Parkplätze abbauen und durch Radwege ersetzen als Wirtschaftsmotor für besseren Umsatz in den Geschäften. Radfahren ist nicht nur gesund und umweltfreundlich, sondern sorgt auch für klingelnde Kassen und steigenden Umsatz in den Läden. In Toronto wurde in einer bekannten Einkaufsstrasse getestet, was passiert, wenn Autoparkplätze weichen müssen und durch Radwege ersetzt werden. Die Befürchtung war gross, dass der geplante Parkplatzabbau zu Umsatzeinbussen führen würde. Doch es kam anders – hier der Beweis ...
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Radwege statt Parkplätze sorgen für einen regelrechten Geschäftsboost: In der lebhaften Metropole Toronto hat eine kühne Veränderung der städtischen Landschaft bewiesen, dass der Wandel von Parkplätzen zu Radwegen nicht nur umweltfreundlich, sondern auch geschäftsfreundlich ist. Die Neugestaltung der Bloor Street, wo einst Autos parkten, rollen nun Fahrräder – zum Vorteil der Geschäftswelt.
Die kanadische Metropole Toronto identifizierte bereits 2016 im Rahmen ihres «Ten Year Cycling Network Plan» einen Teil der Einkaufsmeile Bloor Street als wichtige Verkehrsader für Radfahrer. Also baute die Stadt dort rigoros 136 Auto-Parkplätze ab und ersetzte sie auf dem 2,4 Kilometer langen Abschnitt mit Fahrradwegen.
Weil es ohne die Parkplätze für Kunden schwieriger wird, direkt vor Ort zu parkieren, befürchteten anliegende Verkaufsläden einen massiven Rückgang ihrer Verkaufszahlen. Dies untersuchte ein Forscherteam der Universität Toronto und des Toronto Center for Active Transportation (TCAT) bestehend aus Stadtplanern und Geografen in einer Studie, unter anderem auch anhand der Anzahl Kunden, der Quote von Leerständen und der Kredikartentransaktionen in den Läden.
Das Ergebnis: Nach dem Abbau der Parkplätze und dem Bau von Radwegen kamen mehr Shopper an die besagte Bloor Street und gaben beim Einkaufen deutlich mehr Geld aus. Die Einführung von Radwegen hat eine spürbare Steigerung der Kundenfrequenz gebracht. Einer Studie zufolge sind seit der Umgestaltung die Einkäufe gestiegen: 53% der Passanten geben nun über 100 Dollar im Monat aus, verglichen mit 44% vor der Umwandlung.
Diese Zahlen sind keine Eintagsfliegen. Ein regelmässiges Kommen und Gehen auf Rädern bedeutet regelmässiges Geschäft. Fussgänger und Radfahrer mögen zwar pro Einkauf weniger ausgeben, aber ihre häufigeren Besuche summieren sich zu einem bedeutenden Umsatzplus.
«Die Anzahl von Läden, die berichteten, mehr als 100 Kunden pro Tag zu haben, erhöhte sich signifikant für Restaurants, Bars und Einzelhandelsgeschäfte, Samstags und unter der Woche.»
Insbesondere hat sich die Anzahl der Kunden, die über 100 Dollar pro Monat ausgeben, von 44% auf 53% erhöht, was auf eine gestiegene Konsumbereitschaft hindeutet. Bei Dienstleistern wie chemischen Reinigungen blieb die Lage hingegen unverändert.
Der Anteil der Kunden insgesamt, die mit dem Auto zum Shoppen kamen, hielt sich nach den Umbauten konstant bei rund neun Prozent. Anders sah es bei den Radfahrern aus: Hier stieg der Anteil der Kunden von acht auf 22 Prozent.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Einführung neuer Radwege einen neutralen bis positiven Effekt auf die lokale Wirtschaft ausübte. Als Vergleich zogen die Forscher Daten von der Danforth Avenue heran, einer vergleichbaren Einkaufsstrasse ohne neue Radwege. Dort verbesserte sich die wirtschaftliche Situation ebenfalls, jedoch nicht in dem deutlichen Masse wie auf der Bloor Street.
Mit der neuen Radinfrastruktur kam auch eine verbesserte Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Konflikte auf der Strasse haben sich um 44% verringert, und die wahrgenommene Sicherheit für Radfahrer und Fussgänger hat sich signifikant verbessert. Sicherheit zieht Menschen an – und Menschen bringen Umsatz.
Die Stadt hat proaktiv Ladezonen und Haltepunkte eingerichtet, um den Zugang zu den Geschäften auch ohne Parkplätze zu gewährleisten. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei dem Bereich um das Royal Ontario Museum gewidmet, wo bei Veranstaltungen besondere Verkehrsanforderungen bestehen (Quelle).
Die Umgestaltung der Bloor Street in Toronto zeigt eindrucksvoll, wie durchdachte städtische Planung nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch die lokale Wirtschaft stimulieren kann. Die gewonnenen Daten und Erfahrungen bieten wertvolle Einsichten für andere Städte, die ähnliche Projekte in Betracht ziehen. Die Bloor Street in Toronto ist ein Beispiel dafür, wie die Umgestaltung städtischer Räume durch die Installation von Radwegen nicht nur die Sicherheit und Lebensqualität verbessern, sondern auch lokale Geschäfte beleben kann. Seit der Umsetzung des Pilotprojekts zur Radweginstallation hat sich gezeigt, dass weniger Parkplätze keineswegs weniger Geschäft bedeuten müssen.
Weiterführende Informationen & Quellen:
• Taylor & Francis:
→ Measuring the Local Economic Impacts of Replacing On-Street Parking With Bike Lanes
• The Centre For Active Transportation:
→ Bloor Street Bike Lane Economic Impact Studies | 2009-2017
• Streets MN:
→ Bikes and Business on Bloor: An Economic Study from Toronto
• Cambridge Bicycle Safety:
→ Bike Lanes and Local Business: The Economic Impact
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Autor: INFO Schweiz - Redaktion