G20: Der Papst nimmt kein Blatt vor den Mund. Und kritisiert die Mächtigen der Welt

Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Seine Heiligkeit Papst Franziskus, äusserte sich in einem Interview gegenüber dem 93-jährigen Journalisten Eugenio Scalfari von der italienischen Zeitung «La Repubblica» zum G20-Gipfel in Hamburg - das umstrittene Treffen der 20 mächtigsten Industriestaaten.

Und er nahm dabei kein Blatt vor den Mund.

 


G20: Papst Franziskus kritisiert G20-Länder

Inhalte:

Menschenfeindliche G20-Politik:

Mit Sorgen verfolge er den G20-Gipfel in Hamburg. Papst Franziskus befürchtet gefährliche Allianzen mächtiger Staaten, die gegen Arme und Flüchtlinge gerichtet sind:

«Ich befürchte, dass es sehr gefährliche Bündnisse zwischen den Mächtigen gibt, die eine verzerrte Wahrnehmung von der Welt haben.»

Die Gefahr betreffe allen voran Arme und Flüchtlinge. Einige Länder der G20-Staaten würden den Hilfesuchenden die Aufnahme verweigern.


 

"Freier Durchzug" für Flüchtlinge gefordert:

Bereits im Vorfeld zum G20-Gipfeltreffen ermahnte Papst Franziskus die deutsche Gastgeberin Bundeskanzlerin Angela Merkel, in den politischen Entscheidungen der G20 den Armen «absoluten Vorrang» einzuräumen. In seiner Botschaft kritisierte der Papst eine Vorherrschaft von Finanzspekulation und «Ideologien der absoluten Autonomie der Märkte». Ausserdem forderte Papst Franziskus «freien Durchzug» für Flüchtlinge und Hilfe für den Südsudan sowie weitere Krisengebiete.

«Es ist (...) notwendig, dass (...) den Armen, den Flüchtlingen, den Leidenden, den Vertriebenen und den Ausgeschlossenen - ohne Unterschied von Nation, Volkszugehörigkeit, Religion oder Kultur - absoluter Vorrang eingeräumt wird und ebenso bewaffnete Konflikte abgelehnt werden.»

Der Papst fordert die Regierungschefs daher zu «verantwortungsbewusster Solidarität» auf.


9 von 10 Flüchtlingen (86%)
fliehen in arme Entwicklungsländer

65,3 Mio. Flüchtlinge - 50% davon Kinder

 

Papst Franziskus: Der Herz-Jesu-Kommunist?

Einmal mehr gibt sich das Oberhaupt der Katholiken sozialkritisch und scheut auch nicht davor zurück, seine Kritik direkt an die Mächtigen der Welt zu adressieren.

Papst Franziskus hatte sich bereits mit seiner Sozialenzyklika «Laudato si’» im Jahr 2015 «offen und eindeutig als vergleichsweise kämpferischer Herz-Jesu-Kommunist zu erkennen gegeben». (Quelle: Junge Welt)

«Die enge Beziehung zwischen den Armen und der Anfälligkeit des Planeten, die Überzeugung, dass in der Welt alles miteinander verbunden ist, die Kritik am neuen Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik abgeleitet sind, die Einladung, nach einem anderen Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen, der Eigenwert eines jeden Geschöpfes, der menschliche Sinn der Ökologie, die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher Debatten, die schwere Verantwortung der internationalen und lokalen Politik, die Wegwerfkultur und der Vorschlag eines neuen Lebensstils.» (Papst Franziskus)


Laudato si’ – Eine ausführliche Zusammenfassung
Die Sozialenzyklika von Papst Franziskus

Diese Positionierung passte der bürgerlich und christlich dominierten Presselandschaft ganz und gar nicht in den Kram. Weshalb sie den Inhalt der päpstlichen Sozialenzyklika in ihrer Berichterstattung bewusst auf Natur- und Umweltfragen reduzierte.

«Ich habe schon oft geschrieben, dass Franziskus ein Revolutionär ist», resümiert der 93-jährige Journalist Scalfari, «er denkt an eine Seligsprechung Pascals, er denkt an die Armen und die Migranten, er will ein föderales Europa und – zu guter Letzt – er hilft mir mit eigenen Händen ins Auto. Einen solchen Papst haben wir noch nie gehabt.»


Quellen:
- Papst: „Allianz der Mächtigen der G20 zu Lasten der Armen" (Radio Vatikan)
- Papst lässt's krachen (Junge Welt)
- Papst fordert von G20 “verantwortungsbewusste Solidarität” (Katholische Kirche Schweiz)


Vielleicht interessiert Dich auch:

G20: Proteste und Demonstrationen in Hamburg

Lokal. Regional. National. CH - www.ConvivaPlus.ch Autor: Schweiz - Redaktion

Die Schweiz kompakt - ConvivaPlus.ch
Lokales, regionales und nationales Wissen.

(Last updated: 09.07.2017, 10:18)