Pharmafirmen erfinden Krankheiten, um mehr Profit zu machen


Pharmakonzerne wenden zahlreiche Tricks an, um ihre Profite zu steigern. Ein besonders perfider heisst Disease Mongering: Krankheitserfindung.

Die Rechnung der Pharmabranche ist simpel: Je mehr kranke Menschen resp. je mehr Menschen Medikamente benötigen, desto höher der Umsatz.

Inhalte:

Die Pharmaindustrie erfindet neue Krankheiten

 


Disease Mongering sorgt für Umsätze:

Um die Zahl der Patienten zu steigern, versuchen Pharmakonzerne Menschen, denen es eigentlich gut geht, davon zu überzeugen, dass sie leicht krank sind. Leicht kranke Menschen wiederum versuchen sie davon zu überzeugen, dass sie schwer krank sind. Die Pharmakonzerne gehen dabei systematisch vor und «verkaufen» dem Patienten eine Krankheit.

Der Fachbegriff lautet «Disease Mongering». Er beschreibt ein unzulässiges Zuordnen normaler Lebensabläufe oder individueller (vermeintlicher) „Mängel“ wie z.B. eine Glatzenbildung bei Männern zu therapiebedürftigen Krankheiten werden.

 

Überdefinition bringt Millionen neue Kranke:

Eine Unterform von Disease Mongering ist die sogenannte Überdefinition. Wolf-Dieter Ludwig von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft erklärt dieses Vorgehen gegenüber «SRF» wie folgt: «Man senkt Schwellenwerte ab, ab wann ein Zustand als krank bezeichnet wird.»

Als Paradebeispiel für die Überdefinition gilt der Schwellenwert für Blutzucker. Dieser ist in den letzten Jahren von 140 Milligramm pro Deziliter auf 126 Milligramm pro Deziliter gesunken.

Was heisst das konkret?
Ein Mensch mit einem Blutzucker von 100 Milligramm pro Deziliter gilt daher bereits als gefährdet.

Seine neue Diagnose: Prädiabetes.
Die Folge: Millionen von neuen Kranken.

Das Problem:
Grundsätzlich werden die geltenden Schwellenwerte und Leitlinien von den Fachgesellschaften der Ärzte definiert. Leider besteht zwischen der Pharmaindustrie und vielen involvierten Fachpersonen und Ärzten oftmals ein Abhängigkeitsverhältnis. Pharmakonzerne leisten nicht selten Direktzahlungen, was zu Interessenkonflikten führt. Allein 2015 haben Schweizer Pharmafirmen mit mind. 138 Millionen Franken Ärzte und Spitäler gesponsert. Da die Datenbank allerdings auf freiwilliger Selbstdeklaration beruht, dürften die Pharmagelder in Tat und Wahrheit um ein Vielfaches höher ausfallen.

 

Leichte Beschwerden als Vorboten von schweren Krankheiten aufgebauscht:

Eine weitere Form von Disease Mongering ist das bewusste Aufbauschen leichter Beschwerden von Patienten wie z.B. ein Reizdarm- oder Restless-Legs-Syndrom zu Vorboten von schweren Krankheiten. Oder besonders perfide: Persönliche Probleme der Patienten wie z.B. «soziale Phobie werden in medizinische Probleme umgemünzt».

 

Übermedikalisierung:

Die Pharmaindustrie greift auch gut und gerne auf das Verfahren der Übermedikalisierung zurück. Wolf-Dieter Ludwig erklärt dies folgendermassen:

«Das bedeutet, dass man physiologische Vorgänge, zum Beispiel ein Absinken des Testosteronspiegels beim älteren Mann als Krankheit definiert und mit Testosteron behandelt. Diese Massnahme, die inzwischen in vielen Studien untersucht wurde, ergibt keinen Sinn, bringt aber den Herstellern der Testosteronpräparate viel Geld ein.»

Weiterführende Informationen:
- Pharmakonzerne investieren mehr in Marketing als in Forschung (SRF)

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(Last updated: 27.10.2017, 18:26)