Zuwanderung: Schweizer werden nicht vom Arbeitsmarkt verdrängt

15 Jahre Personenfreizügigkeit: Die hohe Zuwanderung verdränge Schweizerinnen und Schweizer nicht aus dem Arbeitsmarkt und sie führe nicht zu Lohndumping, so eine neue Studie vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) über die Auswirkungen der Zuwanderung.

Vielmehr beflügle der freie Personenverkehr die hiesige Wirtschaft und stütze die Altersvorsorge. Die Zuwanderer hätten die Schweizer Arbeitskräfte gut ergänzt, ohne dabei die Löhne allzu sehr unter Druck zu setzen.

Inhalte:

Personenfreizügigkeit Schweiz und EU: Die Auswirkungen der Zuwanderung

 


Personenfreizügigkeit-Bilanz:

Das Freizügigkeitsabkommen (FZA) zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) ist mittlerweile seit fünfzehn Jahren in Kraft. Der daraus resultierende freie Personenverkehr hat die Zuwanderung in die Schweiz zweifellos erhöht. Im Jahr 2016 wanderten 56'300 Personen ein. Im Schnitt sind es 65'500 Personen pro Jahr. Der Ausländeranteil in der Schweiz beträgt 24,9%. Es ist einer der höchsten Ausländeranteile in Europa. Nur der Zwergenstaat Luxemburg hat einen deutlich höheren Ausländeranteil als die Schweiz. Der Grossteil kommt aus einem EU-Staat.

12% aller Beschäftigten sind Zuwanderer aus der EU.

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Zuwanderung:

Grund für die hohe Zuwanderung sei der grosse Bedarf der hiesigen Wirtschaft an Arbeitskräften aus dem EU-Raum. Insbesondere hochqualifizierte Fachkräfte sind äusserst gefragt.

Das Seco hält fest: Gäbe es in der Schweiz keine Personenfreizügigkeit, käme es rasch zum Fachkräftemangel.

Allen voran in den Bereichen Naturwissenschaftler und Techniker. Hier gibt es spürbar zu wenig Schweizer Fachkräfte. Doch nicht nur hochqualifizierte Arbeitnehmer werden aus dem EU-Raum rekrutiert. Der Bedarf an niedrigqualifiziertem Personal wird ebenfalls zunehmend über die Europäische Union gedeckt. Das Seco erklärt, dass die Schweizer Bevölkerung den niedrigqualifizierten Wirtschaftszweig tendenziell verlassen habe und die Qualifizierung und Bildung der Einheimischen steige.


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Mehr Jobs:

Dem Seco zufolge unterstütze die Zuwanderung das wirtschaftliche Wachstum hierzulande. Höchstens in einigen Teilbereichen des Arbeitsmarktes führe die Zuwanderung zu einer verschärften Konkurrenzsituation. Insgesamt aber verhelfen die Ausländerinnen und Ausänder den einheimischen Schweizern zu mehr Jobs. In allen drei Sprachregionen ist die Erwerbstätigkeit im Zeitraum zwischen 2002 und 2016 gestiegen.

 

Betroffene Kantone:

Die Zuwanderung fällt je nach Schweizer Kanton unterschiedlich hoch aus. Entsprechend sind die Auswirkungen durch Zuwanderung regional stärker oder schwächer.

Am meisten bekommt sie der Kanton Tessin (TI) zu spüren. Hier machen Zugewanderte aus dem EU-Raum 18,1% aus. Dahinter folgt Genf mit 16,7%. Die Arbeitslosenquote liegen im Tessin und in der Westschweiz deutlich über dem Schweizer Durchschnitt.


KRIMINALITÄT NACH NATIONALITÄT
SCHWEIZER VS. AUSLÄNDER

 

Keine Verdrängung:

Laut Seco führe die hohe Zuwanderung aber bisher zu keiner Verdrängung, auch die Arbeitslosigkeit steige nicht. Vielmehr sei die Erwerbsbeteiligung seit Einführung der Personenfreizügigkeit gestiegen, sowohl bei der einheimischen Bevölkerung wie auch bei den Zugewanderten. Das Seco schliesst aber nicht aus, dass in einigen Berufszweigen durch die Zuwanderung die Konkurrenz gestiegen sei wie zum Beispiel im Baugewerbe. Dies berge durchaus auch die Gefahr, dass einzelne Bevölkerungsgruppen benachteiligt und schlechtere Chancen hätten.

 

Höhere Löhne:

Die Zuwanderung tangiere auch die Lohnentwicklung nicht in dem Masse, wie befürchtet.

Laut Seco sind die Reallöhne in der Schweiz von 2002 bis 2016 im Schnitt 0,8% pro Jahr gestiegen.

Zum Vergleich: Im Zeitraum 1991 bis 2001 stiegen die Reallöhne lediglich um 0,3%.

Einen Zusammenhang mit der Zuwanderung sieht das Seco eher im Bereich der Hochqualifizierten. Hier sei das Lohnwachstum leicht gedämpft worden resp. die Löhne der Zuwanderer sind zwar tiefer als die der Schweizer, jedoch in den vergangenen Jahren stärker gestiegen.


Das schreiben andere:
- 15 Jahre Personenfreizügigkeit haben den Strukturwandel begünstigt (SECO)
- Personenfreizügigkeit: Vier Vorteile - und ein Haken (Bilanz)
- Wie die Nationalbank die Einwanderung bremst (NZZ)

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(Last updated: 10.07.2017, 11:52)