Lebenslange Fleischallergie durch Zeckenbiss

Zeckenbisse können eine lebensbedrohliche Allergie gegen Fleisch auslösen. Betroffene Menschen werden von Null auf Hundert quasi zu lebenslangen Zwangsvegetariern.

Zecken sind im Sommer allgegenwärtig. Denn in den wärmeren Jahreszeiten sind sie besonders aktiv. Folglich steigt die Anzahl Zeckenbisse bei Menschen. Ein Biss kann für den Gebissenen unter Umständen äusserst gefährlich sein. Der Zeckenspeichel löst nicht selten lebensbedrohliche Krankheiten oder folgenschwere Allergien aus. Seit einigen Jahren kommt es bei manchen Menschen sogar zu einer wahrhaft bizarren, lebenslangen Fleischallergie.

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Fleischallergie durch Zeckenbiss

 


Übertragen durch Zeckenbiss:

Das Risiko nach einem Zeckenbiss an einer Borreliose, an FSME oder Q-Fieber-Viren zu erkranken ist mittlerweile weit herum bekannt. Doch die Liste der potentiell übertragbaren Krankheiten durch Zeckenbisse wird länger.

Das Kohlenhydrat Alpha-Gal steht als Abkürzung für Galactose-alpha-1,3-Galactose, es ist ein Zuckermolekül, das eine Allergie gegen Fleisch auslösen kann. Alle Säugetiere exprimieren besagtes Alpha-Gal - ausser dem Menschen und Altweltaffen. Es ist im menschlichen Körper also nicht vorhanden. Übertragen wird das Molekül durch den Speichel der amerikanischen Waldlaus (Lone-Star-Zecke), die zur Ordnung der Zecken (Gattung Amblyomma americanum) gezählt wird.

Die Folgen eines solchen Zeckenbisses haben es in sich: «Das eigene Immunsystem» des Gebissenen wird «neu verdrahtet» wie der National Geographic berichtet. Der Biss soll bei der betroffenen Person zu einer lebenslangen Allergie gegen rotes Fleisch führen. Die allergische Reaktion kann dabei zu Hautausschlägen bis hin zum anaphylaktischen Schock führen und fällt unter Umständen gar so heftig aus, dass sie ohne medizinische Behandlung zum Tod führen kann.

 

Fleischallergie:

Zwar wurde dieses neue Zecken-Phänomen erst vor nicht allzu langer Zeit entdeckt, wie eine Studie im «Journal of Allergy and Clinical Immunology» aus dem Jahr 2010 offenbart. In den Südstaaten der USA litten regional gehäuft urplötzlich um die 200 Personen an einer rätselhaften Allergie gegen rotes Fleisch. Sei es weil sie Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch (z.B. Steak, Burger oder Roastbeef) verzehrten. In besagtem Fleisch der Tiere ist das Alpha-Gal-Molekül enthalten, was bei den gebissenen Personen allergische Reaktionen hervorrief. Die Betroffenen mussten sich wenige Stunden nach dem Fleischverzehr in medizinische Behandlung begeben.

Seither hat sich die amerikanische Zecke dank dem Anstieg der Temperaturen weiter nach Norden und Westen ausgebreitet. Auch in Europa soll es einige wenige Fälle geben, das Risiko ist aber äusserst gering, die Verbreitung bislang überschaubar. Beim Ländernachbar Deutschland ist laut «Forschung und Wissen» der erste bekannte Fall 2005 aufgetreten. Weitere derartige Fälle soll es in Frankreich, Spanien, Schweden, Australien, Korea und Japan gegeben haben. Andere Quellen berichten über keine derartigen Vorfälle in Europa, was allerdings auch mit dem Diagnoseverfahren zusammenhängt, das mittlerweile verbessert wurde. Weltweit sind über 300 Fälle bekannt. Die Dunkelziffer dürfte aber höher sein, da aufgrund der verzögerten allergischen Reaktion nur selten ein Zusammenhang zum Fleischverzehr geknüpf wird. Lebensmittelallergische Reaktionen treten im Normalfall innert den ersten 30 Minuten nach dem Verzehr auf.


Die Tierschutzorganisation PETA erlaubte sich 2013 einen Aprilscherz und verkündete, die Lone-Star-Zecke in grossem Stile zu importieren, um diese flächendeckend in ganz Deutschland auszusetzen und auf diese Weise die Zahl der Vegetarier in die Höhe treiben zu wollen.

Das Bizarre: Eigentlich gesunde Menschen werden durch einen einzelnen Zeckenbiss vom einen Moment auf den anderen zu Vegetariern. Klingt lustig, hat aber ernsthafte Konsequenzen. Die Fleischallergie kann unter Umständen lebensbedrohlich sein und tritt - anders als bei Lebensmittelallergien üblich - nicht unmittelbar, sondern erst drei bis sechs Stunden nach dem Fleischkonsum auf.

 

Ursache:

Grund der Fleischallergie ist ein Antikörper, den der gebissene Mensch resp. sein Organismus auf das von der Zecke übertragene Zuckermolekül Alpha-Gal produziert. Da dieses Molekül nur bei Tieren existiert, beim Menschen hingegen nicht, löst der Organismus des Gebissenen jedes Mal beim Fleischverzehr allergische Reaktionen aus. Das rote Fleisch enthält nämlich viel Alpha-Gal. Aber auch in einigen Medikamenten ist Alpha-Gal enthalten. Die Freisetzung des Alpha-Gal-Moleküls erfolgt aber erst mit der Verdauung, was die verspätete allergische Reaktion erklärt.


 

Symptome:

Bislang bekannte Anzeichen und Symptome der Fleischallergie sind geschwollene fest juckende Hände, geschwollene Lippen, geschwollene Zunge, Nesselausschlag und Blasen auf der Haut. Weitere Symptome sind schwere Atemnot, Erbrechen, Durchfall bis hin zum Organversagen und Kreislaufkollaps.

Ob die Fleischallergie tatsächlich ein Leben lang anhält, hierfür fehlen schlichtweg noch entsprechende Erfahrungswerte. Die Forscher gehen aber von einer lebenslangen Allergie gegen rotes Fleisch aus. Behandlungsmethoden für die Nebenwirkungen existieren zwar, eine Heilung oder gar Impfung bislang nicht. In Europa dürfte man aufgrund der amerikanischen Zecken-Herkunft und ihrer regionaler Häufung im Süden der USA vor einer solchen Fleischallergie durch Zeckenbiss weitestgehend gefeit sein.

Das schreiben andere:
- Galactose-α-1,3-galactose and Delayed Anaphylaxis, Angioedema, and Urticaria in Children (Journal of Pediatrics)
- Tick-induced allergies: mammalian meat allergy, tick anaphylaxis and their significance (US National Library of Medicine National Institutes of Health )
- Zeckenbiss kann Fleischallergie auslösen (National Geographic)
- Fleischallergie nach Zeckenstich? (Ärztezeitung)
- Zeckenbisse lösen lebensgefährliche Allergie gegen Fleisch aus (Forschung und Wissen)

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(Last updated: 30.07.2017, 11:35)