«Roadmap zu einem Schweizer Islam»: SP-Präsident Christian Levrat will den Islam staatlich anerkennen

 

«Roadmap zu einem Schweizer Islam»: Um Radikalisierungstendenzen in einigen der 240 Moscheen zu stoppen, möchten SP-Präsident Christian Levrat und dessen Partei den Islam in der Schweiz staatlich anerkennen. Er ruft «die islamische Gemeinschaft in der Schweiz» daher zur Demokratisierung sowie zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auf.

Die SP wagt sich wahlkampftechnisch in unbekannte Gewässer. Bislang galt der Islam als Kernthema und zuverlässiger Dauerbrenner von SVP und Co. Selbst die CVP versucht aus dem Islam politisches Kapital zu schlagen, indem sie ausschliesslich christliche, aber keine muslimischen Flüchtlinge in der Schweiz aufnehmen möchte. Die FDP setzt mit ihrer Apartheids-Forderung noch einen drauf, indem sie für Burkaträgerinnen zweitklassige Bürgerrechte verlangt. Höchste Zeit also, dass auch die parlamentarische Linke dieses heisse Eisen mit beiden Händen anpackt und daraus eigene politische Lösungen zimmert.

Inhalte:

Islam Koran Buch mit Schweizer Flagge

 

 

Roadmap zu einem Schweizer Islam:

Nun scheint es, ein Umdenken habe bei den Sozialdemokraten stattgefunden. Die SP möchte die muslimischen Religionsgemeinschaften künftig stärker in die Pflicht nehmen. Mithilfe einer sogenannten «Roadmap zu einem Schweizer Islam» will die SP Rechte und Pflichten der muslimischen Gemeinschaften definieren. Die Muslimvereine hierzulande müssten grundsätzlich demokratische Strukturen so wie die katholischen und reformierten Kirchgemeinden aufbauen. Des weiteren sollen sich die muslimischen Religionsgemeinschaften «zu einer zeitgemässen Koranauslegung» verpflichten (moderner Islam), dafür aber im Gegenzug Steuern einziehen dürfen, wie SP-Präsident Levrat in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» erklärt.

Von den rund 350‘000 Musliminnen und Muslimen in der Schweiz (4.15% der Gesamtbevölkerung) haben gemäss Levrat etwa 160‘000 den Schweizer Pass. Sie gelten als gut integriert, wie eine internationale Studie der Bertelsmann-Stiftung bescheinigt. Der Anteil erwerbstätiger Muslime ist mit 83% «höher als unter Nichtmuslimen (82%); Muslime arbeiten zudem häufiger Vollzeit (55%) als Nichtmuslime (48%)».

Schweizer Bischof hält Anerkennung
des Islam als Landesreligion für sinnvoll
und lehnt Burkaverbot ab

«Der Staat kann ein Interesse daran haben,
die Beziehungen zum Islam zu regeln.»

 

Ausgrenzung sei der falsche Ansatz, so Levrat. Man müsse «den Islam diskriminierungsfrei integrieren» und «eine Normalisierung des Verhältnisses zu dieser Religionsgemeinschaft» anstreben. Auf diese Weise könnte die Radikalisierungsspirale aufgehalten werden. Aus diesem Grund möchte die SP «aufgeklärte Kräfte unter den Muslimen stützen».

 

Religiöse & rechte Fundamentalisten Hand in Hand:

Die Debatte über den Islam sorgt in der Schweiz regelmässig für erregte Gemüter - spätestens seit der Minarett-Abstimmung. Bald wird über ein landesweites Burkaverbot-Gesetz abgestimmt, obschon 80% der gebüssten Burkaträgerinnen im Kanton Tessin Schweizerinnen waren. Und obschon der Bundesrat die Gesamtzahl der Burkaträgerinnen landesweit auf gerade mal 200 schätzt.

SP-Präsident Levrat kritisiert daher sowohl den politischen Islam (islamistische Fundamentalisten) als auch die politische Rechte im Land, die auf «Basis von Islamfeindlichkeit» ein identitätsstiftendes Projekt aufzubauen versuche: «CVP-Chef Gerhard Pfister und rechtere Leute, also die Rechtskonservativen insgesamt, wollen etwas fortführen, das vor langer Zeit einmal Franz Josef Strauss in Bayern erfunden hat. Pfister macht auf Strauss. Er versucht, ihn mit seiner europäisch-christlichen Leitkultur nachzuahmen. Doch der Zuger ist unglaubwürdig, weil er von einer Leitkultur ausgeht, die sich gegen fünf bis zehn Prozent unserer Bevölkerung richtet.»

150 Jahre zurück in die Vergangenheit:
SVP will rein kirchliche Heirat
einführen (vor / ohne Zivilheirat)

Knapp 150 Jahre nachdem der Bund
die ausschliesslich religiöse Heirat
in der Schweiz verboten hat, will die
SVP das Verbot wieder aufheben.

 

«Die beiden ideologischen Projekte nähren sich gegenseitig. Jede Verbreitung des politischen Islam gibt der rechtsbürgerlichen Tendenz zur Islamfeindlichkeit und zur Identität durch Abgrenzung vom Islam Aufwind. Das ist so, wie es auch in der Schweiz einmal eine Identität durch die Abgrenzung von den Juden gegeben hat. Wie damals werden Ressentiments gegen eine Glaubensgemeinschaft gezielt geschürt, in der Hoffnung, dass sich die Spannungen verschärfen.»

Quelle - Interview:
- «Ich wehre mich gegen Islam-Hass und Scheinkämpfe» (SonntagsZeitung)

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(Last updated: 19.11.2017, 20:44)