Goldraffinerie Valcambi: Gold mit Kinderarbeit ab 7 Jahre

Die grösste Goldraffinerie der Welt, Valcambi SA (Schweiz), importiert schmutziges Gold in Milliardenhöhe aus Minen mit Kinderarbeit ab 7 Jahre.

Öffentlich importiert die Tessiner Goldschmelzerei dieses zwielichtige Gold zwar aus Togo. Doch Togo produziert gar kein Gold. Die wahre Herkunft des Goldes liegt in den Goldminen Burkina Fasos, wo 7-jährige Kinder Minenarbeit verrichten.

 


 

Kinderarbeit: Die Zahl der Kinder, die in diesen Minen arbeiten, geht in die Zehntausende. Laut Schätzungen von Unicef sind es 20'000 Kinder ab einem Alter von 7 Jahren. Obschon Kinderarbeit in Burkina Faso eigentlich verboten ist. Die Kinder "schleppen Wasser, waschen Gold mit Quecksilber aus, zerkleinern das Erz mit dem Hammer oder bedienen die Mühlen, die es zu Pulver mahlen" - und das in 12 Stunden-Schichten. Ohne Hör- und Atemschutz. Kinder lösen den Goldstaub mit giftigen Chemikalien aus dem Gestein. Was diese Kinder dort tun, bezeichnet die internationale Arbeitsorganisation (IAO) als eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit.

Schweiz verdient an Kindergold: Die Schweiz zählt zu den Hauptabnehmern von Togos dubiosem Gold, das ja gar kein Gold produziert. Seit dem Jahr 2012 bis 2015 hat die Schweiz 37 Tonnen Rohgold aus Togo importiert. Das ist umgerechnet Gold im Wert von 1,5 Milliarden Franken.

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Schmugglerroute: Von Burkina Faso aus transportieren alle 7 Kinderminen mithilfe von Schmugglern das schmutzige Gold illegal nach Togo, wo es libanesische Goldhändler aufkaufen (dazu unten mehr). Allein die unterschlagenen Transportzölle haben dem Staat Burkina Faso 2014 einen finanziellen Schaden von 6,47 Millionen Franken zugefügt. Das ist ein Viertel dessen, was die Schweiz 2014 insgesamt an Entwicklungshilfe in Burkina Faso leistete.

Aus gutem Grund: Der illegale Goldschmuggel des Kindergoldes nach Togo hat einen lukrativen Grund. In Togo sind die Steuern auf Goldexporte 10 Mal tiefer als in Burkina Faso.

Ein schmutziges Geschäft – Die wahre Geschichte hinter dem «togolesischen» Gold für die Schweiz [VIDEO]: https://youtu.be/breyXXnTOcQ

 

Der Weg in die Schweiz: Von Togos Hauptstadt Lomé wird das Gold aus den Kinderminen per Luftfracht über Paris nach Zürich in die Schweiz verschickt. Absender in Togo ist die Firma Wafex Sarl. Erster Adressat in der Schweiz ist die Firma MM Multitrade aus Genf. Beide Firmen, sowohl Wafex Sarl wie auch MM Multitrade, gehören der Ammar Group aus dem Libanon. Am Ende des Handelweges landet das Gold aus Kinderhänden der EvB zufolge bei der Valcambi Goldraffinerie.

Valcambi - der globale Branchenprimus: Unter den weltweiten Goldschmelzereien ist die Valcambi SA federführend. Allein im Jahr 2014 hat die Valcambi-Raffinerie fast 1000 Tonnen Gold verarbeitet. Laut ihrem Verhaltenskodex akzeptiert sie kein Gold aus Kinderarbeit. Dass Valcambi nichts von dem zwielichtigen Gold aus Kinderhänden in ihrer Lieferkette gewusst hat, ist äussert fragwürdig. Denn schliesslich produziert Togo selbst kein Gold (weniger als 1 Tonne Goldförderung pro Jahr nach Regierungsangaben). Zudem fordern die Standesregeln der Goldbranche von OECD und London Bullion Market Association (LBMA) (engl. Guidelines) die Goldraffinerien dazu auf, die Herkunft des Goldes genau zu recherchieren, sollten sie Rohgold aus Ländern importieren, die selber kein Gold produzieren.

Importiertes Valcambi-Gold aus Kinderarbeit in GoldminenGold aus Ländern ohne Goldproduktion: Diese Standesregeln der OECD und LBMA halten explizit fest, dass Goldschmelzereien Gold aus solchen Ländern entsprechend kennzeichnen müssen. Die Kennzeichnung muss lauten "Red Flag Location" (OECD) und "High Risk Area" (LBMA). Danach sind die Goldraffinerien verplichtet, die genaue Herkunft des Goldes vor Ort zu überprüfen und dabei auch zu eruieren und nachzuweisen, aus welchen Goldminen genau diese importierten Goldmengen stammen. Die Valcambi Goldraffinerie ist also entweder Mitwisserin oder kommt ihren Pflichten nicht nach (und verstösst somit gegen die Standesregeln) - oder beides.

Bundesrat mitschuldig: Schuld an dem Fiasko trägt auch die offizielle Schweiz. Denn Bundesrat und Parlament setzen auf freiwillige Befolgung der Branchenregeln und erlassen keinerlei rechtsverbindliche Auflagen, die Rohstoffe aus Kinderarbeit verbieten.

Die NGO Erklärung von Bern (EvB) hat mit eigenen Recherchen den Weg des Goldes aus 7 Kinderminen in Burkina Faso bis in die Schweiz nachgezeichnet und diesen ausführlich dokumentiert. Durch Frachtbriefe und Zolldokumente könne man die Handelskette von Lomé aus lückenlos verfolgen. Letzten Endes landet das Gold in Balerna bei Chiasso im Kanton Tessin bei der Valcambi SA, der grössten Goldraffinerie der Schweiz und der Welt. Diese reagierte nun zumindest PR-technisch auf die wachsende Kritik und Empörung. Valcambi kündete an, die Vorwürfe "analysieren" zu wollen.

Weiterführende Informationen:
- Die wahre Geschichte hinter den Schweizer Importen von «togolesischem» Gold.
- Tonnenweise «Togo»-Gold für eine Tessiner Firma.

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Info Schweiz - ConvivaPlus.ch  Autor: Wirtschaft-Redaktion
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(Last updated: 11.02.2016, 03:53 Uhr)