Arbeitszeugnis Codes entschlüsseln


Das Arbeitszeugnis ist oft gespickt mit geheimen Codes und versteckten Formulierungen, die dem neuen Arbeitgeber ein völlig anderes Bild vermitteln, als man aufgrund der schönen Textformulierungen eigentlich meinen könnte. Schlüsselsätze von Zeugnisformulierungen haben aber oft eine ganz andere Bedeutung als sie vorgeben. Sie glauben, Ihr Arbeitszeugnis sei gut?

Entschlüsseln Sie Ihr Arbeitszeugnis und überzeugen Sie sich selbst! Mithilfe der nachfolgenden Tabelle von versteckten Codierungen.

Inhalte:

 




Versteckte Codes im Arbeitszeugnis


Die Geheimsprache der Arbeitgeber:

Gutes Zeugnis = Gutes Zeugnis?

Arbeitszeugnisse legen Zeugnis über die Arbeitsleitung eines Arbeitnehmers ab. Was drin steht, ist daher wichtig für den Bewerber. Doch nichts ist wie es scheint. Wenn sich ein Arbeitszeugnis vermeintlich gut liest, so muss dies nicht zwingend bedeuten, dass das Zeugnis auch tatsächlich gut ist. Denn beim Erstellen der Arbeitszeugnisse verwenden viele Arbeitgeber eine Art Geheimsprache. Sie teilen anhand von sogenannten Codes dem anderen Arbeitgeber weitere Informationen mit.

Der Schein trügt:

So mancher Arbeitnehmer dürfte überrascht sein, wenn er anhand dieser Liste seine Zeugnisse genauer unter die Lupe nimmt. Der Schein trügt im wahrsten Sinne des Wortes. Leider sind versteckte Codes in den Arbeitszeugnissen nach wie vor Alltag unter den Arbeitgebern.

 

Geheime Codes zur Arbeitsleistung:

Eine Übersicht von codierten Formulierungen in Arbeitszeugnissen zur Arbeitsleistung des Angestellten ...

  • 1. Keine Bemerkung zur Arbeitsleistung des Arbeitnehmers im Arbeitszeugnis.

    → Bedeutung: Ein fehlender Code bedeutet eine ungenügende Leistung des Arbeitnehmers.

  • 2. Formulierung: «Er/Sie arbeitete im grossen und ganzen zu unserer Zufriedenheit.»

    → Bedeutung: Eher ungenügende Leistung des Arbeitnehmers. Code für Note 3.

  • 3. Formulierung: «Er/Sie arbeitete zu unserer Zufriedenheit.»

    → Bedeutung: Eine genügende Leistung des Arbeitnehmers. Code für Note 4.

  • 4. Formulierung: «Er/Sie arbeitete zu unserer vollen Zufriedenheit.»

    → Bedeutung: Eine gute Leistung des Arbeitnehmers. Code für Note 5.

  • 5. Formulierung: «Er/Sie arbeitete zu unserer vollsten Zufriedenheit.»

    → Bedeutung: Eine ausgezeichnete Leistung des Arbeitnehmers. Code für die Note 6.

 

Geheime Codes zur Leistungsumschreibung:

Negative Leistungsumschreibungen getarnt durch schöne Formulierungen mit versteckten, negativen Codes im Arbeitszeugnis:

  • 1. Code: «Wir haben seinen/ihren grossen Einsatz geschätzt.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber beurteilt den Arbeitnehmer als Streber, der den Anforderungen aber nicht genügt.

  • 2. Code: «Er/Sie hat alle Aufgaben ordnungsgemäss erledigt.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber attestiert dem Arbeitnehmer mangelnde Eigeninitiative und bezeichnet ihn ausserdem als Minimalisten.

  • 3. Code: «Er/Sie hat alle seine Fähigkeiten eingesetzt.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber berichtet, dass der Arbeitnehmende durch schwache Leistungen auffiel.

  • 4. Code: «Er/Sie hat sich stets bemüht, die ihm/ihr zugetragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber attestiert dem Arbeitnehmer zwar guten Einsatz, kritisiert jedoch auch dessen mangelnden Fähigkeiten.

 

Geheime Verhalten-Codes:

Versteckte Formulierungen und Codes über das Verhalten des Arbeitnehmers:


  • 1. Keine Bemerkung zum Verhalten des Personals.

    → Bedeutung: Ein fehlender Code berichtet über ein ungenügendes Verhalten des Arbeitnehmers.

  • 2. Code: «Er/Sie trug zur Verbesserung des Arbeitsklimas bei.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber beschreibt den Arbeitnehmer als ineffizient, der ausserdem ein Sprücheklopfer zu sein scheint.

  • 3. Code: «Er/Sie hat sich immer um gute Vorschläge bemüht.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber beschreibt den Arbeitnehmer als Besserwisser.

  • 4. Code: «Er/Sie bemühte sich immer um ein gutes Verhältnis zu seinen/ihren Vorgesetzten.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber beurteilt den Arbeitnehmer als einen Anpasser.

  • 5. Code: «Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber bezeichnet den Arbeitnehmer als korrekt, aber nicht beliebt.

  • 6. Code: «Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie immer freundlich und beliebt.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber attestiert dem Arbeitnehmer korrektes Verhalten und Beliebtheit.

 

Geheime Kündigung-Codes:

Wie war das Ende des Arbeitsverhältnisses / der Abgang des Arbeitnehmers?

  • 1. Keine Bemerkung über das Ende des Arbeitsverhältnis.

    → Bedeutung: Der Abgang des Arbeitnehmers wurde mit aller Wahrscheinlichkeit angeordnet.

  • 2. Code: «Er/Sie verlässt und im gegenseitigem Einvernehmen.»

    → Bedeutung: Der betreffenden Person wurde vom Arbeitgeber gekündigt.

  • 3. Code: «Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch.»

    Bedeutung: Ein normaler Abgang, der ohne weiteres zu ersetzen ist.

  • 4. Code: «Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir sehr bedauern.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber hätte die betreffende Person gerne behalten.

  • 5. Code: «Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir ausserordentlich bedauern.»

    → Bedeutung: Die Person war sehr tüchtig und hinterlässt mit ihrem Abgang eine äusserst grosse Lücke.

 

Diskriminierende Formulierungen:

  • 1. Formulierung: «Gegenüber seinen Mitarbeitern zeigte er/sie grosses Einfühlungsvermögen.»

    → Bedeutung: Die Person suchte den Kontakt zum anderen Geschlecht.

  • 2. Formulierung: «Gegenüber seinen Arbeitskollegen zeigte er/sie grosses Einfühlungsvermögen.»

    → Bedeutung: Der Arbeitgeber möchte mit dieser Formulierung mitteilen, dass die betreffende Person homosexuell ist.

(Quelle: Class, Bischofberger; Das Arbeitszeugnis und seine Geheimcodes, Verlag des Schweizerischen Kaufmännischen Verbands)

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(Last updated: 03.03.2018, 18:00)