Die Krankenkassen-Vermittler-Mafia: Provisionen + Drohungen


Das Geschäft der Schweizer Krankenkassen-Vermittler boomt: Die Branche schüttet jährlich bis zu 300 Millionen Franken Provisionen aus - an den Vermittler, nicht den Versicherten.

Nun droht ein neues Beratungsmodell, den mafiaähnlichen Markt aufzumischen und die Provisionen direkt dem Versicherten zukommen zu lassen, statt die eigenen Taschen zu füllen. Die Branche reagiert mit Drohungen.

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Das Geschäft der Krankenkassen-Vermittler


Das Business mit den Krankenkassenwechseln hat sich in der Schweiz zu einem lukrativen Geschäft gemausert. Die Vermittler kassieren jährlich bis zu 300 Millionen Franken Provisionen ab. Pro Vermittlung eines Versicherten gibt es eine Belohnung von 100 bis 2000 Franken. Und da wundert man sich ernsthaft noch über steigende Krankenkassenprämien.

Nun droht dieser Vermittler-Branche - die Hand in Hand geht mit den Krankenkassen - ein ernstzunehmendes Gegenkonzept: Das neue Modell der Interessensgemeinschaft der Schweizer Versicherten (IGSV). «Die von den Krankenversicherern bezahlten Provisionen sind viel zu hoch. Diese Gelder gehören den Versicherten, nicht den Vermittlern.»

 

Das neue Krankenkassenwechsel-Modell


Krankenkassen-Vermittlung in der SchweizWer die Krankenkasse wechselt, erhält Provision.

Mit diesem für die Schweiz neuartigem Modell mischt die Interessensgemeinschaft der Schweizer Versicherten (IGSV) die Branche der Versicherungs-Vermittler gewaltig auf und sorgt damit für einigen Wirbel unter den etablierten Vermittlern.

 

Das neue Geschäftsmodell:

Die IGSV will wechselwillige Versicherte beraten, für ein Honorar von 85 Franken pro halbstündige Beratung. Zahlbar nur bei erfolgreichem Abschluss einer neuen Grundversicherung oder Zusatzversicherung.

 

Kunde erhält Provision:

Im Gegenzug erhält der Kunde anschliessend die Abschlussprovision, die der Krankenversicherer der IGSV für die Akquise bezahlt. Also den Betrag zwischen 100 bis 2000 Franken, den normalerweise die Krankenkassen-Vermittler abkassieren.

 

Die Krankenkassen-Vermittler-Mafia droht


Logisch sieht das etablierte Vermittler-Netzwerk ihr florierendes Geschäft auf dem Buckel der Krankenversicherten in Gefahr - und droht. Dem IGSV-Gründungsmitglied Richard Lüdi zufolge hätten sie schon mehrfach subtile Gewaltandrohungen erhalten. Auch drohen die Vermittler den Krankenkassen, so dass diese keine Zusammenarbeit mit der IGSV eingehen.

In einer E-Mail verlangen die Krankenkassen-Vermittler von den Krankenversicherern, den «brandgefährlichen Richard Lüdi» zu stoppen: «Sonst gehen wir alle miteinander unter.»

Die Drohung bei den Krankenkassen zeigt Erfolg. Nur wenige gehen tatsächlich eine Zusammenarbeit mit der IGSV ein. Eine Win-Win-Situation: Die Vermittler befürchten, dass das IGSV-Konzept ihr lukratives Geschäft zerstört, und die Krankenkassen befürchten, dass die hohen Provisionen publik werden. Deshalb möchten die Versicherer keine Verträge mit der IGSV abschliessen.

Bislang haben sich gerade mal zwei Krankenversicherer auf eine Zusammenarbeit mit der IGSV geeinigt.

 

Skeptische Krankenkassen

Die IGSV betont, dass sie den Kunden mittels fairer und neutraler Beratung eine für sie massgeschneiderte Versicherungslösung anbieten wolle.

Skepsis gegenüber dem neuen Beratungsmodell zeigen unter anderem Visana, Groupe Mutuel und die Swica. Einem Bericht der «Aargauer Zeitung» zufolge, äussert sich die Swica, dass eine objektive Beratung nicht garantiert sei.

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CSS und Helsana sind offen

Einzig die CSS und die Helsana reagieren offen und aufgeschlossen auf das neue Konzept der IGSV. Die CSS werde das Modell prüfen. Auch die Helsana ziehe eine Zusammenarbeit in Betracht. Unter der Voraussetzung, die von ihrem Branchenverband Curafutura definierten Qualitätsstandards für Beratungen würden eingehalten. Auch sei eine transparente Offenlegung sämtlicher Entschädigungen dem Kunden gegenüber Grundvoraussetzung.

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(Last updated: 05.09.2016, 17:21 Uhr)