NEIN zum Frauenstimmrecht?

Das Fraustimmrecht ist in der Schweiz (leider) nichts Selbstverständliches.

Nein-Plakate zum Frauenstimmrecht in der Schweiz
(Quelle: Landesmuseum)

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Die Übergangszeit vom 19. in das 20. Jahrhundert war ein Zeitalter der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche. Nicht nur die Demokratie hatte in den ersten Staaten einen Rahmen gefunden, auch in der Gesellschaft wurden neue Ansichten populär.

Inhalte:

 

Sonderfall Schweiz:

Was heute kaum noch vorstellbar ist, ist etwa die Tatsache, dass viele Frauen erst kurz vor oder sogar erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs wählen durften. Während die meisten westlichen Staaten spätestens 1945 mit dieser notwendigen Reform im Wahlrecht fertig waren, hat die Schweiz eine Sonderform angenommen. Sie hat sich bis tief in das 20. Jahrhundert gegen eine Stimme für Frauen gewehrt.

 

Frauen gehören an den Herd, nicht in die Politik

Erste Zeichen dass auch das weibliche Geschlecht an der schweizerischen Politik teilhaben wollen, gab es bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Schweiz formierten sich diverse Vereine und Bewegungen, deren Ziel es war, eine entsprechende Initiative auf den Weg zu bringen. Vorstösse dieser Art wurden allerdings bereits vor dem Ersten Weltkrieg mehrfach abgelehnt. Den Befürwortern des Frauenstimmrechts blies ein eisiger Wind entgegen. Es bildeten sich grössere Bewegungen, geführt von Frauen und Männern, die sich aktiv gegen ein Frauenstimmrecht organisierten. Aber was genau war eigentlich das Problem?

 

Der Männer-Trick:

Die Gegner stützten und stützen sich bei ihren Kampagnen vor allem auf das Wort "Stimmbürger" in der Schweizer Verfassung. Sie legten diese Formulierung so aus, dass nur Männer als Stimmbürger bezeichnet werden können.

Dazu gesellten sich gesellschaftliche Vorbehalte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde noch weitläufig die Meinung vertreten, dass die Frauen an den Herd und nicht in die Politik gehörten. Die Politik sei ein schmutziges Geschäft und damit sollen die Frauen nichts zu tun haben. Selbige Argumentation wurde auch in den Bemühungen nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin vertreten.


 

Frauenstimmrecht JA oder NEIN?

Frauenstimmrecht JA!
(Quelle: Landesmuseum)

Frauen übernehmen die Rolle der Männer:

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bewegung für das aktive und passive Wahlrecht der Frauen neuen Aufschwung. Die meisten westlichen Länder hatten das Frauenstimmrecht längst eingeführt. Nachdem im Krieg viele Frauen zwangsläufig die Rollen von Männern übernommen hatten, liess sich auch gesellschaftlich nur noch schwer gegen das Stimmrecht argumentieren. Trotzdem wurden bei den kantonalen Abstimmungen keine Fortschritte erzielt. Erst nach und nach und schliesslich 1958 kommt es zu ersten Einführungen in einzelnen Kantonen. 1959 gibt es den nächsten Dämpfer. Eine bundesweite Abstimmung zum Frauen-Wahlrecht auf Bundesebene endet erneut mit einem "Nein".

 

Die Schweiz sagt Ja, die Kantone Nein:

Letzten Endes waren es der Wunsch des Beitritts zum Europarat und die veränderte Stimmung durch die Studentenbewegung, die 1968 zu einer neuen Initiative führten. 1971 wurde das Stimmrecht bei einer Volksabstimmung mit 64 zu 36 Prozent angenommen. Trotzdem bedeutete das noch nicht das Ende der Aktivisten. Denn der Sonderfall Schweiz hatte mit seiner Gesetzgebung auf kantonaler Ebene den Nachteil, dass es vielen Teilen des Landes möglich war, den Frauen bei lokalen Abstimmungen weiterhin das Stimmrecht vorzuenthalten.

 

Wann wurde das Frauenstimmrecht eingeführt?

Während die meisten Kantone schon kurz nach dem Entscheid auf Bundesebene auch in ihren kommunalen Gebieten das Stimmrecht einführten, weigerten sich zwei Gebiete weiterhin mit aller Vehemenz gegen das Frauenstimmrecht: Appenzell Ausserrhoden (AR) und Appenzell Innerrhoden (AI).

Kanton AR: Erst 1989 führte der Kanton Appenzell Ausserrhoden das Frauen-Stimmrecht von sich aus ein.

Kanton AI: Im Kanton Appenzell Innerrhoden musste schliesslich das oberste Gericht der Schweiz eingreifen.

Am 27.11.1990 entschied das Gericht in Bern, dass die Formulierung "Stimmbürger" eben nicht ausschliesslich auf das männliche Geschlecht zu beziehen war.

Wenn auch widerwillig führte der Kanton Appenzell Innerrhoden das Wahlrecht für die Frauen ein. 1990 war damit auch die Schweiz endgültig im 20. Jahrhundert angekommen.
 

Video: Aus der Küche ins Bundeshaus

Super Dokfilm-Tipp:

Mit Witz und Ironie schildert der Regisseur Stéphan Goël den steinigen Weg zum Frauenstimmrecht in der Schweiz. Auf den Spuren von Frauen die dafür gekämpft haben, den Herd zu verlassen und von Männern, die alles versucht haben, um sie dorthin zurückzuschicken. Quelle: srf.ch.

HIER → Aus der Küche ins Bundeshaus - der lange Weg zum Frauenstimmrecht

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(Last updated: 17.03.2017, 12:09 Uhr)