Burn-Out soll neu als Berufskrankheit anerkannt werden

Burnout

Das Burnout-Syndrom ist in der Schweiz noch immer keine anerkannte Krankheit und keine medizinische Diagnose. «Die Krankenversicherung betrachtet Burnout nur unter dem Gesichtspunkt der Depression», was «die Zahl der Fälle, bei denen die Versicherung die Kosten übernimmt, reduziert». Das soll sich nun offiziell ändern, fordert die SP, und reicht die parlamentarische Initiative 18.416 «Das Burnoutsyndrom als Berufskrankheit anerkennen» auf Bundesebene ein.


Inhalte:

 

 

Burnouts schaden Mensch und Wirtschaft

Obwohl mittlerweile jeder vierte Erwerbstätige im Land Stress und Erschöpfung am Arbeitsplatz hat (mehr Belastung als Ressourcen), ist Burnout keine anerkannte Berufskrankheit. Bei den Betroffenen wird in der Regel eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert.

Dabei könnte weniger Stress und eine ausgeglichenere Balance am Arbeitsplatz «ein ökonomisches Potenzial von rund 6,5 Milliarden Franken» an Produktivitätsverlusten ausschöpfen, was ungefähr 1% des Bruttoinlandproduktes der Schweiz entspricht. Die Produktivitätsverluste sind eine Folge des Stresses am Arbeitsplatz. Sie werden «durch sogenannten Präsentismus (verminderte Arbeitsleistung aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen) und den Absentismus (Fehlzeiten)» verursacht. Wobei der Präsentismus mit 11,3% der Sollarbeitszeit für deutlich mehr Produktivitätsverluste verantwortlich ist, als der medial breitgetretenere Absentismus mit vergleichsweise „nur“ 3,3% der Sollarbeitszeit.


«Ein schlechtes Verhältnis von Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz kann die Gesundheit gefährden. Dieser Gefahr sind gemäss dem repräsentativen Job-Stress-Index 2018 27.1% der Erwerbstätigen in der Schweiz ausgesetzt. Damit hat sich der Anteil gestresster Personen gegenüber 2016 und 2015 erhöht.» (Stress-Monitoring 2018 der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz)
 

27.1 Prozent der Arbeitnehmer haben demnach mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz. Gar 30 Prozent fühlen sich emotional erschöpft. Das sind knapp ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung.

 

 

Burnout als Berufskrankheit anerkennen

SP-Nationalrat Mathias Reynard hat die parlamentarische Initiative «Burnoutsyndrom als Berufskrankheit anerkennen» eingereicht.

Die Initiative fordert:

«Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und auf Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein:

Das Burnoutsyndrom ist als Berufskrankheit im Sinne des UVG und der dazugehörigen Verordnungen anzuerkennen und in die entsprechenden Erlasse aufzunehmen.»

 

Argumente & Begründung:

«Die Arbeitswelt hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Veränderungen erfahren, und ihr stehen noch weitere bevor. Der Wandel der Produktionsmethoden geht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die generell die Folgen am stärksten zu spüren bekommen. Aufgrund dieser Umbrüche nehmen psychische Belastungen im Beruf zu (Stress, Mobbing, sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz, Burnout ...). Daher müssen wir unsere Herangehensweise an Berufsrisiken überdenken. In den letzten Jahren haben verschiedene Studien des Seco, des BFS und von Gesundheitsförderung Schweiz belegt, dass insbesondere der von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern empfundene Stress ansteigt, und aufgezeigt, welche Auswirkungen dieser auf die Gesundheit hat. Auch eine Zunahme und Verschlimmerung der Burnoutfälle ist seit einigen Jahren zu verzeichnen, was soziale Tragödien sowie enorme volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Vom Burnoutsyndrom sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in allen Berufszweigen betroffen, wobei das Risiko in den Berufen des Dienstleistungssektors am höchsten ist.

Streichholz Burnout Feuer Stress

Die Krankenversicherung betrachtet Burnout nur unter dem Gesichtspunkt der Depression, was nicht der Realität dieses Erschöpfungssyndroms entspricht und die Zahl der Fälle, bei denen die Versicherung die Kosten übernimmt, reduziert. Mit der Anerkennung von Burnout als Berufskrankheit könnte man dieses immer häufiger auftretende Krankheitsbild besser berücksichtigen. So könnte man Betroffene besser behandeln, den Wiedereinstieg in den Beruf dank der gesellschaftlichen Anerkennung dieser Krankheit erleichtern und die Vorbeugung intensivieren

Als Nächstes wird die Gesundheitskommission des Nationalrats über die Anerkennung des Burnouts als Berufskrankheit beraten müssen.

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(Last updated: 15.02.2019, 10:10)