Die Altersdiskriminierung bei der Job-Suche ist offiziell: Über 50-jährige Stellensuchende werden von Firmen schon vor dem Vorstellungsgespräch aussortiert - mithilfe von automatisierten Alters-Filtern. Ältere Job-Bewerber haben so oft keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
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Die Altersguillotine ist Realität. Die Älteren werden auf dem Schweizer Arbeitsmarkt diskriminiert.
«Gewisse Arbeitgeber in gewissen Branchen ziehen jüngere Stellenbewerber aus verschiedenen Gründen grundsätzlich vor. Diese Problematik wird zusätzlich dadurch verschärft, dass die Unternehmen zunehmend automatisierte Rekrutierungsverfahren zur Vorselektion der Bewerberdossiers einsetzen, die nach Einschätzung der Befragten Filterkriterien anwenden, die sich auf das Alter der Bewerber beziehen. So haben ältere Stellensuchende oft keine Chance, überhaupt ins Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden», heisst es im neusten Bericht «Bestandesaufnahme aller arbeitsmarktlichen Massnahmen für über 50-Jährige Stellensuchende in den Kantonen» des Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).
Bislang galt die Diskriminierung von älteren Stellensuchenden in der Schweiz als Tabuthema. Die Altersdriskiminierung wurde von amtlicher Seite gerne totgeschwiegen. Neu aber ist amtlich, was viele eh schon vermuteten bzw. wussten. Firmen wenden im Rekrutierungsprozess spezielle Computerprogramme an, mit dem zentralen Kriterium, ältere Bewerberinnen und Bewerber aus dem Kreis der Kandidaten rauszufiltern und auszuschliessen. Mit dem Ergebnis, dass über 50-Jährige gar nicht erst die Gelegenheit zu einem Bewerbungsgespräch erhalten.
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Der Grund? Jüngere Arbeitnehmer kosten den Arbeitgeber in der Regel deutlich weniger als ältere Angestellte. Manche dürften die Erkenntnisse aus dem Seco-Bericht weniger überraschen. Von amtlicher Seite hingegen bedeutet der Befund eine Zeitenwende. Das bestätigt auch Bruno Sauter, der Präsident des Verbands der kantonalen Arbeitsmarktbehörden (VSAA) gegenüber «Blick»: «In dieser Deutlichkeit habe ich das zuvor von Behörden noch nie gelesen.» Leider sei es Realität, dass die jüngeren Arbeitnehmer weniger kosten. Dies komme einer Altersguillotine gleich. Das sei zwar legal, Sauter kritisiert jedoch: «Ich begreife einfach nicht, wie ein Unternehmen freiwillig auf solche Filter setzt. Was gewinnt es damit, wenn es auf Erfahrung und Know-how verzichtet?»
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Auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) sieht sich im Seco-Bericht bestätigt: «Die Kantone belegen damit erstmals, was wir schon lange befürchtet haben», erklärt Daniel Lempart. Besonders stark betroffen von der Altersdiskriminierung seien die Informatik-, Telekom- und Banken-Branche. Sie würden ältere Bewerberinnen und Bewerber benachteiligen. Doch auch in der Pharmaindustrie sowie in der Lebensmittelindustrie herrsche eine Benachteiligung von älteren Stellensuchenden. Die SGB betont daher noch einmal ihre Forderungen nach einem besseren Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter und generell ein Diskriminierungsverbot. Eine entsprechende Volksinitiative ist bereits auf dem Weg. Noch in diesem Sommer soll eine Initiative gegen Altersdikriminierung gestartet werden.
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Autor: Schweiz - Redaktion