Dieses Land verbietet Lebensmittel-Verschwendung: Supermärkte müssen neu Essen verschenken

Armut Hände Betteln Hunger

 


Gute Nachrichten im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung (Food Waste)!


Zwölf Milliarden Menschen könnten mit den weltweit produzierten Lebensmitteln ernährt werden, rechnet die Welthungerhilfe vor. Allerdings wird ein Drittel dieser weltweit produzierten Lebensmittel vernichtet und verschwendet. 18 Millionen Tonnen Lebensmittelverschwendung sind es allein in Deutschland - pro Jahr - wie der WWF im «Tagesspiegel» beziffert. Das ist ein Drittel der gesamten deutschen Lebensmittelproduktion. In der Schweiz sind es rund 2 Millionen einwandfreier Lebensmittel, die jedes Jahr weggeworfen werden. Das sind jeden Tag 320 Gramm oder jedes Jahr 117 Kilogramm pro Schweizer Einwohner an verschwendeten Nahrungsmitteln. Damit zählen die Schweizer zu den weltweiten Spitzenreitern.

Zum Vergleich: In Frankreich sind es Schätzungen der UN zufolge 20 bis 30 Kilogramm, im Süden Afrikas 6 bis 11 Kilogramm. Beim Frischgemüse werden in der Schweiz sogar 63% weggeworfen, wie «daslamm.ch» berichtet, unter anderem auch aus ästhetischen Gründen. In Tschechien hingegen ist es neuerdings per Gesetz allen Supermärkten mit mehr als 400 m2 Verkaufsfläche verboten, unverkäufliche Lebensmittel in den Müll zu werfen. Zuwiderhandlungen werden von Gesetzes wegen bestraft.

 

 

Ein Land geht mit gutem Beispiel voran im Kampf gegen Food Waste

Tschechische Supermärkte müssen ihre nicht mehr verkaufbaren, aber gesundheitlich unbedenklichen Lebensmittel-Waren für den guten Zweck spenden bzw. unentgeltlich rund 150 karitativen Hilfsorganisationen (Obdachlosenhilfen, Suppenküchen oder direkt an registrierte Bedürftige etc.) anbieten - so will es das neue Gesetz. Das macht Sinn und kommt vielen armen Menschen zugute.

Allein in Prag und Region profitieren davon mehr als 22‘000 Menschen. Bedürftige Menschen sind so nicht mehr gezwungen, in Containern nach Essbarem zu wühlen. Auch Frankreich kennt seit 2016 ein solches Gesetz und ahndet nicht kooperative Supermarktketten mit hohen Geldstrafen. Wann folgt die Schweiz?

Nicht alle jedoch zeigen sich mit der Abgabepflicht einverstanden. Einige Discounter wehren sich, obschon es für Supermärkte oftmals günstiger ist, die abgelaufenen Nahrungsmittel weiterzuverschenken statt sie zu vernichten.

Suppenküche Essensausgabe


«Bei den Tafeln in der Schweiz hat die Nahrungsmittelverteilung innerhalb von zwei Jahren um +38 Prozent zugenommen ...

... Es sind mehrere zehntausend Menschen, die zu wenig Geld fürs Essen haben»

(berichtet die Zeitung «vorwärts»)


Nun klagten sogar 25 tschechische Senatoren der oberen Parlamentskammer gegen das Gesetz zur Weiterverwendung von Lebensmitteln, die nicht mehr zum Verkauf angeboten werden können. Den Senatoren zufolge handle es sich hierbei um eine Art der Enteignung der Supermärkte und um einen unzulässigen Eingriff in die Eigentumsrechte. Sie warnten davor, dass dieses Gesetz eine Rückkehr zu kommunistischen Praktiken bedeute.


Oberstes Gerichtsurteil Italien:
Obachlose dürfen Essen stehlen

Die Richter argumentierten, dass das Recht auf Überleben stärker wiege als das Eigentumsrecht der Supermärkte ...


Glücklicherweise hat das Verfassungsgericht Tschechiens in Brünn (Brno) die Klage zu Beginn des Jahres 2019 zurückgewiesen und so das Lebensmittel-Gesetz bestätigt. Die Richter verwiesen in ihrem Urteil auf die tschechische Grundrechte-Charta, in der verankert steht, dass Eigentum verpflichte. Auch sieht das Verfassungsgericht das neue Gesetz als Teil der weltweiten Bemühungen, die «schwerwiegenden Fragen der Lebensmittelverschwendung» zu lösen. Sollte sich ein Supermarkt nicht an das neue Gesetz halten, droht eine Geldstrafe von bis zu 390‘000 Euro.


Lebensmittel Tschechien

18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr vernichtet. Ein Drittel der gesamten Produktion. In Tschechien müssen Supermärkte Lebensmittel neuerdings spenden.

Gepostet von tagesschau am Donnerstag, 17. Januar 2019

 

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(Last updated: 18.01.2019, 17:57)