schlafphasen – und das ganz ohne klinischen Aufenthalt. Nicht nur in strukturschwachen Regionen kann das die Versorgung deutlich verbessern und Wartezeiten verkürzen.
Häufige nächtliche Unterbrechungen, unruhiger Schlaf oder ständiges Wachwerden gegen Morgen können Hinweise auf eine zugrunde liegende Störung sein. Auch wenn diese Anzeichen zunächst harmlos erscheinen, belasten sie den Körper auf Dauer. Besonders tückisch: Viele Betroffene glauben, mit einer Veränderung des Tagesrhythmus oder mehr Bewegung gegen die Müdigkeit ankämpfen zu müssen, obwohl es eigentlich sinnvoller wäre, den Schlaf selbst genauer zu untersuchen.
Nicht jede Schlafstörung hat eine primär medizinische Ursache. Häufig sind es äussere Einflüsse, die die Schlafqualität mindern. Dazu gehören unter anderem:
dauerhaft unregelmässige Schlafenszeiten
langes Arbeiten am Bildschirm bis spät in die Nacht
Alkohol oder Nikotin vor dem Zubettgehen
psychischer Druck durch Beruf oder private Belastungen
Solche Faktoren beeinflussen den Schlaf oft unbemerkt. Eine sorgfältige Selbstbeobachtung und gegebenenfalls auch ein „Schlaftagebuch“ können helfen, Muster zu erkennen.
Wenn Schlaf über längere Zeit gestört ist, macht sich das nicht nur in der Befindlichkeit bemerkbar. Studien zeigen einen Zusammenhang mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen und sogar neurodegenerativen Prozessen. Auch die Immunabwehr ist bei zu wenig Schlaf geschwächt. Wer ständig müde ist, trifft im Alltag häufiger Fehlentscheidungen, ist anfälliger für Unfälle und reagiert stärker auf Stressreize. Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegenzusteuern.
Immer häufiger kommen Geräte zum Einsatz, die neben dem Herzschlag auch noch andere Vitalfunktionen messen können. Die digitalen Hilfsmittel liefern nicht nur Zahlen, sondern zeigen auch Verläufe auf. Wird zum Beispiel über Wochen hinweg eine erhöhte Zahl nächtlicher Atemaussetzer festgestellt, kann das den Verdacht auf Schlafapnoe bestätigen. Solche Informationen sind für Ärzte eine wertvolle Grundlage. Sie ersetzen keine Diagnose, tragen aber dazu bei, dass gezielter untersucht wird. Auch Hausärzte können mittlerweile auf entsprechende Analyseverfahren zurückgreifen.
Neben der ärztlichen Abklärung und konkreten, auf den jeweiligen Patienten abgestimmten Massnahmen, spielt die Schlafumgebung eine wichtige Rolle. Wer dauerhaft schlecht schläft, sollte unter anderem auf folgende Punkte achten:
ruhige Schlafumgebung
dunkle Vorhänge
keine schweren Mahlzeiten am Abend
gleichbleibende Einschlafzeiten
Verzicht auf digitale Medien in den letzten Stunden vor dem Zubettgehen
Diese sogenannten schlafhygienischen Massnahmen reichen zwar bei schwerwiegenden Störungen nicht aus, können eine mögliche Therapie aber massgeblich unterstützen.