Tiefe Arbeitslosigkeit oder «frisierte» Statistik? - Ausgesteuerte verschwinden aus der Statistik


Ist die tiefe Arbeitslosigkeit in der Schweiz lediglich ein Märchen?

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz betrifft "nur" rund 150'000 Personen, laut offizieller Seco-Statistik. Im internationalen Kontext vergleichsweise ein tiefer Wert, daher zeigt man sich zufrieden. Doch: Diese Statistik ist "frisiert" und spiegelt nur einen Teil der effektiv Arbeitslosen wider. Denn wer ausgesteuert wird, der verschwindet komplett aus der Seco-Statistik. Und das sind beileibe nicht wenige. Die Zahl der Ausgesteuerten nimmt jedes Jahr um mehrere Zehntausend zu. Allein im Jahr 2016 verschwanden auf diese Weise rund 40'000 Arbeitslose aus der offiziellen Arbeitslosen-Statistik. So bleibt die Arbeitslosenquote tief.

«In der Schweiz gibt es 100‘000 Arbeitslose, die sich nicht auf dem RAV registrieren», so Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte der ETH Zürich, gegenüber «SRF».

Die Arbeitslosenstatistik in der Schweiz blendet Ausgesteuerte aus

 


Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erfasst alle Personen, die bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungsamt (RAV) registriert sind, und publiziert darauf basierend monatlich eine Statistik zur Arbeitslosigkeit in der Schweiz.

Andere Zahlen liefern hingegen die vom Bundesamt für Statistik (BfS) quartalsweise publizierten Zahlen zur Erwerbslosigkeit, gemessen an den Massstäben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Diese basieren allerdings auf stichprobenhaltigen Hochrechnungen und sind daher ebenfalls ungenau. Trotzdem erfasst die ILO-Statistik immerhin auch Arbeitslose, die nicht beim RAV registriert sind.

Isoliert: Ausgesteuerte in der Schweiz erhalten kein Arbeitslosengeld mehr. Wer nichts gespart hat, ist fortan von der Sozialhilfe abhängig.

Die Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die Erwerbslosenquote nach ILO weisen folglich hohe Unterschiede auf:

  Arbeitslosigkeit (SECO) Erwerbslosigkeit nach ILO (BFS)
Bevölkerung: Beim RAV gemeldete Stellensuchende Ständige Wohnbevölkerung, auch nicht gemeldete Erwerbslose
Erhebungsmethode: Registerzählung, Vollerhebung Telefonische Befragung, Stichprobe von 30'000 Personen pro Quartal
Definition: Nicht erwerbstätig (<6h/Woche), zur Stellensuche beim RAV registriert, sofort verfügbar Nicht erwerbstätig (<1h/Woche, aktiv auf Stellensuche, sofort verfügbar
ALV-Leistungsbezug: Indirekter Einfluss (bei Abmeldung vom RAV), sonst kein relevantes Kriterium für Arbeitslosigkeit Kein relevantes Kriterium für Erwerbslosigket
Genauigkeit: Exakte Zählung am Ende jedes Monats Hochrechnung mit statistischer Fehlermarge
Zeitliche Verfügbarkeit: Monatlich, Veröffentlichung bis am 10. des Folgemonats Quartalsweise, Veröffentlichung ca. 1.5 Monate nach Quartalsende

«Man beobachtet seit ein paar Jahren, dass die Zahl der registrierten Arbeitslosen recht konstant bleibt, während die Zahl der Arbeitslosen gemäss ILO zunimmt.»

Keine Perspektive: Jeder zweite Ausgesteuerte findet gar keinen Job mehr oder muss sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs zufrieden geben.

Tiefe Arbeitslosigkeit in der Schweiz - ein Märchen?

Unser «10vor10»-Publikumsmitarbeiter braucht euch für seinen Beitrag: Von der Gesellschaft und der Statistik vergessen: Wie weiter mit den Ausgesteuerten? Diskutiert mit! #hallosrf #Publikumswoche

Posted by SRF Schweizer Radio und Fernsehen on Samstag, 7. Oktober 2017


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Du fütterst mit Deinem Geld Flüchtlinge durch?

Fazit: Es gibt keine "richtige" Statistik zur Arbeitslosigkeit in der Schweiz. Weder die Arbeitslosenquote laut Seco (3.0%) noch die Erwerbslosenquote nach ILO (4.5%) spiegeln die tatsächliche Realität wider. Fakt ist einzig, dass die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz deutlich höher ist, als die Arbeitslosenstatistik des Staatssekretariat für Wirtschaft weismacht. Trotzdem steht die Schweiz im internationalen Vergleich der Arbeitslosenquoten nach wie vor gut da.

Das schreiben andere:
- «Weniger» Arbeitslose – dank mehr Ausgesteuerten (SRF)

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(Last updated: 09.10.2017, 13:29)