Der Standpunkt lautete lange so: Die Masken schützen nur das Gegenüber vor einer Corona-Ansteckung, nicht aber den Träger der Maske selbst. Es hiess: «Du schützt mich, ich schütze Dich.» Studien belegen nun: Schutzmasken reduzieren insgesamt spürbar die Übertragung des Coronavirus und schützen auch den Maskenträger.
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«Wir wissen aus unserer Erfahrung im Spital: Masken schützen auch denjenigen, der sie trägt», erklärt Prof. Dr. med. Huldrych Günthard.
Es wird Zeit unser altes Wissen zu revidieren: Die Forscher wissen unterdessen besser Bescheid. Mehrere Studien zeigen, dass das Tragen einer Maske nicht nur andere Menschen vor einer Corona-Ansteckung schützen kann, sondern auch den Menschen, der die Maske trägt. Zumindest reduziert der Maskenschutz das Risiko einer Ansteckung des Maskenträgers bis zu einem bestimmten Grad.
Gesamthaft betrachtet können Schutzmasken «die Übertragungsraten in der Öffentlichkeit um bis zu 80 Prozent senken».
Ja, zu diesem Ergebnis kommt die «Swiss National COVID-19 Science Task Force» des Bundes in ihrem neusten Bericht.
«Jemand, der eine Maske trägt, senkt nicht nur das Risiko, andere anzustecken, sondern ist auch selbst weniger gefährdet.»
Die Schweizer Forscher berufen sich auf eine Meta-Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Anfang Juni 2020. Diese sogenannte übergeordnete Studie untersuchte und wertete zahlreiche Studien zu eben diesem Thema mit insgesamt über 25‘000 Studienteilnehmern aus und ging dabei der Frage nach, wie man sich am besten vor einer Corona-Infektion schützt. Das internationale Forscherteam um Derek K. Chu von der kanadischen McMaster University in Hamilton analysierte dazu 172 Beobachtungs- und 44 Vergleichsstudien mit insgesamt 25'697 Patientinnen und Patienten aus 16 Ländern in medizinischen und Alltagssituationen und veröffentlichte die Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin «The Lancet».
«Gesichtsmasken schützen nicht nur das Gesundheitspersonal, sondern auch Menschen im öffentlichen Raum vor Ansteckung», kommt die Meta-Studie zum Schluss.
Das Problem der bisherigen Einschätzung bezüglich der Wirksamkeit des Maskenschutzes für den Träger war folgendes: In Ermangelung an Erfahrungswerten mit dem Coronavirus stützte man sich alternativ und notgedrungen auf Erfahrungswerte mit Grippeviren, entwarf und leitete daraus ein entsprechendes Schutzkonzept ab.
Nach den neusten Erkenntnissen spricht sich die Science Task Force jedoch klar und deutlich für eine Maskentragpflicht aus: «Im Einklang mit unserer früheren Empfehlung vom April bekräftigen wir unsere Empfehlung zugunsten eines allgemeinen Maskentragens in Umgebungen, in denen physische Distanz nicht zuverlässig und beständig erreicht werden kann, insbesondere dort, wo eine Rückverfolgbarkeit nicht gewährleistet ist, wie z.B. und mit höchster Priorität im öffentlichen Verkehr. [Wir] weisen zusätzlich darauf hin, dass es zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung sein könnte, das Tragen von Masken in bestimmten Situationen verbindlich vorzuschreiben.» Die Zahlen geben den Forschern Recht. Die Task Force schlägt Alarm:
«Insbesondere in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte nehmen die Fallzahlen exponentiell und mit hoher Geschwindigkeit zu.»
«Tragen Sie Masken, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann.» Das heisst, überall da, wo sich Menschen ansammeln, zu nahe kommen und die Abstandsregeln nicht einhalten, helfen Masken, die Übertragungswege des Virus einzudämmen.
Masken schützen sowohl den Träger als auch das Gegenüber. Zu diesem Schluss kommt eine weitere US-Studie. Forscher in den USA untersuchten zwischen April und Mai die Corona-Infektionsraten in amerikanischen Bundesstaaten - mit und ohne eine Maskenpflicht - um auf diese Weise die Wirkung des Maskentragens zu berechnen.
Das Resultat der Studie war deutlich: In jenen 15 US-Bundesstaaten, welche eine Maskenpflicht eingeführt hatten, verhinderte das Tragen einer Schutzmaske in «in wenigen Wochen bis zu 450'000 Neuansteckungen».
Weitere Studien untermauern den Masken-Effekt. Wissenschaftler der Universität Mainz nahmen die Stadt Jena genauer unter die Lupe und untersuchten die Entwicklung der Corona-Fallzahlen. Die Stadt Jena hatte bereits sehr früh reagiert und als erste Stadt in ganz Deutschland am 6. April eine Maskentragpflicht eingeführt. «Jena ist damit die erste deutsche Stadt, die ihre Bürger dazu zwingt, eine Schutzmaske gegen das Coronavirus zu tragen», schreibt die «Zeit» über die Schutzmaskenpflicht in Jena.
«Anerkannt ist jeder Schutz, der aufgrund seiner Beschaffenheit geeignet ist, eine Ausbreitung von Tröpfchenpartikeln durch Husten, Niesen, Aussprache zu verringern», heisst es in der Verordnung. Ausreichend seien daher auch «aus Baumwolle selbst geschneiderte Masken», Schals oder Tücher.
Folgendes fanden die Wissenschaftler von vier Universitäten - Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sowie der Universitäten in Darmstadt, Kassel und Sønderborg in Dänemark - in ihrer Studie heraus:
Je früher eine Stadt die Maskenpflicht einführte, desto weniger rasch stieg die Zahl an Corona-Neuinfektionen - im Vergleich zu vergleichbaren umliegenden Städten ohne Maskenpflicht.
Nach den Berechnungen eben dieser Wissenschaftler «tut sich eine signifikante Kluft zwischen den Fallzahlen in Jena und der Vergleichsgruppe ohne Maskenpflicht auf». Ihre Schlussfolgerung: «Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einführung der Maskenpflicht in den jeweiligen Kreisen zu einer Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19 beigetragen hat», zitiert «DW» Klaus Wälde von der Universität Mainz.
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Autor: Schweiz - Redaktion