Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) sowie mehrere einflussreiche Politiker der regierenden Schweizerischen Volkspartei (SVP) und der Freisinnigen Partei (FDP) wollen das Arbeitsrecht aufweichen und für alle Arbeitnehmer in der Schweiz die 50-Stunden-Woche einführen sowie die gesetzlich garantierte Pausenregel (Mittagspause) streichen.
Ein Frontalangriff auf den Arbeitnehmerschutz.
Dabei hat die Schweiz bereits heute die längste Arbeitswoche in ganz Europa.
Inhalte:
«Wir fordern, dass die Höchstarbeitszeit ...
...von 45 Stunden auf 50 Stunden pro Woche angehoben wird»
(FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler)
Konkret geht es darum, die Arbeitszeiten, die Pausen und die Ruhezeiten flexibler zu regeln. Denn laut SGV-Präsident und SVP-Nationalrat Jean-François Rime «atme [das heutige Arbeitsgesetz] den Geist der 50er- und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Um den Bedürfnissen des flexiblen Arbeitsmarkts des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, muss dieses entrümpelt und von unnötigen Regulierungen befreit werden.». Auch für SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni ist es «einfach nicht mehr zeitgemäss, wenn rechtlich vorgeschrieben wird, dass eine Pause in der Mitte der Arbeitszeit angesetzt werden muss. Für den Dienstleistungssektor aber auch für Mitarbeitende mit Kundenkontakt in anderen gewerblichen Branchen ist das zu starr.» Die zu starren Arbeitszeiten würden sich an einem überholten Fabrikbild orientieren, ergänzt SGV-Direktor und FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler. Der SGV fordert daher einen Abbau «unnötiger Regulierungen bezüglich Arbeits- und Ruhezeiten, bei den Pausenvorgaben oder bei den Höchstarbeitszeiten.»
Heute gilt in der Schweiz eine wöchentliche auf 45 Stunden begrenzte Höchstarbeitszeit. Sie gilt für Büroangestellte, Betriebe der Industrie und für Detailhandelsangestellte. Europaweit ist es die längste Arbeitswoche. Nun will der SGV die Höchstarbeitszeit hierzulande sogar auf 50 Stunden anheben - für ALLE Arbeitnehmer.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) kritisiert die Forderungen von SGV, FDP und SVP: Heute erhalte, wer länger als die gesetzlich geregelten 45 Stunden arbeite, vom Arbeitgeber jeweils einen Zuschlag oder Kompensationszeit.
«Das einzige Ziel hinter der 50-Stunden-Woche ist, die Arbeit billiger zu machen und an der Freizeit des Arbeitnehmers zu schrauben. Der Arbeiter wird ausgepresst wie eine Zitrone», so Luca Cirigliano, SGB-Zentralsekretär, gegenüber «Watson».
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Das Arbeitsgesetz regelt neben der Höchstarbeitszeit auch die Arbeitspausen der Arbeitnehmer. Diese möchten SGV, SVP und FDP ebenfalls aufweichen resp. die gesetzliche Regelung ganz streichen.
Heute sieht das Arbeitsgesetz Pausen, unter anderem in der Mitte eines Arbeitstages, vor. Für den SGV sind die Pausenregelungen jedoch zu "starr" und zu "detailliert". Die Pausen müssten flexibilisiert und die Pausenregelungen deshalb aus dem Arbeitsgesetz gestrichen werden.
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Im Arbeitsgesetz sind zudem die Ruhezeiten der Arbeitnehmer gesetzlich geregelt. Für den SGV ebenfalls ein Unding. Er möchte die vorgeschriebenen Ruhezeiten drastisch kürzen.
Heute muss jedem Arbeitnehmer zwischen zwei Arbeitstagen eine Ruhezeit von mindestens 11 aufeinanderfolgenden Stunden garantiert werden. Ausnahme: Einmal pro Woche darf der Arbeitgeber diese Ruhezeit auf 8 Stunden verkürzen. Für den Gewerbeverband nicht genug. Er fordert eine Verkürzung der Ruhezeit auf 8 Stunden zwei Mal wöchentlich.
Weiterführende Informationen & Quellen:
• Unnötige Regulierungen abbauen – flexiblen Arbeitsmarkt stärken (SGV)
• Gewerbeverband will Arbeitsrecht von "alten Zöpfen" befreien (Swissinfo)
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Autor: Schweiz - Redaktion