AKW Kernkraftwerke Schweiz - Schweizer Atomenergie

AKW Schweiz - Die Schweizer Kernkraftwerke und Atomreaktoren.

Siehe auch:
AKW Lexikon

Die Schweiz gehört zu den wenigen Staaten in der Welt, die beschlossen haben, auf den Betrieb von Kernkraftwerken zu verzichten. Auf der anderen Seite ist die Schweiz aber auch das Land, in dem mit dem 1969 ans kommerzielle Netz gegangene Kernkraftwerkwerk Beznau (KKB) das älteste AKW der Welt betrieben wird. Anfang des 21. Jahrhunderts liegt der Anteil der Kernenergie am inländischen Energieverbrauch der Schweiz bei mehr als 40 %.

Inhalt:

 

Fakten + Geschichte der Kernenergie der Schweiz


Atomgesetz: Bereits 1946 wurde in der Schweiz ein Bundesratsbeschluss zur friedlichen Nutzung der Kernenergie parlamentarisch bestätigt. Mehr als ein Jahrzehnt später wurden die verfassungsrechtlichen Vorgaben (1957) für eine Atomenergie-Gesetzgebung geschaffen. Ende 1959 folgte dann das Atomgesetz.

AKW-Unfall in Lucens: Da hatte die Schweiz im Kanton Aargau (AG) in Würenlingen bereits seit zwei Jahren ein eigenes Forschungszentrum in Betrieb. Nach einem Unfall 1969 im Versuchsatomkraftwerk Lucens stellte die Schweiz allerdings die Entwicklung eigener Reaktoren ein.

AKW-Technologie: Die fünf an vier Standorten zwischen 1969 und 1984 in Betrieb genommenen und bis heute Energie liefernden Schweizer Atomreaktoren basieren durchgängig auf ausländischer Technologie.

Anti-AKW-Bewegung: Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der ersten Schweizer AKWs formierte sich eine stetig an Bedeutung gewinnende Anti-Kernkraft-Bewegung. Zwar hat diese Bewegung ihr erklärtes Ziel, die Schweiz AKW-frei zu machen, bisher nicht erreicht, aber immerhin erheblich dazu beigetragen, dass weitere Kernkraftwerks-Projekte nicht realisiert wurden. Unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe (1986) wurden die Projekte, zwei weitere Kernkraftwerke (Kaiseraugst, Graben) zu bauen, endgültig 1988 aufgegeben.

Baustopp-Moratorium: 1990 scheiterte eine Atomausstiegs-Volksinitiative. Dagegen hat der Volksentscheid-Vorstoss, einen zehnjährigen Baustopp („10-Jahres-Moratorium“) für AKWs zu begründen. Nach dem Ende des Moratoriums stieg die Schweiz in eine neue Energie-Diskussion ein, bei der von Atomkraftbefürwortern die Vorteile der „sauberen“ Kernenergie im Vergleich zu fossilen Energieträgern herausgestellt wurde.

AKW-Neubau: 2007 sprach sich die Schweizer Regierung, der Bundesrat, dafür aus, die bestehenden Reaktoren durch Neubauten zu ersetzen beziehungsweise zu ergänzen. Am 13. Februar 2011 erhielt das Projekt eines neuen AKW in Mühleberg (Kanton Bern) ein knappes Volksmehr bei einer Konsultativ-Abstimmung. Vier Wochen später veränderte sich das Meinungsbild durch einen die Welt schockierenden Unfall: Am 11. März lösten Erdbeben und Tsunami die Atom-Katastrophe im japanischen Fukushima aus.

AKW-Sicherheitsstandard: Als Folge wurden die im Zusammenhang mit Rahmenbewilligungsgesuchen für neue AKWS begonnenen behördlichen Bearbeitungsverfahren eingestellt. Die fünf Reaktoren mussten sich einer Sicherheitsüberprüfung durch die zuständigen Behörden stellen. Die Überprüfung stellte einen ausreichenden Sicherheitsstandard fest.

AKW-Abschaltung: Dennoch sprach sich der Bundesrat am 25. Mai 2011 dafür aus, die fünf Schweizer Atomreaktoren nach Ende ihrer Betriebsdauer abzuschalten und weder zu erneuern noch zu ersetzen. Bliebe es bei dieser politischen Vorgabe, würde, ausgehend von einer Betriebsdauer von 50 Jahren, 2034 das letzte Schweizer AKW abgeschaltet sein. Allerdings ist diese Vorgabe nicht verbindlich. Auch wird aktuell auch in in die Ausstiegs-Diskussion eingeworfen, dass ein Kernkraftwerk durchaus auch mehr als 50 Jahre sicher betrieben werden kann.

Atomausstieg Schweiz: Nach einer Umfrage 2014 sprachen sich mehr als drei Viertel der Schweizer für den vom Bundesrat projektierten schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie und für den Umbau der Energieversorgung aus.

 

Kernkraftwerk AKW Beznau


Von dem bundesrätlichen Zeitplan wäre als erstes AKW das Kernkraftwerk Beznau (KKB) betroffen. Das dienstälteste Atomkraftwerk der Welt steht auf einer künstlich geschaffenen Fluss-Insel in der Aare auf dem Gemeindegebiet des 3700-Einwohner-Ortes Döttingen (Aargau).

Reaktoren: Hier war 1969 südlich der Grenze zu Deutschland der Reaktor Benzgau 1 ans Netz gegangen, 1971 folgte der Reaktorblock Benzgau 2.

Bauweise: Die beiden vom US-Unternehmen Westinghouse entwickelten 365-Megawatt-Druckwasserreaktoren sind baugleich.

Power: Sie produzieren jährlich etwa fünf Milliarden Kilowattstunden Elektrizität. Zudem erzeugt das KKB durch Nutzung seiner Abwärme etwa 150 Millionen Kilowattstunden Fernwärme für die umliegenden Gemeinden.

Besitzer: Das relativ häufig von kleineren Störfällen betroffene KKB gehört der Axpo AG (bis 2009: Nordostschweizerische Kraftwerke), die das Kraftwerk auch betreibt. Die Aktionäre der Axpo Axpo sind die Kantone Zürich, Aargau, Thurgau, Schaffhausen, Glarus und Zuge sowie fünf kantonale Elektrizitätswerke.

Dritter Reaktor? Die 2008 beantragte Bewilligung eines dritten Reaktorblocks wurde durch die Einstellung der Bewilligungsverfahren für neue AKWs 2011 gegenstandslos.

 

Kernkraftwerk AKW Mühleberg


Das zweitälteste Atomkraftwerk der Schweiz wurde 1972 in der etwa 15 km westlich der Bundesstadt Bern liegenden 2800-Einwohner-Gemeinde Mühleberg im Kanton Bern in Betrieb genommen.

Power: Das mit einem von dem US-Unternehmen General Electric entwickelten 355-Megawatt-Siedewasserreaktor arbeitende Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) erzeugt jährlich rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden Elektroenergie.

Besitzer: Eignerin und Betreiberin ist die sich zu 52,54 % im Besitz des Kantons Bern (BE) befindende BKW Energie AG, an der auch der deutsche Energie-Konzern E.ON beteiligt ist.

Sicherheitsmängel: Unter anderem wegen Mängeln am Kernmantel ist das KKM regelmässig in die Schlagzeilen geraten.

Abschaltung: Eine Volksinitiative, das KKM auszuschalten, fand 2014 lediglich 33 % Ja-Stimmen. Nach einem 2013 veröffentlichten Beschluss der BKW soll das KKM 2019 aus ökonomischen Gründen ausser Betrieb gehen.

 

Kernkraftwerk AKW Gösgen


Mit der 1035-Megawatt-Auslegung seines Druckwasserreaktors ist das Kernkraftwerk Gösgen (KKG) das zweitleistungsstärkste Schweizer AKW.

Power: Die hier jährlich acht Milliarden Kilowattstunden Strom decken etwa 15 % des Gesamtstrombedarfs der Schweiz ab.

Standort: Das an der Aare gelegene 2800-Einwohner-Ort Däniken im Kanton Solothurn (SO) beheimatet das AKW Gösgen.

Besitzer: Das KKG gehört der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG, die zu 40 % im Besitz des Schweizer Energiekonzerns Aliq Holding AG ist. Die Städte Zürich und Bern halten Minderheitsanteile. Das KKG ist 1979 ans Netz gegangen.

 

Kernkraftwerk AKW Leibstadt


Power: Mit 1275 Megawatt und einer Jahresleistung von knapp neun Milliarden Kilowattstunden ist das 1984 an der deutschen Grenze in Betrieb genommene Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) das modernste und leistungstärkste AKW der Schweiz.

Standort: Wie das KKB liegt es an der Aare im Kanton Aargau (AG) und zwar im 1200-Einwohner-Dorf Leibstadt.

Besitzer: Das mit einem Siedewasser-Reaktor von General Electric ausgerüstete KKL wird von der Kernkraftwerk Leibstadt AG betrieben, die der Alpig Holding und anderen schweizerischen Energie-Unternehmen gehört.

Siehe auch:
Das geheime TiSA-Abkommen der Schweiz

Wojtek Bernet   Autor: Wojtek Bernet
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(Last updated: 29.06.2015, 19:49 Uhr)