Alte Eidgenossenschaft: Der wahre Ursprung der Schweiz

Die Alte Eidgenossenschaft ist Ursprung der 13 alten Orte und gründet auf der Entwicklung geheimer Bündnisse.

Was verbirgt sich wirklich hinter dem «Ewigen Bund» der alten eidgenössischen Kantone? Was haben Geostrategie, Wilhelm Tell und Schweizer Bürgerkriege wie der Alte Zürichkrieg damit zu tun? Und dank wem ist die Schweiz zur Wirtschaftsmacht Europas aufgestiegen?

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Die wichtigsten Schweizer Kriege - Kriegsgeschichte von 1291 bis 2016

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Der wahre Ursprung der Schweiz

Die Alte Eidgenossenschaft: Der wahre Ursprung der Schweiz

Der Begriff «Schweizerische Eidgenossenschaft» stellt die amtliche und offizielle Bezeichnung des direkt demokratischen und föderalistischen Staates Schweiz dar. Die heutige Schweiz, die im Jahr 1848 als Bundesstaat gegründet wurde, geht aus der Alten Eidgenossenschaft hervor, deren Geschichte bis zum 1. August 1291 zurückreicht. Der Gründungsmythos dieser "Alten Eidgenossenschaft" ist eng mit dem sogenannten → Rütlischwur verbunden, der den Beginn des „Ewigen Bundes“ der heutigen Schweiz markierte. Doch was davon ist tatsächlich passiert und was gehört eher ins Reich der Mythen und Legenden?

 

Wagemutiges Bündnis gegen die Herrschaft der Habsburger


Mythos oder Geschichte?

Auch wenn die Gründungslegende dieser Alten Eidgenossenschaft einige mythische Elemente beinhaltet, geben viele Anhaltspunkte Aufschluss über den historischen Beginn des Schweizerischen Bundesstaates, der sich ursprünglich aus drei Kantonen auf heutigem Schweizer Territorium entwickelte.

Militärisches Bündnis:

Die Alte Eidgenossenschaft entstand aus zwei wesentlichen Gründen am 1. August 1291 mit dem als Bundesbrief bezeichneten Dokument, das die Rechtsordnung von drei benachbarten Gebieten sicherte: Schwyz (SZ), Uri (UR) und Unterwalden.

Das von Aufständischen der ländlichen bäuerlichen Bevölkerung initiierte lose Bündnis zwischen den drei an den Ufern des Vierwaldstättersees gelegenen Talschaften hatte einerseits eine politische und militärische Funktion. Ziel der Zusammenarbeit war es, mit vereinten Kräften das gemeinsame Territorium gegen die Herrschaft der Habsburger zu verteidigen.

Gefahr für die Urkantone:

Die Habsburger hatten nämlich im Frühjahr 1291 die Stadt Luzern erworben und sich im Gebiet der Innerschweiz auszubreiten versucht. Der Tod des Habsburgerkönigs Rudolf, der Schwyz noch im Februar 1291 die Unabhängigkeit zugesagt hatte, brachte eine für die Waldstätten und Urkantone unsichere politische Situation mit sich, die mit dem Bündnis der drei Orte stabilisiert werden sollte.

 

Die Geostrategie der Urkantone: Sicherung der wichtigen Gotthard-Verkehrsroute


Geostrategische Bedeutung:

Die zweite wichtige Motivation zur Gründung der Alten Eidgenossenschaft bestand für die drei Orte darin, gemeinsam die Vorherrschaft über die strategisch und wirtschaftlich äusserst bedeutsame Verkehrsroute über den Gotthard zu sichern. Auf diese Weise sollten auch allfällige Besitzstreitigkeiten unter den drei Urkantonen verhindert werden.

Siehe auch:
Geopolitik & Geostrategie der Schweiz

Territoriale Expansion: In den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten diente der Staatenbund vorrangig dem Erhalt des Friedens und der territorialen Expansion durch stetigen Zusammenschluss mit neuen Mitgliedstaaten auf dem heutigen Schweizer Staatsgebiet.

 

Wilhelm Tell - Legende oder Schweizerischer Freiheitskämpfer?


Schweizer Nationalheld:

Wilhelm Tell ist der grösste Nationalheld der Schweiz. Doch gab es ihn wirklich? Oder ist er vielmehr ein Mythos?

Wilhelm Tell: Altdorf, Telldenkmal

 Foto: Altdorf, Telldenkmal.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Photoglob AG (Zürich).

Die Legende des Freiheitskämpfers Wilhelm Tell spielt in der frühen Phase der Alten Eidgenossenschaft eine wichtige Rolle. Tell soll der Legende nach nämlich wesentlich dazu beigetragen haben, dass die vom römischen Kaiser übertragenden Autonomierechte und Privilegien der Alten Eidgenossenschaft erfolgreich gegen die Habsburger verteidigt wurden. Auffallend ist aber, dass andere Länder ähnliche Geschichten kennen (siehe auch: Chronicon Helevticum - 1:1 abgeschrieben?).

Rütlischwur, Tell’s Apfelschuss, Tellskapelle, Tell’s Sprung, Gessler’s Tod

 Bild: Rütlischwur, Tell’s Apfelschuss, Tellskapelle, Tell’s Sprung, Gessler’s Tod.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Photoglob AG (Zürich).

Keine Beweise für Tells Existenz:

Obwohl Wilhelm Tells Name laut Historikern in keinem zeitgenössischen Dokument Erwähnung fand, wird Tell seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in der Schweiz als grosser Nationalheld verehrt.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Photoglob AG (Zürich).

Gründungsmythos Rütlischwur: Wilhelm Tells Taten sollen in enger Verbindung zum sogenannten „Rütlischwur“ stehen, den die drei Eidgenossen Werner Stauffacher, Arnold von Melchtal und Walter Fürst im Jahr 1307 auf der Rütliwiese am Ufer des Vierwaldstättersees leisteten.

Tellskapelle am Vierwaldstättersee, Der Rütlischwur, Nach dem Gemälde von Dr. Stückelberg

 Bild: Tellskapelle am Vierwaldstättersee, Der Rütlischwur, Nach dem Gemälde von Dr. Stückelberg.

Noch heute streiten sich Historiker, ob der Ursprung und tatsächliche Gründungstag der Eidgenossenschaft auf 1291 oder 1307 zu datieren ist. Erwiesen ist aber, dass der Historiker Wilhelm Oechsli (1851-1919) eigenmächtig das Datum auf den 1. August festlegte. Doch wie entstand die Schweiz wirklich?

Tellspiele Altdorf, Werner Stauffacher, I.Besetzung

 Foto: Tellspiele Altdorf, Werner Stauffacher, I.Besetzung.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Photoglob AG (Zürich).

 

Ständige territoriale Erweiterung der 13 Orte


Die Dreizehn Alten Orte:

Ab 1315 gelang es dem Heer der Alten Eidgenossenschaft zahlreiche wichtige Schlachten gegen Habsburg-Österreich für sich zu entscheiden. Die militärischen Erfolge führten im Laufe des 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert zu einer ständigen territorialen Erweiterung der Eidgenossenschaft, die sich schliesslich aus den Dreizehn Alten Orten zusammensetzte.

Neben den drei Urkantonen Schwyz, Uri und Unterwalden schlossen sich zunächst auch die Städte Zürich, Bern und Zug sowie das Land Glarus und später die Städte Freiburg und Solothurn, Schaffhausen und Basel sowie das Land Appenzell dem Eidgenössischen Bund an. Daher auch die Bezeichnung der 13 Alten Orte.

 

Der Alte Zürichkrieg bringt die Eidgenossenschaft in grosse Gefahr


Brüchiges Bündnis: Trotz des mit dem Rütlischwur festgelegten politischen Zusammenhalts des Staatenbundes wurde die Eidgenossenschaft in den Jahrhunderten nach ihrer Gründung wiederholt auf die harte Probe gestellt. Im Jahr 1440 brach zwischen Zürich, Glarus und Schwyz der Alte Zürichkrieg aus, nachdem der letzte Graf keine Erben hinterlassen hatte und die Nachfolge nicht gesichert war.

Die brutale Auseinandersetzung erschütterte die politischen Grundideale der Eidgenossenschaft und endete 1450 mit dem Sieg von Schwyz und Glarus und einem tiefen inneren Zerwürfnis. Nur der sogenannte „Stanser Verkommnis“ konnte im Jahr 1481 verhindern, dass die Alte Eidgenossenschaft wegen der Streitigkeiten zwischen den Städten und Ländern in viele Kleinstaaten zerfiel.

 

Glaubenskriege & Bürgerkriege: Protestanten gegen Katholiken


Reformation vs. Gegenreformation:

Die Zeit der Reformation, die in ganz Europa zu heftigen Glaubenskriegen führte, machte auch vor dem eidgenössischen Staatenbund nicht halt. Die schweizerische Reformation und die katholische Gegenreformation führte zu Bürgerkriegen im Land.

Grosse historische Figuren:

Aus der schweizerischen Reformation gingen letztendlich die evangelisch-reformierten Kirchen hervor. Die bedeutendsten und schillerndsten Persönlichkeiten der schweizerischen Reformbewegung waren Huldrych Zwingli, Johannes Calvin und Heinrich Bullinger.

Die religiösen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken führten zu einer landesweiten Spaltung der Konfessionen, deren Schutz im Juni 1529 durch den Ersten Kappeler Landfrieden festgelegt wurde.

Zwinglis Abschied, vor dem Kappeler Krieg

 Foto: Zwinglis Abschied, vor dem Kappeler Krieg.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Photographisches Institut der ETH Zürich.

Trotzdem lebten die Menschen innerhalb der Eidgenossenschaft wegen der religiösen Zerwürfnisse sowie aussenpolitischer Bedrohungen bis zum Jahr 1847 in einem ununterbrochenen Zustand des Bürgerkriegs.

 

Von der Alten Eidgenossenschaft zum Bundesstaat Schweiz


Souveränität: Die völkerrechtliche Unabhängigkeit erlangte die Alte Eidgenossenschaft erst nach dem Ende des Dreissigjährigen Krieges im Zuge der Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648.

 

Die Schweiz wird zur Wirtschaftsmacht in Europa


Industrialisierung: Das ausgehende 18. Jahrhundert brachte mit der ersten Welle der Industrialisierung der Schweiz einen wahren Wirtschaftsboom, der die Eidgenossenschaft nach England zum meist industrialisierten Land Europas machte.

Die Textil- und Uhrenindustrie brachte dem Bund der Nationalstaaten auf Schweizer Territorium grossen Wohlstand, einen wesentlichen Fortschritt als Exportland auf internationaler Ebene und die Gründung von einigen der bedeutendsten Schweizer Banken wie der SKA, dem Vorläufer der heutigen Credit Suisse.

Siehe auch:
Alle Schweizer Uhrenmarken von 1735-2016.

 

Gründung des demokratischen Bundesstaates Schweiz


Innenpolitische Wirren, die die Besetzung durch die Franzosen mit sich brachte, bedingte im frühen 19. Jahrhundert ein Umdenken der herrschenden Elite auf Schweizer Boden. Die Eidgenossenschaft war mit dem Anschluss des Tessins, der Romandie und den östlichen Gebieten ein mehrsprachiges Territorium geworden. Siehe: Amts- und Landessprachen der Schweiz.

Staatsgründung: Um die innenpolitische Stabilität dieses neu erweiterten Bundes zu sichern, wurde im Jahr 1848 der demokratische Bundesstaat Schweiz gegründet.

 

Sonderstellung der Schweiz: Die Neutralität


Das Geschäft mit der Neutralität:

Das zwanzigste Jahrhundert brachte der neutralen Schweiz mit den beiden Weltkriegen eine Sonderstellung, die zu einer grossen Gefahr für die Eidgenossenschaft wurde. Als kleiner Staat inmitten von Nationen, die in die schlimmsten Kriege der Weltgeschichte verwickelt waren, behielt die Schweizer Eidgenossenschaft trotz der bedrohlichen aussenpolitischen Situation in beiden Weltkriegen ihre neutrale Position. Mehr zum Thema: Neutralitätspolitik à la Schweiz.

Die Schweiz wurde während der Kriegsjahre zu einem bedeutenden Zentrum der europäischen Intellektuellen aus Kunst, Literatur und Wissenschaft, die vor der politischen Verfolgung Schutz suchten.

 

Die Schweiz unterteilt in 26 Kantone (Teilstaaten)


Heutige Schweiz: Heute setzt sich die Eidgenossenschaft der Schweiz aus 23 Kantonen und den drei Halbkantonen Basel, Appenzell und Unterwalden zusammen, die historisch bedingt je aus zwei Halb-Bundesstaaten bestehen.

Vielsprachiger föderalistischer Staatenbund:

Der Schweizerische Bundesstaat gilt als einzigartiger föderalistischer Staatenbund auf Schweizer Art. Insgesamt existieren innerhalb der Eidgenossenschaft mit Rätoromanisch, Deutsch, Französisch und Italienisch heute vier offizielle und gleichbedeutende Amtssprachen. Hinzu kommen die zahlreichen, von Kanton zu Kanton unterschiedlich geprägten Dialekte der "Schweizerdeutschen Sprache". Die Schweiz bildet heute ein hoch interessanter Schmelztiegel unterschiedlicher sowie gemeinsamer kulturellen und historischen Strömungen und Hintergründe.

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Wojtek Bernet   Autor: Wojtek Bernet
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(Last updated: 09.05.2016, 14:22 Uhr)