Die 15-Minuten-Stadt: 72% aller Parkplätze werden ersatzlos gestrichen


72% aller Strassen-Parkplätze sollen verschwinden: das ist die radikale Geburt der 15-Minuten-Stadt. Ein Schritt weg von der Auto-Stadt hin zur Fahrrad- und ÖV-Metropole, welche die lokale Wirtschaft stärkt. Es ist eine mutige Entscheidung für ein zukunftssicheres, klimaresilientes und nachhaltiges Stadtleben. Und das alles nicht in irgendeiner einer x-beliebigen Stadt – nein, sondern in der Weltmetropole schlechthin ...

Die weltbekannte Metropole Paris, die einst für ihre Liebe zum Automobil bekannt war, durchläuft eine bemerkenswerte Transformation. Unter der Leitung von Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat die Stadt ein kühnes Vorhaben gestartet, das darauf abzielt, 72% all ihrer öffentlichen Strassenparkplätze zu eliminieren. Dieser Schritt ist Teil eines umfassenderen Plans, der das Ziel verfolgt, Paris in eine fahrradfreundliche, nachhaltige und lebenswerte «15-Minuten-Stadt» umzugestalten, in der alle wichtigen Bedürfnisse in nur 15 Minuten Entfernung gestillt werden – hier kurz & knackig zusammengefasst.

Inhalte:

 

 

Die Geburt der 15-Minuten-Stadt
Alle wichtigen Bedürfnisse des täglichen Lebens innerhalb eines 15-minütigen Fuss- oder Fahrradweges erreichbar



Autos Parkplatz parkierend still stehen Parkplätze Fahrzeuge

Interessanterweise machen Autos derzeit nur 13% der Fahrten in der Stadt aus, obwohl sie 50% des Raums beanspruchen. Zentral für den Plan der Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist das Konzept der 15-Minuten-Stadt. Die Idee der 15-Minuten-Stadt, geprägt von Carlos Moreno, Professor an der Sorbonne, ist eine transformative Vision für die Städteplanung.

In einer 15-Minuten-Stadt sollen alle wichtigen Bedürfnisse des täglichen Lebens – Arbeit, Einkauf, Bildung, medizinische Versorgung, Kunst, Kultur und Freizeit – innerhalb eines kurzen, 15-minütigen Fuss- oder Radweges erreichbar sein.

Dieses Konzept zielt darauf ab, die Lebensqualität der Stadtbewohner zu erhöhen, indem die Notwendigkeit langer Pendelwege reduziert und lokale Gemeinschaften gestärkt werden. Paris soll zu einer Stadt der Nähe werden, in der das Auto als primäres Transportmittel überflüssig wird. Diese Vision hat bereits ähnliche Initiativen in anderen Städten weltweit inspiriert.

Die Entscheidung, einen erheblichen Anteil der Strassenparkplätze zu entfernen, wurde nicht über Nacht getroffen. Es ist das Ergebnis jahrelanger Planung und des wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit, urbane Räume neu zu gestalten, um die Herausforderungen des Klimawandels, der Luftverschmutzung und des städtischen Lebensraums zu bewältigen. Die COVID-19-Pandemie beschleunigte diese Bestrebungen, da Städte weltweit gezwungen waren, ihre Nutzung des öffentlichen Raums zu überdenken. In Paris wurde dies zu einem Katalysator für den Wandel, indem mehr Platz für Fussgänger, Radfahrer und grüne Flächen geschaffen wurde.


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72% der öffentlichen Parkplätze sollen abgebaut werden
Neuer Raum für Radwege, Fussgängerzonen & grüne Oasen



Fahrrad Velo Radweg Veloweg Symbol Rot Strasse

Bis vor wenigen Jahren war das rechte Seine-Ufer in Paris eine Stadtautobahn, die täglich von über 40'000 Fahrzeugen befahren wurde. Obwohl die Strasse von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, war sie in der Hauptverkehrszeit entweder völlig verstopft oder ein Korridor für Autos, die mit hoher Geschwindigkeit fuhren. Sie trug zu den hohen Luftverschmutzungsraten der Stadt bei, die regelmässig die EU-Grenzwerte überstiegen.

Dann kam die Veränderung. Die Strasse wurde vor wenigen Jahren in einen autofreien Park umgewandelt, der unter der Woche von Pendlern und an den Wochenenden von Anwohnern und Besuchern für Freizeitaktivitäten genutzt wird – was später als "15-Minuten-Stadt"-Programm Schule machte. Die Stadt Paris hat bereits bedeutende Schritte unternommen, um diese Vision zu verwirklichen. Ein zentrales Element der Umsetzung ist der Abbau von 60'000 der 83'500 Strassenparkplätze, um Raum für Fahrradwege, Fussgängerzonen und grüne Oasen zu schaffen.

Dies ist Teil eines grösseren Plans, der darauf abzielt, den Zugang zu lokalen Arbeitsplätzen, Einzelhandel, Gesundheits- und Kulturdiensten zu erleichtern und die Stadt insgesamt fussgänger- und fahrradfreundlicher zu gestalten. Die Stadt hat in den Aufbau der Fahrradinfrastruktur investiert, indem sie über 1'000 Kilometer Radwege geschaffen hat, darunter separate Radwege, markierte Pfade und umgewandelte Busstreifen, die nun Radfahrern zur Verfügung stehen.

Weitere Massnahmen umfassen die Umwandlung von Bildungseinrichtungen in lokale Gemeinschaftszentren, um gesündere Nachbarschaften zu schaffen. So wurden Schulhöfe und Kindergärten ausserhalb der Schulzeiten und am Wochenende geöffnet, um den Bewohnern Freizeitflächen zur Verfügung zu stellen. Dies wurde ergänzt durch ein Programm zur Fussgängerisierung von „Schulstrassen“, um sicheres nicht-motorisiertes Reisen zu Schulen zu fördern. Diese Massnahmen sind Teil eines breiteren Portfolios von kleinen, mittleren und grossen Interventionen, einschliesslich der dauerhaften Einrichtung temporärer Fahrradschnellwege („Coronapistes“), partizipativer Budgetierung, dezentralisierter Entscheidungsfindung und anderer gemischt genutzter, klima- und gemeinschaftsfreundlicher Projekte.

Die 15-Minuten-Stadt Paris hat auch international Aufmerksamkeit erregt und inspiriert andere Städte weltweit, ähnliche Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Trotz der Herausforderungen und Kritik, die mit solch tiefgreifenden Veränderungen einhergehen, zeigt Paris, dass eine Neugestaltung des städtischen Lebens im Einklang mit den Zielen der Nachhaltigkeit, der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Verbesserung der Lebensqualität möglich ist.


  Darauf hat jeder gewartet:


 

 

Vorteile der 15-Minuten-Stadt
Zum Beispiel: Stärkung der lokalen Wirtschaft!



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Das sind die Vorteile der 15-Minuten-Stadt:

  • Verbesserte Lebensqualität: Durch die Reduzierung von Pendelzeiten und Verkehrslärm wird das städtische Leben entspannter und angenehmer.

  • Umweltvorteile: Weniger Autoverkehr bedeutet eine Verringerung der Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen.

  • Gesundheitliche Vorteile: Die Förderung des Gehens und Radfahrens unterstützt einen aktiven Lebensstil und trägt zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit bei.

  • Stärkung der lokalen Wirtschaft: Lokale Geschäfte und Dienstleister profitieren von einer erhöhten Kundennähe und Kundenbindung.

  • Soziale Vorteile: Die Gestaltung öffentlicher Räume, die zum Verweilen und zur Interaktion einladen, fördert den sozialen Zusammenhalt und die Bildung von Gemeinschaften.

Die Verwirklichung der 15-Minuten-Stadt ist nicht ohne Herausforderungen. Sie erfordert eine umfassende Neugestaltung der städtischen Infrastruktur und eine Neuverteilung des Raums, der bisher von Autos dominiert wurde. Zudem müssen die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Bewohner berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Veränderungen auf breite Akzeptanz stossen. Der Plan stösst nämlich nicht nur auf Zustimmung, sondern auch auf Kritik. Einige befürchten Verkehrsprobleme und negative Auswirkungen auf den lokalen Handel. Hidalgo betont jedoch die Notwendigkeit, den städtischen Raum gerechter und umweltfreundlicher zu gestalten. Sie verweist auf die positiven Auswirkungen, die solche Veränderungen auf die Lebensqualität und die Luftqualität haben können.

 

 

Eine Stadt im Wandel
So sieht die Zukunft von Paris aus



Die Veränderungen in Paris sind beispielhaft für die globalen Bemühungen, urbane Räume neu zu denken. Die Stadt wird nicht nur fahrradfreundlicher, sondern auch grüner und lebenswerter. Die Entfernung von Parkplätzen ermöglicht die Schaffung neuer öffentlicher Räume für Fussgänger, Fahrradfahrer und Grünflächen. Dieser Wandel zeigt, dass Städte aktiv eine Rolle in der Bekämpfung des Klimawandels und der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung spielen können.

Paris' Streben, eine 15-Minuten-Stadt zu werden, ist ein ambitioniertes Unterfangen, das die Art und Weise, wie Menschen leben, arbeiten und interagieren, tiefgreifend verändern könnte. Es ist ein Modell, das weltweit Beachtung findet und möglicherweise Nachahmer in anderen Grossstädten finden wird. Als Pionier in dieser Bewegung hat Paris die Chance, den Weg für eine nachhaltigere, integrativere und lebenswertere städtische Zukunft zu weisen.


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Autor: INFO Schweiz - Redaktion

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(Last updated: 31.01.2024, 20:12)