Die globale Ungleichheit explodiert – jetzt schlägt ein Starökonom Alarm: Während Millionen von Menschen weltweit in Armut leben, häufen Superreiche unvorstellbare Vermögen an. Doch ein französischer Wirtschaftsprofessor bläst nun zum Angriff auf die globale Geldelite. Seine radikale Idee könnte der Anfang vom Ende der ungezügelten Vermögenskonzentration sein – und den Superreichen gehörig an den Geldbeutel gehen.
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Gabriel Zucman, 37-jähriger Starökonom und selbsternannter Kämpfer gegen die Ungleichheit, hat die Verstecke der Superreichen im Visier. Seit über einem Jahrzehnt durchforstet der Franzose akribisch die Datenberge der Milliardäre. Zusammen mit seinem Mentor Thomas Piketty leitet er das «World Wealth and Income Database» Projekt - eine Schatzkammer brisanter Informationen über die globale Vermögensverteilung.
Die konservative NZZ betitelte die beiden Professoren süffisant als «Ökonomen mit grossem Umverteilungsdrang». Doch Zucman lässt sich von solcher Kritik nicht beirren. Im Gegenteil: In seiner neuesten Studie nimmt er die weltweite Kaste der Milliardäre direkt ins Fadenkreuz.
Im Auftrag der linken brasilianischen Regierung, die derzeit den G20-Vorsitz innehat, hat Zucman einen explosiven Vorschlag ausgearbeitet: Eine weltweite Mindeststeuer von 2% auf Megavermögen. Diese radikale Idee könnte die Staatskassen um hunderte Milliarden Dollar pro Jahr füllen – Geld, das dringend für öffentliche Aufgaben benötigt wird.
Zucmans Bericht deckt schonungslos auf, wie Superreiche bisher Steuerschlupflöcher ausnutzen: Sie verstecken ihr Vermögen in undurchsichtigen Trusts oder verlegen ihren Wohnsitz kurzerhand in Steueroasen. Das Ergebnis: Die knapp 3000 Milliardäre weltweit sind heute im Schnitt unglaubliche 15 Mal reicher als noch 1990!
Das astronomische Gesamtvermögen der weltweit 2781 Milliardäre (Stand 2024) wird auf schwindelerregende 14,2 Billionen US-Dollar geschätzt – das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung der gesamten EU (16,9 Billionen Euro) [Quelle]. Mit seiner globalen Mindeststeuer will Zucman diesem Wahnsinn endlich Einhalt gebieten.
Laut Zucmans Berechnungen würde eine einheitliche globale Mindeststeuer von 2% weltweit zwischen 200 und 250 Milliarden Dollar pro Jahr in die Staatskassen spülen. Für die Milliardäre wäre das ein Klacks – für Staaten und ihre Bürger hingegen ein Segen.
Doch die schiere Grösse der Vermögen ist atemberaubend: Laut dem aktuellen «World Inequality Report 2022» besitzen die reichsten 10% der Weltbevölkerung satte 76% des globalen Vermögens. Die ärmere Hälfte der Menschheit muss sich dagegen mit mageren 2% begnügen. Noch krasser: Die 42 reichsten Personen besitzen mehr als die ärmeren 3,7 Milliarden Menschen zusammen! [srf.ch]
Doch nicht nur Zucman hat die Superreichen im Visier. Auch bei den Vereinten Nationen in New York wird fleissig an einer neuen Steuerkonvention gearbeitet. Dominik Gross, Steuerexperte der Entwicklungsorganisation «Alliance Sud», ist in diesen Prozess involviert. Er berichtet euphorisch: «Noch nie kamen die Länder des globalen Südens mit ihren steuerpolitischen Anliegen in der UNO so weit wie im letzten halben Jahr.»
Dieses neue Selbstbewusstsein ist auch eine Folge der Frustration über die globale Mindeststeuer für Konzerne, die von den reichen OECD-Staaten einseitig zu ihren Gunsten gestaltet wurde. Wenn die UN-Generalversammlung im September grünes Licht für die Ausarbeitung einer neuen Steuerkonvention gibt, könnte auch Zucmans Milliardärssteuer plötzlich ganz oben auf der Agenda stehen.
Die Eidgenossen gehören mit Spanien und Norwegen zu den wenigen europäischen Ländern, die überhaupt noch eine Vermögenssteuer erheben. Doch mit Steuersätzen zwischen lausigen 0,2% und maximal 1% (im Schnitt magere 0,4%) ist die Schweiz weiterhin ein Paradies für Superreiche.
Trotz der Mini-Steuersätze brachten die kantonalen Vermögenssteuern 2021 immerhin knapp 9 Milliarden Franken in die Staatskassen. Eine Anhebung auf Zucmans geforderte 2% würde die Einnahmen mehr als verfünffachen - Geld, das beispielsweise der klammen AHV zugutekommen könnte.
Doch die Schweizer Ultrareichen werden sich mit Händen und Füssen gegen eine solche "Enteignung" wehren. Sie haben nicht nur das nötige Kleingeld, sondern auch die politischen Verbindungen: Mit zwei Angehörigen des Blocher-Clans, Bahnbauer Peter Spuhler und Autohändler Emil Frey ist die SVP besonders zahlreich in der elitären Liste der 41 Schweizer Milliardäre vertreten.
Zucmans Vorschlag lässt die globale Geldelite erzittern. Doch der Ökonom kontert Kritik an seiner Idee scharf: «Es ist absurd, dass Milliardäre oft niedrigere effektive Steuersätze zahlen als Mittelschichtsfamilien», poltert Zucman in einem Interview. «Eine globale Mindeststeuer würde endlich für mehr Steuergerechtigkeit sorgen.»
Unterstützung erhält er von unerwarteter Seite: Selbst einige Milliardäre wie Warren Buffett oder Bill Gates haben sich in der Vergangenheit für höhere Steuern auf grosse Vermögen ausgesprochen. Die «Millionaires for Humanity», ein Zusammenschluss von über 200 Superreichen, fordern sogar noch radikalere Schritte.
Doch Zucman und seine Mitstreiter haben mächtige Gegner. Milliardäre und ihre Lobbyisten werden alle Hebel in Bewegung setzen, um eine globale Vermögenssteuer zu verhindern. Der Kampf gegen die extreme Ungleichheit gleicht einem Kampf gegen Windmühlen.
Trotzdem gibt sich Zucman optimistisch: «Die wachsende Ungleichheit ist eine Gefahr für unsere Demokratien. Wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät ist.» Sein Vorschlag könnte der Anfang vom Ende der ungezügelten Vermögenskonzentration sein. Die Superreichen sollten sich warm anziehen – der Wind dreht sich.
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Autor: INFO Schweiz - Redaktion