38 Wochen Elternzeit-Urlaub bei 80% Lohnersatz gefordert

Vier Wochen Vaterschaftsurlaub? Zu wenig. 38 Wochen Elternurlaub nach der Geburt des Kindes bei 80% Erwerbsersatz sei die ideale Lösung für Mutter und Vater, erklärt die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF). Sie ist der familienpolitische Berater des Bundesrates. Aktuell belegt die Schweiz bezüglich Elternzeit im internationalen Vergleich der OECD-Länder den letzten Platz.

Der Vorschlag basiert auf einer wissenschaftlichen Analyse von insgesamt 140 internationalen Studien zur Wirkung von Mutterschaftsurlaub, Vaterschaftsurlaub und Elternurlaub im Zeitraum von 2010 bis 2017 durchgeführt vom Forschungsbüro Interface im Auftrag der EKFF. Das 38-Wochen-Modell würde rund 1,7 Milliarden Franken pro Jahr kosten, die wahrscheinlich über höhere Lohnabgaben und Mehrwertsteuern gedeckt würden. Die produktive Schweiz könne sich das aber leisten, so die EKFF. Weil dadurch auch die Erwerbsquote von Frauen gesteigert werden könnte, soll besagtes Elternurlaub-Modell für den Staat am Ende gar rentieren. «Schon eine geringe Erhöhung der Erwerbsquote der Frauen um einen Prozentpunkt würde den Grossteil dieser Kosten über höhere Steuererträge wieder kompensieren», erklärt Anja Wyden Guelpa, die neue EKFF-Präsidentin, gegenüber der «NZZ am Sonntag».


Der ideale Elternurlaub für Mütter und Väter setzt sich aus 14 Wochen Mutterschaftsurlaub (wie aktuell) und acht Wochen Vaterschaftsurlaub zusammen. Die restlichen 16 Wochen sollen sich die Eltern frei untereinander aufteilen können. Davon jedoch maximal zwei Wochen gleichzeitig.
 

Eltern Kind Vater Elternzeit


Die Elternzeit soll schliesslich keine Familienferien sein. Der Elternurlaub soll dafür auch zu einem späteren Zeitpunkt nach der Geburt bezogen werden dürfen.
 

Erwerbsersatz: Der Lohnersatz während des Elternurlaubs soll der EKFF zufolge 80 Prozent betragen.


«Wir sollten in dieser Frage nicht bloss einen halben Fuss vor den anderen setzen, sondern endlich einen ganzen Schritt tun», erklärt Guelpa der Zeitung. Das Modell soll einerseits die Gesundheit von Mutter und Baby fördern, die Vater-Kind-Beziehung stärken, aber dank der "Papizeit" auch die Erwerbsquote der Frauen erhöhen und die Gleichstellung unterstützen. Zudem profitiere auch die Schweizer Wirtschaft von 38 Wochen Elternurlaub. Die Eltern wären dadurch zufriedenere Arbeitnehmer und würden den Arbeitsplatz weniger häufig wechseln.

Die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen hat ihr entsprechendes Modell bereits schriftlich bei der Sozial- und Gesundheitskommission (SGK) eingereicht. Der Vorschlag fällt zeitgleich genau in die aktuelle Debatte zur Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub lanciert von der Gewerkschaft Travailsuisse.

 


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(Last updated: 19.08.2018, 17:49)