Wer ist krimineller? Sind es die Ausländer oder die Schweizer? – Hier gibt es die neuste Ausländerkriminalität-Statistik nach Herkunft und Nationalität aufgeschlüsselt sowie die wichtigsten Fragen zur Kriminalität rasch geklärt.
Betrachtet man die 2016 erstmals nach Nationen aufgeschlüsselte Strafurteilsstatistik (SUS) so sind in der Schweiz bei den Frauen im Alter zwischen 60-69 Jahren die Schweizerinnen die kriminellsten (mit 0,13% Verurteilten - siehe Screenshot oben) – noch vor allen anderen Nationalitäten. Heisst: krimineller als Ausländerinnen in dieser Altersgruppe. Was also ist die Quintessenz?
Frage: Haben die Schweizer mehr kriminelle Energie? Oder sind doch die Ausländer krimineller wie von der SVP permanent behauptet? Hier gibt es alle Antworten - kurz & knackig zusammengefasst ...
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Bild: Überspitzte Illustration des Titels.
Es ist eine Frage der Perspektive. Und: Die Farbe des Passes ist untauglich als bestimmende Variable für Kriminalität, das bestätigt auch André Kuhn, Professor für Kriminologie an den Universitäten Lausanne, Neuenburg und Genf. Aber wieso?
Erwachsene, die grösser als 175 cm sind, begehen nachweislich mehr Straftaten als Erwachsene, die kleiner als 175 cm sind.
«Dies ist eine kriminologische Tatsache und hat einen einfachen Grund: Die erwachsene Bevölkerung, die grösser als 175 cm ist, besteht hauptsächlich aus Männern, während Frauen unter den Erwachsenen, die kleiner als 175 cm sind, stark überrepräsentiert sind.» Da Männer stärker in das Kriminalitätsgeschehen involviert seien als Frauen, «ist es logisch, dass die grösseren Erwachsenen die meisten Straftaten begehen», so Prof. André Kuhn.
«Dennoch wird jeder leicht verstehen, dass diese Überrepräsentation der Grossen in der Kriminalstatistik natürlich nichts mit der Grösse der Menschen zu tun hat, sondern mit ihrem Geschlecht. Niemand wird also Wachstumshormone oder das Abschneiden von Beinen als Politik zur Kriminalitätsprävention befürworten.»
Längst gilt als erwiesen, dass neben bestimmten Erfahrungen und Charaktereigenschaften primär die sozioökonomischen Kriterien die Kriminalität beeinflussen. Die variablen Bestimmungsfaktoren sind dem Kriminologen zufolge also Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Status und Bildung.
Statistisch betrachtet sind es Männer unter 30, «die über wenig Einkommen und ein tiefes Bildungsniveau verfügen, die am häufigsten straffällig werden», fasst «Swissinfo» zusammen. Innerhalb dieser nach sozioökonomischen Kriterien gebildeten Gruppen gibt es keine statistisch relevanten Unterschiede bezüglich den Nationalitäten.
Zwar führt der Experte an fünfter Stelle der Kriterien doch noch die Nationalität auf, dies gilt jedoch nur für Migranten, die aufgrund von Kriegserlebnissen eine «Brutalisierung» und «Verrohung» durchlebt haben.
Das Bundesamt für Statistik (BfS) bestätigt dies: wie eine BfS-Analyse zeigt, «sind die Unterschiede zwischen Ausländern und Schweizern dagegen verhältnismässig gering, wenn man die unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstruktur berücksichtigt.» Und «betrachtet man ausschliesslich die Wohnbevölkerung» – also ohne Asylanten, Touristen oder Durchreisende – «so fehlen die Unterschiede sogar fast ganz».
An alle die, die von Einzelfällen schreiben:
Fakt ist: Ausländerinnen und Ausländer werden in der Schweiz oftmals für Delikte verurteilt, «welche Schweizer gar nicht begehen können. Dies betrifft insbesondere Verstösse gegen das Gesetz "über den Aufenthalt und die Niederlassung der Ausländer"». Laut BfS haben «mehr als die Hälfte der verurteilten Asylsuchenden (und etwa ein Viertel der verurteilten ausländischen Personen ohne Schweizer Wohnsitz) ausschliesslich gegen Bestimmungen dieses Gesetzes verstossen.» Das Bundesamt für Statistik hielt bereits 1996 entsprechend fest: «Berücksichtigt man nur die Gesetze, die sowohl die schweizerische und ausländische Wohnbevölkerung wie auch die Asylanten betreffen, machen die Ausländer 26% der Verurteilten aus.»
Aktuellere Zahlen: Dank der SVP fand man schwarz auf weiss heraus, dass im Jahr 2017 die Schweizer 61% aller verurteilten Personen ausmachten und die Ausländer 39% „bloss“ aller Verurteilten – diesen Umstand deckten die Zahlen der rechtskräftig Verurteilten nach Herkunft & Nationalitäten schonungslos auf.
Kriminalität nach Nationalitäten
Auf Druck der SVP-Motion «Transparenz über die Herkunft Krimineller» veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BfS) erstmals Zahlen zur Nationalität der rechtskräftig Verurteilten ...
Nationalität | Anteil | Verurteile Personen 2017** |
Schweizer |
60.69%
|
13'296 |
Ausländer |
39.31%
|
8'611 |
Total | 100.00% | 21'907 |
Fazit: Die Realität passt also so gar nicht zu den systematisch orchestrierten Behauptungen und hetzerischen Plakatkampagnen rechtsextremer Kreise wie den SVP-Glarners & Co. – den Schweizer Brandtstiftern auf Wählerfang.
Man sollte vorsichtig damit sein, unsachliche Plakatkampagnen der SVP oder reisserische Clickbait-Schlagzeilen etablierter Medien für bare Münze zu nehmen. Denn je nach Medium und Rangliste waren folgende Ausländer-Gruppen die kriminellsten Einwanderer der Schweiz – und zwar alle im selben Jahr – entweder:
Südwestafrikaner (Tages-Anzeiger)
Westafrikaner und Dominikaner (Blick)
oder Rumänen (SRF).
Statistik ist eine exakte Wissenschaft. Eigentlich.
Doch solche Schlagzeilen haben einen grossen Haken: Je nach Auswahlkriterien fällt die Rangliste völlig unterschiedlich aus, was solche reisserischen "Kriminalitäts-Schlagzeilen" in Zeitungen ad absurdum führt. Wie folgende Beispiele zeigen ...
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Die Hintergründe enthüllt:
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Autor: INFO Schweiz - Redaktion