Die Schweiz vereint Menschen unterschiedlichster Religionsgemeinschaften miteinander. Das religiöse Leben ist vielfältig und bunt, auch wenn es sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat.
Inhalte:
Religion | Gläubige | Anteil |
Römisch-Katholisch |
2'573'875
|
30.90%
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Evangelisch-Reformiert | 1'742'646 | 20.92% |
Konfessionslos |
1'574'372
|
18.90%
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Muslimische Gemeinschaften* | 346'298 | 4.15% |
Christlich-altorientalische und christlich-orthodoxe Kirchen |
153'669
|
1.84%
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Konfessionszugehörigkeit unbekannt | 87'199 | 1.04% |
Andere auf die Reformation zurückgehende Kirchen |
85'728
|
1.02%
|
Andere christliche Gemeinschaften | 43'347 | 0.52% |
(Neu)pietistische und evangelikale Gemeinden |
39'631
|
0,47%
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Buddhistische Vereinigungen | 36'852 | 0.44% |
Hinduistische Vereinigungen |
36'480
|
0.43%
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Pfingstbewegung und andere charismatische Gemeinden | 26'888 | 0.32% |
Endzeitgemeinden |
26'120
|
0.31%
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Apostolische Gemeinden | 19'653 | 0.23% |
Andere Religionen |
17'992
|
0.21%
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Jüdische Glaubensgemeinschaften | 16'658 | 0.20% |
Total ab 15 Jahren | 6'827'407 | 81.98% |
Gesamtbevölkerung | 8'327'126 | 100.00% |
Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religions-/Konfessionszugehörigkeit (2013-2015 kumuliert).
* Muslimische und aus dem Islam hervorgegangene Gemeinschaften: Unter diese Kategorie fallen die sunnitischen, die schiitischen, aber auch die alevitischen und die sufistischen Gemeinschaften. Zur Vereinfachung wird in dieser Publikation die Bezeichnung «muslimische Gemeinschaften» verwendet.
Seit Jahren verlieren die Kirchen an Mitgliedern, während die Zahl der Konfessionslosen stetig wächst. Deutlich wird dies durch Umfragen aus älteren Jahrgängen.
Protestanten: 1970 waren 48,8 Prozent aller Schweizer den Protestanten zugehörig. Bis 2000 verliert die evangelische Kirche beinahe 15 Prozent ihrer Mitglieder und schrumpft auf 33,9 Prozent. 2015 sind es noch 25,5 Prozent der über 15-Jährigen.
Katholiken: 1970 waren 46,7 Prozent der Schweizer katholisch. 2000 liegt ihre Zahl bei 42,3 Prozent. 2015 sind es nur noch 37,7 Prozent der über 15-Jährigen.
Während auch die jüdische Glaubensgemeinschaft in der Zeit von 1970 bis 2012 einen Mitgliederschwund aufweist, ist der Islam die einzige wachsende Religion.
Muslime: 1970 betrug die Zahl der Muslime 0,2 Prozent, im Jahr 2000 war sie bei 0,7 Prozent angelangt. Umso überraschender der plötzliche Anstieg auf 4,1 Prozent der Gesamtbevölkerung bis 2015. Er ist auf die Zuwanderung aus den ehemals jugoslawischen Republiken zurückzuführen. Von einer "Überfremdung der Schweizer Kultur" resp. gar von der Gefahr einer "Islamisierung" zu sprechen, ist hierzulande angesichts der geringen Anzahl Muslime in der Schweiz masslos übertrieben.
Der deutlichste Trend führt jedoch hin zur Konfessionslosigkeit (siehe nächster Abschnitt).
Mit dem Wandel der Religionszugehörigkeiten ändert sich auch der Teil der Konfessionslosen. 1970 sind gerade einmal 1,2 Prozent der Schweizer konfessionslos. Bis 2000 wächst ihre Zahl stetig, erreicht 11,4 Prozent, um anschliessend bis 2014 auf 22 Prozent in die Höhe zu schiessen.
Innerhalb von nur 15 Jahren steigt der Anteil um weitere 11 Prozentpunkte. 2015 haben sich 23,05 Prozent der über 15-jährigen Schweizer gegen eine Religion entschieden.
Auffällig bei der Verteilung der Religionszugehörigkeiten ist die grosse Schwankung innerhalb der föderalen Länder. In den wenigsten liegt ein gleichmässiger Anteil vor.
Städte: Stattdessen gehören in Bern mehr als die Hälfte der Menschen der protestantischen Kirche an, während in Wallis und Tessin die römisch-katholische dominiert. Die Zahl der Juden und Muslime ist in Zürich und Bern am höchsten, in den anderen Ländern bildet sie meistens nur einen Bruchteil der gesamten vertretenen Religionen. Die meisten Konfessionslosen leben in Zürich, Bern, Waadt und Aargau.
Die Schweizer Kirchengemeinden mussten nicht nur einen prozentualen Verlust an Mitgliedern einbüssen, auch die Zahl der regelmässigen Kirchgänger ist zurückgegangen.
Im Jahr 2000 war die Religion lediglich für 16 Prozent der Schweizer wichtig. In den letzten zehn Jahren hat sich der Teil der Kirchgänger und Kirchgängerinnen um zehn Prozent reduziert. 50,7 Prozent der Protestanten geben an, den Gottesdienst nicht aufzusuchen und 38,5 Prozent der Katholiken.
Dennoch sagen 71% der Schweizer, grundsätzlich an Gott zu glauben. (Stand 2012)
Wandel der Religionszugehörigkeit hat laut Experten ihren Ursprung in der mangelnden Beziehung der Menschen zur Kirche. Mit jeder Generation würde der Wert, welcher die Kirche im Leben der Bevölkerung hat, abnehmen und die Gleichgültigkeit steigen. Der Trend hat vor Jahren eingesetzt und scheint sich weiter fortzusetzen. Der wachsende Abstand zur Religion lässt sich bei Katholiken und Protestanten an den genannten Zahlen erkennen.
Als Grund für die Abkehr wird neben Desinteresse Enttäuschung und Wut aufgezählt.
Fokus ist hier insbesondere die Hierarchie der katholischen Kirche sowie die traditionellen Normen. Ein anderer Grund, aus der Kirche auszutreten wird im finanziellen Aspekt, im Form der Kirchensteuer, gesehen.
Die Religionen fördern zudem ein gewisses Konfliktpotenzial innerhalb der Bevölkerung.
Besonders hoch ist dieses Konfliktpotenzial zwischen streng religiösen Menschen und Personen, die eine strikte Trennung von Kirche und Staat fordern.
Die Mehrheit der Schweizer sieht Religion als Teil der Privatsphäre an und lehnt Missionierungen sowie extremistische Tendenzen ab. Zehn Prozent glauben an alternative Formen der Spiritualität.
Die zweitgrösste Religionszugehörigkeit in der Schweiz nach dem Christentum ist der Islam. 346'298 Menschen über 15 Jahre bzw. 4.15% der Gesamtbevölkerung zählen mittlerweile zur muslimischen Gemeinschaft. Durch die Einwanderung von Türken und Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien ist der Teil der Muslime stetig gewachsen.
Historisches: Die ersten Muslime erreichten die Schweiz im 10. Jahrhundert, als das Gebiet noch als Teil Hochburgund bezeichnet wurde. Im Mittelalter eroberten Araber 939 Genf und beherrschten in den folgenden Jahren einige Teile der Schweiz. Bis 975 expandierten die Araber, ehe sie in eben diesem Jahr gestoppt wurden.
Aktuell: Im 20. Jahrhundert erreichten 1945 die ersten Muslims das Land. Ihr Ziel war es, sich in der Schweiz ausbilden zu lassen und später in ihr Heimatland zurückzukehren, was die Mehrheit der Muslime nach Erreichen des Abschlusses auch in die Tat umsetzte. Zwischen 1960 und 1970 wanderten Gastarbeiter aus Teilen des ehemaligen Jugoslawien sowie der Türkei ein. 1970 betrug die Zahl der Muslime in der Schweiz 0,2 Prozent, im Jahr 2000 lag der Anteil bei 0,7 Prozent. Umso überraschender der plötzliche Anstieg auf 4,1% bis 2015. Er ist auf die Zuwanderung aus den ehemals jugoslawischen Republiken zurückzuführen.
Der grösste Teil der muslimischen Gesellschaft lebt heutzutage in der Westschweiz.
Heute macht der Anteil der Muslime an der Schweizer Bevölkerung gerade mal 4,1 Prozent aus.
Trotz der Repräsentation der Muslime wurde 2009 der Bau eigener Minarette durch einen Volksentscheid an der Abstimmungsurne abgelehnt. Um ihre Religion dennoch ausüben zu können, treffen sich zahlreiche Muslime in so genannten Hinterhofmoscheen, bei denen es sich im Grunde genommen um alte Fabriken oder Wohnungen handelt. Zwischen Herkunft und Kultur der schweizerischen Muslime herrschen teilweise grosse Unterschiede. Dies führt dazu, dass die Gruppen untereinander nur wenig Kontakt haben.
Im Kontrast zu Minaretten befinden sich in der Schweiz Moscheen, buddhistische Kloster sowie Synagogen, welche die Auslebung der Religionsfreiheit auch für religiöse Minderheiten ermöglichen sollen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Religion in der Schweiz in den letzten Jahren einen immensen Wandel mitgemacht hat. Während das Christentum und die Bedeutung der Religion stetig abnimmt, kommt es zu einem Wachstum des Islams.
Die Sorge der Islamisierung bleibt jedoch schon aufgrund des geringen prozentualen Anteils (4.1%) unbegründet und ist reine mediale sowie parteistrategische Panikmache.
Quellen:
- Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religions- /Konfessionszugehörigkeit, 2013-2015 kumuliert (Bundesamt für Statistik BfS)
- Religiöse und spirituelle Praktiken und Glaubensformen in der Schweiz: Erste Ergebnisse der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2014 (zur Publikation)
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Autor: Schweiz - Redaktion