Der Bankenplatz / Finanzplatz Schweiz - Wirtschaft

Der Banken- und Finanzplatz Schweiz: Die Schweizerische Bankiervereinigung, Dachverband aller Schweizer Geldhäuser, hatte bei der renommierten Beratungsfirma Boston Consulting Group eine Studie zur Bedeutung des Finanzplatzes Schweiz in Auftrag gegeben. Die aktuelle Analyse ergab: jeder zehnte Franken wird im Finanzsektor erarbeitet.

Bruttowertschöpfung: Der Bruttoproduktionswert abzüglich aller Vorleistungen umfasst 63 Milliarden CHF – damit zählen Banken und Versicherungen zu den bedeutsamen Branchen der Schweizer Wirtschaft.

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Mit etwa 500'000 Mitarbeitern arbeiten etwa 12 Prozent aller Beschäftigten der Schweiz in der Finanzbranche.

Inhalt:

 

Potenter Finanzplatz der Schweiz


Der Finanzsektor zählt zu den tragenden Säulen der Schweizer Wirtschaft. Dazu kommen immense internationale Verflechtungen. Sie basieren bislang auf dem unabhängigen politischen System und auf dem stabilen Rechtssystem des Landes – beides sind massgebliche Eigenschaften bei der Bewertung von Sicherheiten für Gelder aus Drittstaaten. Darüber hinaus gehört der Schweizer Franken zu den stabilsten Währungen überhaupt.

Zukunftsaussichten: Aufgrund der Dimensionen kommt es allerdings immer wieder zu Diskussionen, ob sich die Alpenrepublik den riesigen Finanzapparat überhaupt leisten kann. Wichtiger als das sind aber die Fragen nach der Stabilität und nach der Effektivität am Finanzplatz Schweiz. Die Bankiervereinigung wiegelt ab: Der Finanzplatz Schweiz hat gute Prognosen – aber nur, wenn Rahmenbedingungen verbessert werden.

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Mit Pragmatismus gegen Standortnachteile


Standortvorteile: Die Bilanzen der Schweizer Banken und Versicherungen machen deutlich, dass die Geldhäuser im Gegensatz zu diversen Konkurrenten relativ gestärkt durch die zurückliegenden Turbulenzen am internationalen Finanzmarkt gekommen sind. So konnten sich die Bruttoerträge der Geldhäuser der Finanzkrise zum Trotz stabilisieren.

Standortnachteile: Schlechter sieht es dagegen bei der Regulierung aus: Weil sich die weltweit wichtigsten Finanzplätze zu zentralen Reformen, beispielsweise zu Basel III bekennen, existiert formal eine internationale Konvergenz. Deshalb liegen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Standortwettbewerbs in der nationalen Realisierung der internationalen Standards. Dazu dokumentiert die Studie, dass gewisse Schweizer Vorschriften nicht besser sind als die ausländischen Regeln. Es fehlt am berühmten Schweizer Pragmatismus – hier handelt sich das Land Standortnachteile ein.

 

Die Zukunft des Finanzplatzes - Der Blick nach vorn


Vorausschauend fokussiert die Studie der Banken auf eine realistische Einschätzung zukünftiger Chancen am nationalen wie am internationalen Finanzmarkt.

Die Zeiten der Boom-and-Bust-Zyklen, wo Vermögenspreise zunächst anstiegen, um plötzlich ins Bodenlose abzufallen, sind vorüber. Kontinuierliche Verläufe lassen deshalb bis zum Jahr 2018 Ertragszunahmen von etwas mehr als 7 Milliarden SFr. erwarten.

Aussichten: Die Bruttoerträge wachsen von 54,4 Milliarden CHF im 2013 auf 61,6 Milliarden CHF im 2018.

Private Banking als Zugpferd: Diese Prognose deckt sich in etwa mit den gesamten Schweizer Wirtschaftserwartungen. Prognostiziert wird, dass das Private Banking der potenteste Wachstumsmotor bleibt, denn das internationale Finanzvermögen wächst beständig. Etwa 28 Prozent der Erträge werden über das Retailbanking realisiert. Damit bleibt dieses Segment ein wichtiges Standbein des schweizerischen Bankensektors.

 

Positive Prognosen


Die positiven Prognosen basieren auf Abschätzungen der Bruttoerträge – über die zukünftige Profitabilität der unterschiedlichen Geschäftsbereiche trifft sie keine Aussagen.

Allerdings machen die Analysen unzweifelhaft klar, dass alle Bereiche bis zum Jahr 2018 mit teilweise immensen Kostensteigerungen konfrontiert werden – das Investmentbanking einmal ausgenommen.

Wachstumspotenzial: Nicht ausgeschöpfte Zukunftschancen in allen Segmenten können den Geldhäusern Ertragssteigerungen über das vorausgesagte Wachstum hinaus bescheren.
Beispiele sind:

  • Ausbau des Managements aller Arten von Wirtschaftsgütern. Das Asset Management hat das grösste anteilige Wachstumspotenzial.

  • Verstärkte Bearbeitung der Segmente Emerging Markets und besonders vermögende Bankkunden.

  • Beteiligung Schweizer Unternehmen an ausländischen Geschäften.

  • Maximierte Kundenorientierung im Retail-Segment sowie die Ausweitung hocheffizienter digitaler Technologien zur Verbesserung der Serviceleistungen.

 

Verlässliche Rahmenbedingungen


Der Ausbau und die Festigung bestmöglicher Standortvorteile am Finanzplatz Schweiz setzen uneingeschränkt voraus, dass die Schweiz sämtliche verfügbaren Regulierungsspielräume nutzt. Im Klartext bedeutet dies, das pragmatische Vorschriften etabliert werden, um die positiven Optionen umsetzen zu können. Wichtig ist der Verzicht auf alle endgültigen Schweizer Alleingänge.

Von besonderem Wert sind die Nivellierung diverser Turbulenzen mit der EU und die Etablierung eines kompetitiven steuerlichen Rahmens – ohne diese Massnahmen wäre der Abstieg der Schweizer Wirtschaft vorprogrammiert; der Finanzplatz Schweiz würde in die Provinzialität abgleiten.

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Die Rechtsordnung innerhalb der Alpenrepublik muss wieder berechenbarer werden. Nur so bleiben Investoren erhalten. Das auch in der Eidgenossenschaft weitverbreitete teure, endlose und regulierungsbedingte Nacharbeiten namhafter Infrastrukturprojekte darf sich im Bankensektor keinesfalls wiederholen. Kostenfallen sind kontraproduktiv. Vielmehr sind Weitsicht und Pragmatismus notwendig, um dem Finanzplatz Schweiz auch weiterhin eine grosse Bedeutung zu erhalten.

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Wojtek Bernet   Autor: Wojtek Bernet
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(Last updated: 11.05.2015, 04:11 Uhr)