Schweizer Waffenexporte an Nazi-Deutschland: Die Schweiz lieferte 84% aller Ausfuhren ans Dritte Reich


Waffenexporte und Neutralität beissen sich. Insbesondere Lieferungen von Kriegsmaterial an kriegführende Länder. Die Neutralitätspolitik, auf die sich die Schweiz seit jeher beruft, verkommt genauer betrachtet zum reinen Businessmodell.

In puncto Kriegsmaterialexporte blickt die Schweiz auf eine lange Tradition zurück. Davon einige tiefschwarze, dunkle Kapitel. Eines liegt mitten im Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges bevorzugte die neutrale Schweiz einseitig das Dritte Reich der Nazis gegenüber den Allierten. Und dies nicht zu knapp.

84% der Schweizer Waffenverkäufe gingen an Nazi-Deutschland.

Inhalte:

Drittes Reich in Deutschland mit Hakenkreute und Schweizer Flagge

 


Waffenexporte an Nazi-Deutschland:

Zwischen den turbulenten Kriegsjahren 1940 und 1944 verkaufte die Schweiz für über eine Milliarde Franken Waffen und Munition (bis Kaliber 20mm) [751 Mio. CHF], Zünder [228 Mio. CHF] und militärische Richtoptik [38 Mio. CHF].


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Lukratives Waffenvolumen:

Davon lieferte die Schweiz den grössten Teil an die faschistischen Kriegsparteien Deutschland (Hitler), Italien (Mussolini), Japan und Rumänien. Insgesamt verkaufte die Schweiz Kriegsmaterial im Wert von 818 Millionen Franken (laufende Preise) an die Achsenmächte. Berücksichtigt man auch die «rüstungstechnisch im Dienste der Nazis stehenden «Neutralen» wie Schweden oder Spanien», dann beläuft sich das exportierte Waffenvolumen an die Achsenmächte innert besagter vier Jahre auf 900 Millionen Franken, fasst der «Tagesanzeiger» zusammen.

An die Allierten im Zweiten Weltkrieg lieferte die Schweiz hingegen lediglich für 67 Millionen Franken Kriegsmaterial (8% der Ausfuhren).

«1941–1944 gingen 89% aller Exporte an Schweizer Präzisionswerkzeugen, 87% der Kaschierposition für Zünder, 81% an Stahl- und Eisenwaren, 75% der Kugellager, 68% der Waffen, 66% der Werkzeugmaschinen und 65% der elektrischen Ausrüstungen für Fahrzeuge nach Deutschland», schreibt das «UEK».

Ein lukratives Geschäft.

Während des Zweiten Weltkrieges machten die Waffenlieferungen «14% aller aus der Schweiz ausgeführten Güter aus», rechnet die GSoA nach.

 

Mehrfach Haager Konvention gebrochen:

Gestützt auf die Haager Konvention von 1907 ist es privaten Unternehmen in neutralen Staaten erlaubt, freien Handel mit kriegsführenden Parteien zu führen. Allerdings:

Die Schweiz lieferte aber auch Waffen aus staatlichen Betrieben. Sie brach das Haager Neutralitätsrecht zwischen 1939 und 1944 sieben Mal. Neutrale Staaten dürfen kein Kriegsmaterial aus staatlicher Produktion an Kriegsführende liefern.

Trotzdem lieferten zum Beispiel «die Eidg. Pulverfabrik Wimmis und die Eidg. Munitionsfabrik Altdorf während des ganzen Krieges Pulver und Patronenhülsen an Oerlikon-Bührle für Lieferungen an Deutschland und Finnland», wie die Zeitung «Standard» festhält.

 

Staatskredite der Schweiz:

Zudem subventionierte die Schweiz «die Waffenausfuhr, welche die Schweiz nach bilateralen Verhandlungen mit dem "Dritten Reich" in der Höhe von letztlich über 1,1 Milliarden Franken („Clearingmilliarde“) gewähren musste, um die Landesversorgung sicherzustellen und die Beschäftigungslage zu verbessern», weiss das «EDA». Das Unterlaufen der Exportbeschränkungen war bis etwa 1938 der wichtigste Wettbewerbsvorteil für die Schweiz.

Mit Staatskrediten von total «1,3 Mrd. Franken konnten Schweizer Unternehmen ohne Zahlungsrisiko an die Achsenmächte exportieren.» Den Achsenmächten wiederum «erlaubten diese Kredite, ihre Importbedürfnisse für die Rüstung ohne Devisenverluste über eine gezielte Verschuldung im Ausland zu finanzieren», fasst die Zeitung «Standard» zusammen.


Ein Kilo Schweizer Kriegsmaterial
kostet 76 Franken

Zum Vergleich:
1 kg Chesterfield-Tabak
kostet heute 200 Franken

 

Die Schweizer Vorleistung als versteckter Rüstungsstandort für das Deutsche Reich:

«Die wichtigsten exportfähigen Rüstungsunternehmen der Schweiz gingen auf deutsches Kapital und deutsche Technologie zurück

Noch schlimmer als die verwerflichen Waffenexporte an das Deutsche Reich ist jedoch eine andere Begebenheit: «Die Schweiz hat dazu beigetragen, dass Nazi-Deutschland 1933/35 praktisch aus dem Stand heraus in die Massenproduktion von Rüstungsgütern einsteigen konnte.» Die Wissenschaftler der Bergier-Kommission messen diesem Umstand «mehr Bedeutung zu als den eigentlichen Kriegsmateriallieferungen während des Krieges», wie «Standard» berichtete. Die Schweiz wurde zum versteckten Standort der deutschen Rüstungsindustrie.

«Ohne diese Vorleistung wäre das nationalsozialistische Deutschland nicht in derart kurzer Zeit in der Lage gewesen, einen gesamteuropäischen Konflikt zu entfesseln», heisst es im Bergier-Bericht.


Schweizer Waffen für Terroristen
«Mowag-Panzer bei Boko Haram,
Ruag-Handgranaten bei IS-Attentäter»

Wer Waffen in Bürgerkriegsländer liefert,
riskiert, dass Material in die Hände
von Terroristen gelangt.

Weiterführende Informationen:
- Die Schweiz in der Zeit der Weltkriege (1914-1945) (EDA)
- "Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus" (UEK)
- Chronologie der Skandale (GSoA)
- Mit Schweizer Panzern gegen die Demokratie (Tagesanzeiger)
- Der Schweizer Beitrag zur deutschen Massenproduktion von Rüstungsgütern (Der Standard)
- Hitlers beflissene Hehler (Spiegel)

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(Last updated: 28.11.2017, 18:00)