Dank der 4. Säule im besten Fall gar nicht oder so spät wie möglich ins Altersheim


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Es gibt eine 4. Säule in der Schweiz? Ja – und sie unterscheidet nicht zwischen arm und reich. Die vierte Säule soll eine Ergänzung zu den drei bestehenden Säulen der Schweizer Altersvorsorge bilden (1., 2. und 3. Säule) – und sie ist geldfrei. Eine Win-Win-Situation. Doch der Reihe nach ...

Wer anderen Menschen hilft oder Gesellschaft leistet, wird nicht mit Geld belohnt, sondern mit Zeitgutschriften auf ein persönliches Konto. Sollten Sie dann irgendwann selbst Unterstützung benötigen – egal ob unmittelbar oder erst im hohen Alter – können Sie auf dieses angesammelte Zeitguthaben zurückgreifen. Eine Win-Win-Situation. Aber wie genau funktioniert die vierte Säule?

Inhalte:

 

 

Das 4.-Säule-Zeitvorsorgemodell
Menschen Gesellschaft & Zeit schenken – und für später sammeln



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Ob arm oder reich, die vierte geldfreie Vorsorgesäule macht keinen Unterschied. Die Stiftung Kiss organisiert als schweizweite Dachorganisation von mehreren regionalen Genossenschaften begleitete Betreuungsdienstleistungen für jene, die sie benötigen. Allesamt durchgeführt von freiwilligen Mitgliedern - ohne monetäre Entlöhnung.

Für ihre geleisteten Dienstleistungen (Nachbarschaftshilfe) erhalten diese Freiwilligen nämlich ihrerseits wiederum Zeitguthaben auf ihr eigenes Zeitkonto gutgeschrieben. Diese können sie bei Bedarf für Betreuungsdienstleistungen einlösen, falls man einmal selber Betreuung nötig hat. Quasi ein Zeitvorsorgemodell als Ergänzung zu den drei bisherigen monetären Säulen AHV / BVG / privates Sparen.

 

Die geldfreie 4. Säule hilft bei der Betreuung zu Hause und bedeutet Entlastung für die Angehörigen. Das ist auch bitter nötig. Denn in der Schweiz pflegen und betreuen rund 600'000 Menschen ihre Angehörigen – und das teils rund um die Uhr.

Angehörige, die jemanden aus der Familie betreuen, leisten laut Hochrechnungen des Bundesamts für Statistik jährlich Gratisarbeit im Wert von mindestens 3,7 Milliarden Franken [Quelle: SRF].


Zeitvorsorge als 4. Säule – einfach erklärt [video]:



Freiwillig anderen Menschen vielseitige Unterstützung anbieten, indem sie Menschen in allen Lebenslagen und -altern begleiten mit alltäglichen Dienstleistungen in Haus und Garten, für Fahrten, Zuhören und Gespräche, Spazieren, Bewegung, usw.

 

 

 

Zeitgutschriften in der 4. Säule
Geben und Nehmen auf Augenhöhe



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Die gesammelten Zeitgutschriften auf dem Zeitkonto sind unmittelbar einlösbar oder auch erst zu einem viel späteren Zeitpunkt im hohen Alter.

Das auf diese Weise angesparte „Altersguthaben“ auf Betreuungsdienstleistungen soll älteren Menschen ermöglichen, im besten Fall gar nicht oder so spät wie möglich in ein Altersheim ziehen zu müssen.


Solidarität: Befindet sich ein älteres Kiss-Mitglied mit seinem Zeitkonto im Minus, so deckt ein genossenschaftlicher Pool das Negativ-Guthaben solidarisch.
 

 

 

Freiwilligenarbeit wird belohnt
Anderen Menschen helfen zahlt sich aus



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Mittlerweile gibt es die Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschrift bereits in mehreren Kantonen. Aufs Jahr gerechnet dürfen in der 4. Säule pro Woche sechs Freiwilligenstunden geleistet werden. Oder: Maximal 320 Stunden pro Jahr. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft kostet einmalig 100 Franken.

Die Rechnung geht offenbar auf. Auch für die Stadt. Laut einer Auswertung der Stadt Zug sind die ungedeckten Heimkosten seit Einführung der vierten Säule der Fondation Kiss deutlich gesunken.

Allein im Jahr 2018 haben rund 2000 Freiwillige in zehn regionalen Kiss-Genossenschaften in der ganzen Schweiz 40‘000 Stunden geleistet.

Weiterführende Informationen:
Helene Rufer (64) baut sich mit Gutschriften eine 4. Säule auf: 40 Franken für die Betreuungsstunde (Blick)

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Autor: INFO Schweiz - Redaktion

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(Last updated: 20.02.2024, 19:59)