Ältester Atomreaktor der Schweiz mitten in Basel

Mitten im Wohnquartier in der Stadt Basel befindet sich der älteste Atomreaktor der Schweiz, der einzige, der mit waffenfähigem Uran betrieben wird. Genauer gesagt liegt der Reaktor im Keller des physikalischen Instituts der Universität Basel zwischen der Pestalozzistrasse und St. Johanns-Ring.

Der Atomreaktor wurde damals im Jahr 1959 in Betrieb genommen und ist somit der erste Schweizer Reaktor. Zum Vergleich: Das AKW Mühleberg ging im Jahr 1972 ans Netz, das Atomkraftwerk Beznau I im Jahr 1969.

Nun soll der älteste Atomreaktor der Schweiz, noch heute in Betrieb, endlich abgeschaltet werden. Ein komplexes Unterfangen, das viele Umstände bereitet und einen gefährlichen Uran-Transport in die USA vorsieht. Uran, das zum Bau von Atombomben verwendet werden kann.

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Hauptgrund für die Entsorgung des ältesten Reaktors in Basel


Grund für die Abschaltung des ältesten Schweizer Atomreaktors ist nicht etwa ein plötzliches Sicherheitsbedenken, weil sich der Reaktor mitten in einem Basler Wohnquartier befindet. Nein, das Gebäude soll ab 2020 einem Neubau weichen, weshalb der Atomreaktor abtransportiert werden muss.

Die Fläche zwischen der Pestalozzistrasse und dem St. Johanns-Ring wird neu gebaut. Baubeginn: Jahr 2020.


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Im Jahr 1959 bei der Inbetriebnahme hatte man noch keinerlei Sicherheitsbedenken, mitten im Wohnquartier von Basel einen Atomreaktor zu platzieren. In der heutigen Zeit wird der Reaktor nur noch selten gebraucht, so der Vizerektor für Entwicklung der Universität Basel, Alex Eberle. Dies ist allerdings nicht der Grund für die Entsorgung des ältesten Atomreaktors, sondern die geplanten Bauarbeiten für den Neubau.


Waffenfähiges Uran zum Bau von Atombomben


Beim Uran des Atomreaktors handelt es sich um waffenfähiges Uran, das sich zum Bau von Atombomben eignet. Einzigartig in der Schweiz. Insgesamt befinden sich rund 2 Kilogramm des waffenfähigen Urans in Basel.

Dieses Uran soll nun in das Herkunftsland in die USA zurückgeführt werden. Die USA ist zur Zeit weltweit auch der einzige Staat, welcher im Rahmen eines Rückführungsprogramms bereit ist, das Uran-Material zurückzunehmen.

Der Haken an der Geschichte: Das Rückführungsprogramm gilt noch maximal bis ins Jahr 2016. Danach läuft das Uran-Programm der Amerikaner aus und es werden keine Rückführungen mehr angenommen.


 

So soll die Atomreaktor Entsorgung über die Bühne gehen


Wie wird ein solcher Atomreaktor denn nun aus dem bewohnten Gebiet abtransportiert und entsorgt? Ein schwieriges Vorhaben, lässt sich der Reaktor nicht einfach ohne Probleme von A nach B verschieben. Er muss mehrere Länder durchqueren und ausserdem in die USA verschifft werden.

Der Plan: Die Schweiz gibt das Uran zurück in die USA. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren damals bei der Instandsetzung des Reaktors die Bezugsquelle für das Uran. Der Uran-Transport gestaltet sich allerdings ziemlich komplex. Und er muss im Rahmen des amerikanischen Programms noch im Februar des Jahres 2014 über die Bühne gehen. Dann nämlich führen die USA eine Art Sammeltransport durch.

Sollte die Schweiz diesen Termin verpassen, muss sie den Transport bzw. die Verschiffung des waffenfähigen Urans auf eigene Kosten durchführen. Dies würde die Schweiz teuer zu stehen kommen, schätzungsweise bis zu 1,7 Millionen Schweizer Franken. Der Urantransport in die Normandie noch nicht mit einberechnet.

Der älteste Atomreaktor der Schweiz mit waffenfähigem UranAls erstes muss die USA den Atomreaktor in Basel einer genauen Untersuchung unterziehen. Auf diese Weise soll der tatsächliche Zustand des Reaktors eruiert werden. Anschliessend folgen langwierige Vertragsverhandlungen. Diese Verträge müssen hernach von beiden Staaten unterschrieben werden.

Ausserdem muss die Schweiz von sämtlichen Ländern, durch die der Uran-Transport führt, eine entsprechenden Antrag auf Bewilligung stellen.

Für die Verschiffung des Materials führt der Weg zuerst in die Normandie nach Cherbourg. Ohne Bewilligung kein Transport, keine Abschaltung und keine Entsorgung des ältesten Atomreaktors in der Schweiz, welcher sich im Keller des physikalischen Instituts der Basler Universität befindet, mitten in einem dicht bevölkerten Wohnquartier der Stadt Basel.

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Wojtek Bernet   Autor: Wojtek Bernet auf ConvivaPlus.ch
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