Muslime in der Schweiz 2020
Anteil an Bevölkerung, Zahlen & Fakten

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Aktuelle Zahlen über Muslime in der Schweiz: Wie hoch ist die Anzahl und wie hoch der muslimische Anteil an der Schweizer Bevölkerung - nach Kantone und Städte?

Heute macht der Islam die drittgrösste Glaubensgemeinschaft des Landes aus. Aber nur knapp 10% der Muslime sind praktizierende Muslime. Heisst: Der Anteil Nichtpraktizierender ist bei keiner Konfession höher als bei den Musliminnen und Muslimen. Nur schon das beweist, dass dem Schreckgespenst von Rechts einer „Islamisierung der Schweiz“ jegliche nachvollziehbare Grundlage fehlt. Nachfolgend eine Übersicht über den Islam in der Schweiz mit Zahlen und Fakten.

Inhalte:

 

 

Anzahl: Wie viele Muslime?

Der Islam ist heute die drittgrösste Religion in der Schweiz. Eine sehr heterogene und laizistisch-orientierte Gemeinschaft. Die grosse Mehrheit der Schweizer Muslime sind mit 75% Anteil Sunniten, rund 10-15% sind Aleviten, eine kleine Minderheit bilden die Schiiten. Nachfolgend eine Übersicht nach Kantone und Schweizer Städte.


In der Schweiz herrscht Religionsfreiheit. Das heisst, jeder kann hierzulande glauben, was er will.

 

Gesamthaft betrachtet machen Menschen islamischen Glaubens gut 5,3% der Schweizer Bevölkerung aus. Das sind aktuell etwa 450‘000 Menschen. Damit zählen Musliminnen und Muslime schon lange zum «festen Bestandteil der Schweizer Religionslandschaft», hält das «Schweizer Radio und Fernsehen» fest.

 

 

Entwicklung: Anteil Muslime 1910 bis heute

Nachfolgend eine Übersicht der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren aufgeschlüsselt nach Religionszugehörigkeit seit 1910 bis heute (Quelle: Bundesamt für Statistik).

Jahr Wohnbevölkerung Römisch-katholisch Ohne Religion Evangelisch-reformiert Andere christliche Glaubensgem. Muslime Andere Religionsgem. Jüdische Glaubensgem.
1910 3'753'293 42.5% - 56.2% - - 0.9% 0.5%
1920 3'880'320 40.9% - 57.5% - - 1.1% 0.5%
1930 4'066'400 41.0% - 57.3% - - 1.2% 0.4%
1941 4'265'703 40.4% - 57.6% - - 1.5% 0.5%
1950 4'714'992 41.5% - 56.3% - - 1.7% 0.4%
1960 5'429'061 45.4% 0.5% 52.7% 0.7% 0.0% 0.1% 0.4%
1970* 4'575'416 46.7% 1.2% 48.8% 2.0% 0.2% 0.1% 0.4%
1980 4'950'821 46.2% 3.9% 45.3% 2.2% 0.7% 0.2% 0.3%
1990 5'495'018 46.2% 7.5% 39.6% 3.4% 1.6% 0.3% 0.2%
2000 5'868'572 42.3% 11.4% 33.9% 4.3% 3.6% 0.7% 0.2%
2010 6'519'253 38.6% 20.1% 28.0% 5.5% 4.5% 1.1% 0.2%
2014 - 38.0% 22.0% 26.0% 5.7% 5.0% 1.5% 0.2%
2017 7'036'199 35.9% 26.0% 23.8% 5.9% 5.4% 1.4% 0.3%


1) 1900 bis 1970: "Evangelisch-reformiert " inkl. Anhänger christlicher Sondergemeinschaften. Ab 1970 nur die öffentlich-rechtlich anerkannte Evangelisch-reformierte Kirche.
2) 1910-1920: inkl. Christkatholische Kirche.
3) Ab 1960 "Andere christliche Glaubensgemeinschaften" inkl. Christkatholische Kirche, Christlich-orthodoxe Kirchen sowie andere evangelische Kirchen, wie z.B. Methodistische Kirchen, Neuapostolische Kirchen.
4) "Islamische Glaubensgemeinschaften", "Ohne Religionszugehörigkeit" und "Religion/Konfession unbekannt" werden ab 1960 separat erfasst.
5) 1970-2000 : Daten wurden mit der Strukturerhebung ab 2010 harmonisiert; die betrachtete Bevölkerung ist die ständige Wohnbevölkerung. Damit sind Personen ab dem vollendeten 15. Altersjahr gemeint, die in der Schweiz seit mindestens 12 Monaten in einem Privathaushalt leben. Nicht befragt wurden Diplomaten, internationale Funktionäre und deren Familienangehörige.
6) Ab 2010: Daten kommen aus einer Stichprobenerhebung.

 

 

SVP-Propaganda wirkt


In der Schweiz gehen Wahrnehmung und Wirklichkeit weit auseinander. Viele Schweizer schätzen den Anteil der Muslime falsch ein. «Im Schnitt wurde ein Anteil von über 12 Prozent angegeben», statt den tatsächlichen 5,1% Anteil zum Zeitpunkt der Befragung (Quelle: Tagesanzeiger).

 

«Sehr treffsicher antworteten hingegen die Befragten auf die Frage, wie hoch der Anteil der Muslime in der Schweiz vor fünf Jahren war. Richtig ist knapp 5 Prozent, im Schnitt lagen die Antworten bei 5,16 Prozent.»

Hier kriegt man ganz konkret veranschaulicht, wie erfolgreich die systematische Angstpropaganda der Schweizerischen Volkspartei (SVP) Früchte trägt. Der Anteil der Muslime soll also innert nur fünf Jahren von 5% auf über 12% gestiegen sein.

Richtig ist: Ein Anstieg innert fünf Jahren von knapp 5% Muslime auf knapp 5,4% Muslime in der Schweiz.

 

 

Muslime nach Kantone

Nachfolgend eine Übersicht der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren aufgeschlüsselt nach Religionszugehörigkeit und Kantonen (Quelle: Bundesamt für Statistik - Stand 2017).

Kanton Total Islamische Glaubensgem. Anteil Muslime
Römisch-katholisch Ohne Religion Evangelisch-reformiert Andere christliche Glaubensgem. Andere Religionsgem. Jüdische Glaubensgem.
Schweiz 7'036'199 379'748 5.40% 2'524'414 1'830'554 1'675'630 412'400 96'723 18'092
Zürich 1'247'724 80'992 6.49% 327'112 364'397 353'332 82'515 21'041 5'553
Bern 863'405 34'095 3.95% 134'680 176'972 433'799 58'278 12'985 (1136)
Waadt 647'327 33'799 5.22% 188'110 211'164 147'222 41'671 9'534 2'312
Aargau 559'727 39'967 7.14% 180'123 155'050 130'665 39'858 7'273 (650)
St. Gallen 420'349 31'690 7.54% 185'994 77'558 88'953 26'161 5'371 (488)
Genf 382'408 23'854 6.24% 123'710 158'087 33'883 21'909 6'285 3'496
Luzern 337'045 14'810 4.39% 202'698 60'689 34'585 15'796 4'662 (246)
Tessin 300'858 6'296 2.09% 196'376 60'613 11'939 16'947 2'285 (577)
Wallis 285'305 9'618 3.37% 199'094 43'723 15'244 9'399 2'067 (479)
Freiburg 256'724 10'901 4.25% 154'587 46'502 29'714 8'565 2'310 (171)
Baselland 241'873 13'565 5.61% 61'952 73'164 72'503 13'383 4'134 (452)
Solothurn 228'967 17'471 7.63% 76'300 70'042 47'943 11'171 3'540 (180)
Thurgau 228'855 14'904 6.51% 71'353 49'202 73'870 15'147 2'235 (248)
Graubünden 168'961 3'056 1.81% 72'083 30'953 52'907 6'475 (1335) -
Basel-Stadt 163'014 13'318 8.17% 26'975 80'899 25'788 9'307 3'445 (1130)
Neuenburg 146'929 6'202 4.22% 31'437 65'893 29'578 8'616 1'702 (224)
Schwyz 131'851 6'413 4.86% 79'127 24'159 13'572 5'989 (1386) -
Zug 104'140 4'600 4.42% 52'374 24'175 14'271 5'688 1'692 (291)
Schaffhausen 68'545 4'809 7.02% 16'012 17'212 23'807 4'996 (788) -
Jura 60'947 2'154 3.53% 41'047 8'830 5'342 2'134 (424) -
Appenzell A. Rh. 46'019 (1442) 3.13% 12'720 9'949 17'478 3'332 (631) -
Nidwalden 36'497 (1164) 3.19% 24'188 5'479 3'820 (1100) (391) -
Glarus 33'877 2'616 7.72% 10'949 6'548 10'853 1'905 (571) -
Obwalden 31'369 (1017) 3.24% 21'710 5'014 2'159 (842) (293) -
Uri 30'188 (603) 2.00% 24'043 2'839 (1399) (821) - -
Appenzell I. Rh. 13'295 (411) 3.09% 9'661 (1440) (1005) (397) (273) -

 

 

 

Muslime nach Städte

Nachfolgend eine Übersicht der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren aufgeschlüsselt nach Religionszugehörigkeit und grosse Städte (Quelle: Bundesamt für Statistik - Stand 2017).

Stadt Total Römisch-katholisch Ohne Religion Evangelisch-reformiert Andere christliche Glaubensgem. Islamische Glaubensgem. Anteil Andere Religionsgem. Jüdische Glaubensgem.
Zürich 338'370 89'498 121'911 70'648 22'009 19'320 5.71% 7'718 3'723
Genf 153'288 47'162 66'294 10'568 9'940 9'638 6.29% 3'129 1'915
Basel 144'522 23'721 72'430 21'535 7'579 13'037 9.02% 3'205 (1130)
Lausanne 115'271 33'618 43'391 15'753 7'649 8'835 7.66% 2'523 (604)
Bern 110'644 21'788 35'062 37'964 5'489 5'892 5.33% 2'767 (246)
Winterthur 91'848 21'767 24'977 26'966 7'241 8'281 9.02% (1367) -
Luzern 69'699 34'035 17'917 7'824 4'276 3'088 4.43% 1'837 (101)
St. Gallen
65'119 22'167 15'918 13'551 5'778 5'385 8.27% (1402) (216)
Lugano 55'041 32'947 12'589 2'037 4'040 1'545 2.81% (632) -
Biel 42'571 10'665 12'308 10'832 3'160 4'093 9.61% (882) -

 

 

 

Nationalität der Muslime?

Den grössten Anteil an den muslimischen Glaubensgemeinschaften stellen Musliminnen und Muslime aus den Balkanländern und aus der Türkei, allen voran aus dem Kosovo, aus Bosnien-Herzegowina und aus Mazedonien.


«Wegen der Kriege in Ex-Jugoslawien verdoppelte sich der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung in den 1990er Jahren. Die Arbeitsmigration spielte dafür in der Schweiz eine kleinere Rolle als in anderen europäischen Staaten. Türken machen rund 23% der zugewanderten Muslime aus.» (Quelle: NZZ)

 


Ausländer in der Schweiz

AUSLÄNDER-HERKUNFT 2020
Das sind die 122 grössten Ausländergruppen der Schweiz


Paradebeispiel gelungener Integration

Unser Bild über die ausländischen Mitbürger ist oft medial verfälscht. Hier gibt es die Statistik und Aufschlüsselung der 122 grössten Ausländergruppen nach ihrer Nationalität & Herkunftsländer ...


Andere weisen wiederum eine «asiatische und nordafrikanische oder zentralafrikanische Herkunft» auf. Einen kleinen Teil der islamischen Glaubensgemeinschaften bilden Schweizer Konvertiten. «Personen aus den Balkanstaaten (61%), nordafrikanischen Ländern (78%), dem Mittleren Osten (61%) und der Türkei (73%) gehören mehrheitlich einer islamischen Gemeinschaft an. 2,4% der Schweizerinnen und Schweizer haben ebendiese Religionszugehörigkeit» (Quelle: Bundesamt für Statistik). «Organisiert sind die Gemeinschaften meist nach Herkunftsländern, Sprache und religiöser Ausrichtung.» (Quelle: SRF).

 

 

Wie viele Praktizierende Muslime gibt es in der Schweiz?

Der Anteil der Muslime unterscheidet sich von Kanton zu Kanton. Mehrheitlich leben Muslime aber in den städtischen Schweizer Kantonen. Von den 5,4% Muslimen in der Schweiz erklärt nur knapp jede zehnte Person, «regelmässig zu beten, die Moschee zu besuchen und ihr Leben nach religiösen Grundsätzen zu gestalten» (Quelle: SRF).


Heisst: Nur knapp 10% der Muslime in der Schweiz sind praktizierende Muslime. Der Anteil Nichtpraktizierender ist bei keiner Konfession höher als bei den Musliminnen und Muslimen.

 

Nur schon das beweist, dass dem systematisch kolportierten Schreckgespenst von Rechts einer „Islamisierung der Schweiz“ jegliche nachvollziehbare Grundlage fehlt.

 

 

 

Islamische Gottesdienste

Muslime Kind Moschee Beten Glauben Religion

«Nach den Konfessionslosen weisen die islamischen Gemeinschaften den grössten Anteil Personen auf, die angaben, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung nie (46%) oder einmal pro Woche (knapp 12%) an einem Gottesdienst teilgenommen zu haben. Die Mitglieder anderer evangelikaler Gemeinden besuchten 72 Prozent mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst. Die katholische Kirche verzeichnet den grössten Anteil Personen, die zwischen 6 Mal und mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst besuchten (26%), während der grösste Anteil Personen, die ein- bis fünfmal pro Jahr an Gottesdiensten teilnehmen, bei der protestantischen Kirche zu finden ist (50%)» (Quelle: Bundesamt für Statistik).

 

 

Wie oft beten Muslime?

Muslim Islam beten Moschee

«Knapp ein Drittel der Katholikinnen und Katholiken (30%) und ein Sechstel der Mitglieder der muslimischen Gemeinschaften (17%) gaben an, täglich oder fast täglich zu beten. Der Anteil der Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung nie gebetet haben, ist bei den muslimischen Gemeinden höher (40%) als bei den Mitgliedern der protestantischen (34%) und der katholischen Kirche (26%). 34 Prozent den Mitglieder anderer evangelikaler Gemeinden beteten mehrmals täglich und 51 Prozent täglich oder fast täglich» (Quelle: Bundesamt für Statistik).

 

 

Historisches zum Islam in der Schweiz

Die ersten Muslime erreichten die Schweiz im 10. Jahrhundert, als das Gebiet noch als Teil Hochburgund bezeichnet wurde. Im Mittelalter eroberten Araber 939 Genf und beherrschten in den folgenden Jahren einige Teile der Schweiz - Wallis, Teile Graubündens und die Ostschweiz, später auch weite Teile im Süden und Westen der Schweiz einschliesslich des Grossen St. Bernhard-Passes. Bis 975 expandierten die Araber, ehe sie in eben diesem Jahr gestoppt wurden. «Die arabischen Überfälle wurden mit der Eroberung des Brückenkopfs Fraxinetum durch provencialische Truppen um 975 beendet» (Quelle).

Im 20. Jahrhundert erreichten 1945 die ersten Türken das Land. Ihr Ziel war es - teilweise mit Unterstützung des türkischen Staates - sich in der Schweiz an den Hochschulen ausbilden zu lassen und später in ihr Heimatland zurückzukehren, was die Mehrheit der Muslime nach Erreichen des Abschlusses auch in die Tat umsetzte. Zwischen 1960 und 1970 wanderten Gastarbeiter aus der Türkei und etwas später ihre Familien sowie Gastarbeiter aus Teilen des ehemaligen Jugoslawien ein. 1970 betrug die Zahl der Muslime in der Schweiz 0,2 Prozent, im Jahr 1990 lag der Anteil bei 1,6 Prozent. Umso überraschender der plötzliche Anstieg auf 3,6% bis 2000. Er ist auf die Zuwanderung aus den ehemals jugoslawischen Republiken wegen der Balkankriege zurückzuführen.

 

 

Die erste Moschee der Schweiz

Islam Moschee Minarett

Die allererste Schweizer Moschee von heute landesweit insgesamt 300 Gebetshäusern steht in der Stadt Zürich an der Forchstrasse und wurde im Jahr 1962 von der heute rund 700 Mitglieder zählenden islamischen Ahmadiyya-Gemeinschaft gegründet und «1963 in Anwesenheit des Präsidenten der 17. Session der UNO-Generalversammlung, Sir Muhammad Zafrullah Khan und Zürichs Stadtpräsidenten Emil Landolt, eröffnet» (Quelle: Wikipedia). Die 179m2 grosse Mahmud-Moschee zählt eines der insgesamt nur vier Schweizer Minarette und hat eine Minaretthöhe von 18 Metern. Das Minarett der Mahmud-Moschee wird jedoch nicht zum täglichen Ausrufen des gemeinschaftlichen Gebets durch einen Muezzin benutzt.

Im Jahr 2009 in der Schweiz wurde der Bau eigener Minarette (aktuell 4) durch einen Volksentscheid an der Abstimmungsurne abgelehnt. Um ihre Religion dennoch ausüben zu können, treffen sich zahlreiche Muslime in so genannten Hinterhofmoscheen, bei denen es sich im Grunde genommen um alte Fabriken oder Wohnungen handelt. Heute gibt es rund 300 islamische Gebetshäuser in der Schweiz. Zwischen Herkunft und Kultur der Schweizer Muslime herrschen teilweise grosse Unterschiede. Dies führt dazu, dass die Gruppen untereinander nur wenig Kontakt haben.

 

 

Der Islam in den Medien

Muslime in der Schweiz

Dank unzähliger Informationen im Internet wissen wir Nicht-Muslime bestens über den Islam Bescheid. Und wie gefährlich er ist ... vermeintlich.

Tatsächlich aber kennen wir lediglich die Diskurse einer Hand voll radikaler religiöser Führer und einflussreicher muslimischer Intellektueller. Weil ihnen selektive Medienpräsenz gewährt wird. Andernfalls würden wir sie kaum wahrnehmen.

Manch einer gräbt möglicherweise etwas tiefer und liest differenziertere Studien zum Islam. Diese Studien befassen sich allerdings lediglich «aus historischer, theologischer und rechtlicher Sicht» mit dem Islam. Genau da beginnt der rigorose Denkfehler vermeintlicher Islamkenner.


Anschauungsbeispiel: Die kommunistische Volksrepublik China.

Fast jeder kennt die Grundpfeiler des Kommunismus in der Theorie.

In der Praxis könnte das kommunistische China aber kapitalistischer nicht sein.

Nirgendwo auf der Erde leben mehr Dollarmilliardäre als in China. Trotzdem wird die Doktrin des Kommunismus nach Aussen hin gelebt und hochgehalten.
 

Wir glauben, Bescheid zu wissen über den Islam. Und wahrscheinlich kennen einige den Islam richtig gut. In der Debatte wird jedoch ausser Acht gelassen, dass es auf die Islamkenntnisse nicht wirklich ankommt.


Im Fokus steht der «gewöhnliche» Muslim. Von dem wir weit weniger wissen. Obschon er ja eigentlich die grosse Mehrheit bildet.

 

Medial erhält der «gewöhnliche» Muslim aber kaum Medienpräsenz - und bleibt daher unscheinbar.

Der «gewöhnliche» Muslim verkauft sich schlecht.

Er bringt keine Klicks.

Keine Likes.

Keine Kommentare.

Doch auf ihn kommt es an.


«Die Berichterstattung ist generell sehr konfliktorientiert. Das heißt, berichtet wird nur, wenn es politische oder sogar gewaltförmige Konflikte gibt. Auch das ist in anderen Regionen anders, wenn wir uns beispielsweise Asien oder Lateinamerika ansehen.» [Quelle: Telepolis]

 

 

 

Ist «der Islam gefährlich»?


Gepostet von INFO Schweiz am Sonntag, 30. Dezember 2018

 

 

Das in der westlichen Berichterstattung verbreitete Islambild deckt sich nicht mit dem Glauben, den gewöhnliche Muslime hier in der Schweiz leben und praktizieren.


«Hier findet also eine Verschiebung von Realität statt.» [Quelle: Telepolis]

 

«Ein großer Teil der aktuellen Probleme lässt sich darauf zurückführen, dass der Islam [...] gar nicht mehr als Religion betrachtet, sondern auf das Politische reduziert wird. Das führt natürlich zwangsläufig zu Konflikten

Dabei ist unser Allgemeinwissen über religiöse Doktrinen einiger weniger islamischer «Führer» alles andere als repräsentativ.

Viele behaupten dennoch steif und fest, den Islam und seine Gefahren genaustens zu kennen. Obschon unsere Vorstellungen über die Muslime «mehr auf Eindrücken, Vorurteilen und Klischees als auf objektiven Kenntnissen einzelner Personen» beruhen.


Wer nun einwendet, selber durchaus einzelne muslimische Personen gut zu kennen und/oder befreundet zu sein, so praktizieren diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen gemässigten resp. eben einen "gewöhnlichen" Islam.

 

 

 

Islamisierung der Schweiz?

Muslime Islamisierung Religion


Es gibt weder den Islam, den Muslim oder die islamische Religionsgemeinschaft.

 

Die Frage muss also erlaubt sein:
Müssen wir unser kolportiertes Islambild noch einmal von Grund auf überdenken?

Die ehrliche Antwort lautet: Ja.


Immer wenn wir von "den Muslimen" reden, unterstellen wir leichtfertig 1,6 Millarden Menschen verteilt auf dem ganzen Globus angebliche gruppeneigene Besonderheiten.

 

Undifferenzierter ist kaum möglich.

Kulturelle Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum sind selbstredend nicht von der Hand zu weisen. Vermeintliche Islamkenner erliegen hierbei aber einem weiteren Denkfehler:


«Der Islam ist für Musliminnen und Muslime heute offensichtlich nicht mehr das wesentliche Element gesellschaftlicher Einordnung. Er ist ein Element unter vielen für eine schweizerische oder auch europäische islamische Identität.» [Quelle: Bund - EKM]

 

Für die überwiegende Mehrheit der Schweizer Muslime ist die «Integration als Bürger» wichtiger.

«Sie respektieren den gültigen Referenzrahmen (die Verfassung, die individuellen Freiheiten, die Gleichheit der Geschlechter, den Säkularismus, die Menschenrechte), ja, sie machen sich gar spezifisch schweizerische Bürgertugenden wie Fleiss, Pünktlichkeit oder Abfallsortierung zu eigen.» [Quelle: Bund - EKM]


Wie Angehörige anderer Religionsgemeinschaften auch, genau so wie Katholiken oder Protestanten, weisen Musliminnen und Muslime in der Schweiz ein sehr heterogenes und laizistischorientiertes Profil auf.

 

«Sie verstehen sich als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, arbeiten in unterschiedlichsten Berufen, haben verschiedenste nationale Hintergründe und kulturelle Traditionen, gehören unterschiedlichen sozialen Schichten an. Das Bekenntnis zum Islam nimmt verschiedene Formen an, und die damit verbundenen religiösen Praktiken weisen eine grosse Palette individuell gefärbter Ausprägungen auf.» [Quelle: EKM]


Streng Praktizierende sind in der Schweiz lediglich eine kleine Minderheit. Wie im Christentum.

 

Droht eine Islamisierung der Schweiz?

Wer nun - unter Berücksichtigung der tatsächlichen Anzahl Muslime in der Schweiz - weiterhin allen Ernstes von einer "drohenden Islamisierung" faselt, ist zweifelsohne selber ein religiöser Eiferer von der fundamentalistischen Sorte.

 

 

Das «Feindbild Muslim»

Die Muslime sind eine gesellschaftliche Realität. Eine kleine Minderheit im Land (5.3% der Bevölkerung), so wie andere Teile der Schweizer Bevölkerung auch. Sie haben ihren festen Platz in der Gemeinschaft. Doch Medien, ausländerphobe und rechtsnationale Kreise jagen eine Sau nach dem anderen durchs Dorf.


Früher waren es die Italiener. Später die Jugoslawen. Anfangs beschimpft. Dann gesellschaftlich anerkannt und geschätzt, als der nächste "Feind" in die allgemeine Wahrnehmung drängte. Dieser heisst heute "Muslim". Genauer gesagt "der nicht-repräsentative Muslim".

 

Auf ihn schiesst sich die geballte Kraft der vereinten westlichen Medienaufmerksamkeit ein. Auf der nimmersatten Jagd nach mehr Klicks.


Muslim soll er sein, aber bitte nicht langweilig.

 

Kein Wunder zählen Artikel über "schlechte" und "fehlbare" Muslime zu den meist geklickten Artikeln im Netz. Sie sind Unterhaltung in ihrer kostengünstigsten Form. Ohne Substanz blenden sie die Sicht auf das grosse Ganze. Sie empören den seichten Geist, sie wecken Emotionen, sie verstärken die Aufregung, sie schüren Hass(kommentare). Kurz: Sie beleben das Geschäft.


Tief verankerte Stereotype lassen sich eben dankbarer bedienen. Brot und Spiele im digitalen Zeitalter.

 

«Doch die muslimische Wirklichkeit in der Schweiz zu Beginn des 21. Jahrhunderts verlangt neue Zugänge der Verständigung. Denn während in der Tat für Migranten aus dem Irak, aus Afghanistan oder Schwarzafrika das herkömmliche Vokabular für Migration noch annehmbar ist, kann man bei Personen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind, nicht mehr von Aufnahmegesellschaft und Herkunftsland sprechen. Zumal, und das sei betont, die erste von jungen Muslimen gesprochene Sprache häufig nicht mehr diejenige ihrer Eltern ist, sondern diejenige der Gesellschaft, in der sie leben.» [Quelle: Bund - EKM]


LESENSWERT:
Studie «Muslime in der Schweiz» von der Eidgenössischen Kommission für Migrationsfragen (EKM).
 

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(Last updated: 20.04.2020, 00:36)