Jeder 110. Mensch ist auf der Flucht: Nur jeder 7. Flüchtling flüchtet nach Europa

Immer mehr Menschen flüchten. Ende 2017 zählte die Welt 68,5 Millionen Flüchtlinge. Das ist ein satter Anstieg um +4,6% gegenüber dem Vorjahr. Weltweit ist jeder 110. Mensch auf der Flucht. Ein neuer Rekordwert. In Europa und in der Schweiz haben derweil viele Bürger das Gefühl, sie müssten den Hauptanteil dieser globalen Flüchtlingskrise bewältigen. Doch sie irren sich.


Fakten: 44‘500 Menschen werden pro Tag aus ihrer Heimat vertrieben. Alle zwei Sekunden wird ein Mensch zur Flucht gezwungen. 53% der Flüchtlinge sind Kinder, darunter viele unbegleitet oder von ihren Familien getrennt.
 


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Europa nimmt vergleichsweise wenig Flüchtlinge auf

Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Konflikten, Gewalt, Verfolgung und Repression. Während es in der Schweiz deutlich weniger Asylsuchende gibt (ein Drittel weniger), eskaliert die weltweite Entwicklung. Allein im letzten Jahr gab es 16,2 Millionen neue Vertriebene. Zig Millionen Vertriebene sind bereits seit Jahren auf der Flucht.


Es sind in überwältigender Mehrheit arme Länder, die die Flüchtlinge aufnehmen: Dort leben 85% von ihnen. In der Europäischen Union sowie auch in der Schweiz gehen die Flüchtlingszahlen hingegen zurück.
 



Die Schweiz beliefert
64 Länder mit Kriegsmaterial

Das sind 33% aller weltweiten Länder,
darunter mind. 4 kriegführende Länder
und auch radikale Scharia-Staaten ...
 

Flüchtlinge sind ein Dauerthema in den Medien. Was dabei meist vergessen geht resp. unerwähnt bleibt:


Drei von fünf Flüchtlingen (40 Millionen) suchen laut UNHCR im eigenen Land Zuflucht (Binnenvertriebene). Und die grösste Bürde tragen ärmere Staaten - «fast durchweg arme Länder mit wirtschaftlichen und nicht selten sozialen Problemen» - nicht etwa der reiche Westen.
 

 

Arme Länder helfen am meisten

«80 Prozent der Flüchtlinge bleiben im Nachbarland, viele von ihnen leben in ärmlichsten Verhältnissen und bekommen kaum Hilfe», so der neue Global Trends-Bericht. «Manche Leute glauben, die Flüchtlingskrise sei eine Krise in den reichen Ländern. Das ist nicht der Fall», klärt UNHCR-Chef Filippo Grandi, italienischer UN-Diplomat und Hoher Flüchtlingskomissar der Vereinten Nationen (englisch United Nations High Commissioner for Refugees, UNHCR), auf. Filippo Grandi appelliert an die humanitäre Verantwortung reicher Staaten.


«Niemand wird freiwillig zum Flüchtling. Aber wir anderen können helfen.»
 

Hauptursachen waren die Krise in der Demokratischen Republik Kongo, der Krieg im Südsudan und die Flucht Hunderttausender Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar nach Bangladesch. Mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge kommen aus nur fünf Ländern: Syrien, Afghanistan, Südsudan, Myanmar und Somalia. In keinem Konfliktgebiet sei eine Lösung in Sicht, kritisiert Grandi. Fast 70 Prozent der Flüchtlinge stammen nach Angaben des UNHCR aus oben genannten fünf Ländern. «Wenn es Lösungen für diese Länder gäbe, könnten die Zahlen deutlich sinken», erklärt Grandi.

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Die Aufnahmeländer


Es sind gerade einmal zehn Länder, die fast zwei Drittel aller Flüchtlinge weltweit aufgenommen haben.
 

Die Türkei bleibt mit 3,5 Millionen aufgenommenen Flüchtlingen (hauptsächlich SyrerInnen), nach absoluten Zahlen das weltweit grösste Aufnahmeland. «Relativ zur eigenen Bevölkerung hat der Libanon die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Jeder sechste Einwohner des Landes ist ein syrischer Flüchtling.» Gefolgt von Jordanien und der Türkei.

 

Rückkehrer in die Heimat

Rund fünf Millionen Flüchtlinge sind laut UNHCR im letzten Jahr 2017 in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Binnenflüchtlinge.

«Unter den RückkehrerInnen gab es aber auch Menschen, die unter Zwang oder in unsichere Verhältnisse zurückkehrten.»

Eine permanente neue Heimat fanden nur 100'000 Menschen. Es seien nicht genügend Plätze angeboten worden, bilanziert das UNHCR.


«Welchen Massstab man auch nimmt, diese Zahl ist nicht zu akzeptieren. Und aus ihr spricht lauter als jemals zuvor die Notwendigkeit zur Solidarität und zu gemeinsamen Zielen bei der Prävention und Lösung von Krisen. Gemeinsam muss sichergestellt werden, dass die Flüchtlinge, Binnenvertriebenen und Asylsuchenden weltweit angemessen geschützt und versorgt werden, während zugleich Lösungen angestrebt werden.» – UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi
 

Als internationale Organisation für den Flüchtlingsschutz ist UNHCR in 130 Staaten weltweit vertreten und stellt umfangreiche Daten zu Flucht- und Vertreibungssituationen sowie Asylgesuchen zusammen.


Weiterführende Informationen:
Global Trends Bericht 2017 auf Engl. (UNHCR)
Weltflüchtlingsbericht: Deutlich weniger Asylsuchende in der Schweiz, dramatische Entwicklung weltweit (UNHCR)
Statistiken (UNHCR)
Trauriger Flüchtlingsrekord (Blick)

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(Last updated: 19.06.2018, 15:55)