Das 1. Schweizer Dorf mit Grundeinkommen

Jetzt kommt das erste Schweizer Dorf mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Eine Gemeinde spricht all seinen Einwohnerinnen und Einwohnern für die Dauer eines Jahres eine Einkommensabsicherung in der Höhe des Existenzminimums zu. Das heisst für Erwachsene 2500 Franken pro Monat und für Minderjährige 625 Franken pro Monat.


Geld Münzen Euro Franken

 


So funktionierts: Wenn das Einkommen einer Person dieser Gemeinde unter die Existenzschwelle fällt, wird ihr Einkommen jeweils durch zusätzliche finanzielle Mittel bedingungslos aufgestockt. Die Finanzspritze übernimmt dann entweder die Gemeinde oder wird von externen Finanzquellen gedeckt.

«Wenn ich in die Welt hinausschaue, mache ich mir Sorgen um unsere Zukunft.»

Die Sozialwerke seien nicht mehr in der Lage, die Älteren zu finanzieren. 570'000 Menschen in der reichen Schweiz leben in Armut. Ohne Unterstützung durch den Staat oder private Institutionen wären es gar 1,3 Millionen Menschen oder 15,9% der Bevölkerung. Davon leben 73'000 Kinder in Armut und 234'000 Kinder sind unmittelbar von ihr bedroht. 126'000 Personen können ihre Krankenkassenprämien nicht bezahlen. Wer auf der schwarzen Liste landet, verliert den Anspruch auf Medikamente und ärztliche Behandlung. Dabei führen Nichtbehandlungen zu noch höheren Folgekosten im Gesundheitswesen. Eine Lose-Lose-Situation. Das bedingungslose Grundeinkommen könne eine Alternative, eine Möglichkeit darstellen, um diese Probleme zu lösen.

Inhalte:

 

Das Grundeinkommen-Experiment:

Die Filmemacherin Rebecca Panian lanciert zusammen mit dem Verein «Dein Grundeinkommen» ein gross angelegtes Grundeinkommen-Experiment. Es soll getestet werden, wie sich ein Grundeinkommen auf das zwischenmenschliche Verhalten und den lokalen Wirtschaftskreislauf auswirkt. Mehrere Gemeinden - bis zu 30 an der Zahl - sind dem Aufruf bereits gefolgt und haben ihr Interesse signalisiert. Darunter wurde auch das Dorf Bergün im Kanton Graubünden (GR) vorgeschlagen.

«Vor allem Hausfrauen und Hausmänner sowie Kinder werden vom Experiment profitieren.»

Mithilfe des Grundeinkommens könnte ein Elternteil beispielsweise sein Arbeitspensum reduzieren, da das Einkommen der Familie durch die Existenzabsicherung gewährleistet sei.

 

Welches Schweizer Dorf?

Gesucht wird ein Schweizer Dorf mit 150 bis 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer aussagekräftigen, möglichst durchmischten Bevölkerungsstruktur zusammengesetzt aus Arbeitnehmern, AHV-Rentnern, IV-Bezügern, Familien, Alleinstehenden, Arbeitslosen und Ausländern. Quasi eine Art „Miniland“ à la Schweiz in Miniatur. «Das Grundeinkommen in einem Dorf zu testen macht für mich Sinn, weil es mit der Einwohnerdurchmischung, den Strukturen und Gesetzen quasi ein Miniaturland darstellt. Ausserdem sind demokratische Entscheide möglich.»

Dorf testet Zukunft [video]:


 

 

Utopisch oder realistisch?

«Was für eine Zukunft willst du? Willst du weiterhin sagen: Du musst arbeiten fürs Geld, damit du leben kannst. Oder willst du sagen können: Du bekommst Geld zum Leben, damit du tätig sein kannst.»

Ihr sei «bewusst, dass es nach einem irren Vorhaben klingen mag. Ich bin aber davon überzeugt, dass das Experiment finanziert werden kann, wenn sich ein Dorf meldet».

«Ist ein Wandel einfach? Nein. Aber er ist möglich! Irgendwann musste auch einer aufstehen und sagen: Lasst uns die AHV einführen! Ich kann mir gut vorstellen, dass damals einige dagegen waren.»

 

Die Kosten:

Wie hoch die Kosten für diesen Grundeinkommen-Feldversuch ausfallen, liesse sich aber erst berechnen, wenn eine Gemeinde bzw. Dorf für das BGE-Experiment auserkoren wurde: «Sobald das Dorf gefunden ist, weiss ich, wie viel zusätzliches Geld organisiert werden muss, um das Experiment zu starten.» Besagte Gemeinde müsste dann wohl aber erst demokratisch abstimmen, ob sie ein solches Grundeinkommen mehrheitlich wolle.

 

Die Initiantin:

Über sich selbst sagt Rebecca Pinian: «Ich bin aufgewachsen im Kapitalismus, habe lange 100% gearbeitet und gespart fürs Alter. In den letzten 10 Jahren habe ich mein Leben umgestellt, denn ich wollte nicht mehr Montage verfluchen und Geld sparen für eine Zeit, die ich vielleicht nie erleben würde. Mein Name ist Rebecca Panian. Ich bin Filmemacherin und arbeite zusammen mit der Filmproduktion Catpics AG an einem Dokumentarfilm zum Grundeinkommen. Wir planen das Experiment filmisch zu begleiten, als Teil des Projekts.»

Weiterführende Informationen:
Melde dein Dorf an und teste eine neue Zukunft!
Ein Schweizer Kleindorf soll das bedingungslose Grundeinkommen testen (swissinfo)

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(Last updated: 11.01.2018, 12:00)